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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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hast auch ihre scharfe Zunge, was?« Seine Augen wanderten zu derselben Stelle, die seine Männer angegafft hatten. Sie hob den Kopf. »Bringt Ihr mich zu Eurem Kommandanten?«

    »Natürlich.«
    »Wisst Ihr, aus welchem Grund er mich sucht?«
    »Nein.« Balkis wandte sich an die Männer. »Ihr zwei sucht weiter nach Nilah. Wenn Ihr sie findet, begleitet Ihr sie augenblicklich zurück. Ich werde die hier zum Kommandanten bringen.«
    »Jawohl.« Beide Männer nickten und grinsten Shaan anzüglich an, ehe sie davongingen.
    Balkis wandte sich wieder ihr zu. »Dann komm.« Er zog sie vorwärts und kicherte, als sie mit finsterem Blick den Männern hinterherstarrte.
    »Du kannst ihnen wohl kaum einen Vorwurf machen«, sagte er, und nun war er es, den Shaan aufgebracht anfunkelte.
    »Ich bin nicht so gekleidet, um mich zur Schau zu stellen. Es ist eine Verkleidung.«
    »Und was soll damit verhüllt werden?« Balkis lächelte. »Nicht, dass es viel verhüllen würde.«
    Shaan sah weg.
    »Brauchst du etwas, um dich zu bedecken?«, fragte er.
    »Nein.« Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. Lass ihn doch gucken, entschied sie dann. Er hatte sie zu fassen bekommen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich geschlagen geben und entsprechend benehmen würde. Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her. Er bog in die ruhigeren Straßen ein, die hinter den Gebäuden entlangführten, und in verlassene Seitengassen. Das Stimmengewirr von Leuten, die sich unterhielten, der Knall von Türen, die zugeschlagen wurden, und der Geruch von gekochtem Essen hingen in der Luft, aber sie begegneten niemandem. Seine Hand lag locker auf ihrem Arm, doch wenn sie sich auch nur ein kleines bisschen rascher bewegte, wurde der Griff fester.
    Nach einer Weile sagte er leise: »Ist dieser Mann, Tallis, wirklich dein Bruder?«
    Sie starrte ihn an, aber der Blick, den er ihr zuwarf, war schwer zu deuten. »Warum?«
    »Ich bin nur neugierig. Ihr seht euch beide so ähnlich. Er muss
mit dir verwandt sein.« Sie zuckte mit den Achseln, und er sagte: »Du weißt, dass er nicht mehr hier ist, nicht wahr?«
    Er ließ sie nicht aus den Augen, aber sie hatte ihr Gesicht abgewandt. Das dumpfe Echo von Tallis in ihrem Innern war so schwach, dass es ihr wehtat. »Ja.«
    »Er ist nach Osten geschickt worden«, berichtete Balkis. »Es hat dort weitere Angriffe gegeben. Der Kommandant glaubt, Tallis und sein Freund könnten dort nützlich sein. Sie beide haben die wilden Drachen, die dafür verantwortlich sind, schon einmal gesehen.«
    Shaan antwortete nicht, denn der Gedanke, dass Tallis dorthin flog, wo auch die wilden Biester waren, machte sie ganz krank. »Warum erzählt Ihr mir das?«, fragte sie. »Ich kenne ihn doch kaum.«
    »Ich dachte, du solltest das wissen. Ich an deiner Stelle würde es erfahren wollen.«
    »Aber ganz offensichtlich seid Ihr ja nicht an meiner Stelle«, fuhr Shaan ihn an, und sie wusste selbst nicht, woher dieser Zorn auf ihn kam.
    »Hast du außer ihm sonst noch Familie?« Balkis schien ihren Ton nicht bemerkt zu haben. »Leben eure Eltern noch?«
    »Sie sind tot.«
    »Dann hast du niemanden mehr?«
    Shaan schüttelte den Kopf.
    »Das muss merkwürdig sein«, sagte er nachdenklich. »Ich habe sowohl Mutter als auch Vater und eine Schwester. Aber vielleicht bedeutet es auch eine Art von Freiheit, wenn man niemanden hat und wenn es niemanden gibt, dem man es recht machen muss.«
    »Freiheit?« Sie blieb abrupt stehen und fuhr zu ihm herum. Seine Worte waren töricht, und sie verspürte den Drang, ihn für seine Dummheit zu schlagen. »Allein zu sein bedeutet keine Freiheit. Glaubt Ihr das wirklich? Dass es Freiheit bedeutet, wenn sich niemand darum schert, ob man lebt oder tot ist?« Sie entriss ihm ihren Arm.
    Erstaunt ließ er sie los. Balkis starrte sie an. »Das ist es nicht, was ich denke«, sagte er.

    »Nein?«
    »Nein.« Er war zornig, und einen Moment lang war sie froh darüber. Sie blieb wie angewurzelt stehen und funkelte ihn an. »Es tut mir leid, Shaan«, sagte er. »Du bist aufgebracht.«
    »Ich bin überhaupt nicht aufgebracht«, entgegnete sie rasch. »Ich habe das schon öfter von Leuten wie Euch gehört.«
    »Und was für Leute sind das?« Er ließ eine Hand auf dem Heft seines Schwertes ruhen.
    »Leute, die keinen Gedanken daran verschwenden müssen, woher ihre nächste Mahlzeit kommt. Leute, die ein prächtiges Dach über ihrem Kopf und Münzen in ihrer Börse haben. Leute, die niemals ein Kind in der

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