Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
nach Hause kommen. Mein Rücken bringt mich um, und ich setze zwei Sandziegen darauf, dass Irissa es schafft, neben dir zu sitzen.« Sein dunkles Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, und als er ein wenig seine unbequeme Stellung veränderte, raschelte seine Tunika.
    Tallis knurrte und versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber tief in seinem Herzen war ihm nicht danach. Die unbestimmte Angst, die ihn am Morgen befallen hatte, hing noch immer an ihm wie ein Spinnennetz.
    »Nein. Nicht heute«, sagte er.
    »Warum denn nicht?« Wieder gab ihm Jared einen Schubs. »Ich habe gehört, wie sie über dich gesprochen hat.«
    »Sie ist deine Schwester, Jared.«
    »Na und?«

    »Sieh mal, ich bin nicht …«
    »Ruhig!«, zischte Haldane. Die Stimme von Tallis’ Vater erreichte sie mühelos über die Köpfe der drei zwischen ihnen hockenden Männern hinweg. »Wir können von Glück sagen, falls wir auch nur eine Ziege erwischen, wenn ihr weiter wie zwei alte Sandschwestern schnattert.«
    Der Rest der Jagdgruppe brach in Gelächter aus, und Jared grinste sie an, denn er hatte seinen Spaß an dieser Beleidigung. An anderen Tagen hätte Tallis eingestimmt, aber heute presste er nur die Lippen zusammen und blieb stumm. Die düstere Angst fühlte sich wie ein Stein in seinen Eingeweiden an.
    Tallis sah, wie sich sein Vater umdrehte und leise etwas zu seiner Mutter, Mailun, sagte, und er wünschte, die Ziegen würden sich einfach beeilen und aus ihrem Versteck kommen, damit sie die Jagd hinter sich bringen könnten. Er schaute zu ihrem Clanführer, Karnit, der ausgewählt worden war, die Jagd zu begleiten. Die Augen des alten Mannes waren zusammengekniffen und wachsam, während er hinaus in die Wüste starrte. Seine Anwesenheit machte Tallis unruhig. Karnit hatte ihn nie gemocht. Er war schon seit siebenundzwanzig Jahren der Anführer, und er hielt streng an der Reinheit des Clans fest. Er glaubte daran, dass sich Mitglieder eines Wüstenclans nur mit ihresgleichen in Liebe verbinden sollten, und Tallis’ feine Gesichtszüge, sein schwarzes Haar und die hellbraune Haut waren eine ständige Erinnerung an alles, was Karnit verabscheute. Wann immer sich ihr Anführer zur Jagdgruppe dazugesellte, war sich Tallis seines anderen Aussehens doppelt bewusst.
    Langsam stieß er den Atem aus und versuchte sich stattdessen darauf zu konzentrieren, nach dem Wild Ausschau zu halten, anstatt dem hohlen Gefühl in seinen Eingeweiden Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Ameise krabbelte unter seinem Hosenbein hoch und biss ihn in die Wade. Er schlug auf sein Bein und rieb die schmerzende Stelle durch den Stoff hindurch.
    Weit und breit gab es keine Spur von Wildtieren. Nicht einmal eine Eidechse oder eine Sandratte regten sich hier draußen. Es war
seltsam; mittlerweile hätten sie schon mal etwas entdecken sollen. Eine schwere Stille hatte sich über alles gesenkt, als ob die Erde selbst irgendetwas erwartete. Sogar die Winde hatten sich gelegt. Tallis war unbehaglich zumute, und er sah zu seinem Vater hinüber. Sicherlich würde er die Jagd bald abbrechen, oder nicht?
    »Seht, dort!«, rief mit einem Mal Mergon, einer der älteren Jäger, und deutete hoch zum Himmel.
    In weiter Ferne am Horizont waren zwei schwarze Flecken aufgetaucht. Ein Murmeln schwoll an, und alle bewegten sich, beugten die Glieder, um wieder Blut in die steifen Muskeln zu pumpen, und griffen nach ihren Waffen.
    »Still!« Haldanes Stimme übertönte alle; er streckte eine Hand aus, seine Augen waren an den Himmel geheftet.
    Tallis’ Atem wurde schneller. Sie waren zu groß, um Vögel zu sein.
    »Was kommt da?«, flüsterte Jared.
    Tallis’ Magen verkrampfte sich, und ein Schauer lief ihm über die Haut, als er begriff, was er da sah. Ein schriller Schrei ertönte, bei dem er unwillkürlich die Zähne zusammenbiss.
    »Drachen«, flüsterte er zurück.
    »Drachen!« Karnits Ruf war ein Echo seiner Worte, und der Anführer erhob sich.
    Um ihn herum standen auch die übrigen Männer der Jagdgruppe langsam auf, traten hinter den Felsen hervor und starrten hinauf in den Himmel.
    Es war Tallis, als lege sich die Furcht wie eine eisige Hand in sein Kreuz. In den Clanlanden bekam man nur selten Drachen zu sehen. Sie wurden misstrauisch beäugt, und es verstieß gegen das Gesetz, auf ihnen mitzufliegen. Tallis selbst hatte erst ein einziges Mal einen Drachen zu Gesicht bekommen. Vor vier Jahren war er mit Jared unterwegs gewesen, um Shrike-Eier einzusammeln, als einer von ihnen über

Weitere Kostenlose Bücher