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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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die ruhigen Straßen. Er war sich sicher, dass dieser auferstandene Gott zur Kuppel und zu seinen Drachen unterwegs sein würde, und so schlug er den Weg durch das Händler-Viertel ein und bog in die steile Straße, die zur Anlage emporführte.
    Der Wind blies vom Meer herein und wühlte seine Haare auf. Er blieb stehen, drehte sich um und ließ seinen Blick über die Stadt wandern. Er konnte einen schwachen Hauch beißenden Rauchs in einer heranwehenden Brise erahnen. Als er die Dächer absuchte und die Augen zusammenkniff, konnte er graue Schwaden über den Straßen des Seefahrer-Viertels sehen. Sie schienen in der Gegend um das Red Pepino aufzusteigen. Das konnte kein Zufall sein. Fluchend machte er kehrt, rannte den ganzen Weg zurück zur Stadt, und tief im Innern kannte er bereits die Wahrheit. Er war zu weit vom Red Pepino entfernt, als dass er es noch rechtzeitig hätte erreichen können. Und so änderte er seinen Kurs, kürzte seinen Weg über einen leeren Marktplatz ab und stürmte zum Tempel, um sich ein Muthu zu holen.
    Als er ankam, war es still auf dem Hof. Die Wache fuhr nur halb aus dem Schlaf auf, als er durchs Tor rannte und dem Mann zubrüllte, er solle das Haupttor öffnen. Dem Wachposten blieb
kaum genug Zeit, aufzustehen und das schwere Holztor aufzuschieben, als Rorc auch schon auf ein Tier gestiegen war und es mit den Hacken dazu gebracht hatte, sich in Bewegung zu setzen. Die Hufe klapperten auf den Steinen, als Rorc das Muthu aus dem Stall trieb und auf die Straße lenkte. Der Schein von Lampen in den Fenstern hinter ihm schimmerte, als er in der dunklen Gasse in Richtung Seefahrer-Viertel verschwand.
    Er folgte der schmalen, kurvenreichen Straße zwischen verwahrlosten Gebäuden hindurch und hielt den Blick unablässig gen Himmel gerichtet. Die Qualmwolken waren jetzt unübersehbar. Sie wehten über die Dächer, und der Brandgeruch wurde stärker. Eine Tür öffnete sich, und ein Mann steckte den Kopf hinaus, schnüffelte und sah die Straße hinunter. Andere Gesichter tauchten an den Fenstern in den oberen Geschossen auf. Immer mehr laute Stimmen waren zu hören, unter die sich das unverkennbare Knistern brennenden Holzes mischte.
    Rorc klammerte sich am sattellosen Rücken des Muthus fest und trieb es gnadenlos vorwärts. Im Galopp verließen sie die Straße und bogen in eine Gasse ein, die sie zurück zum Gasthaus führte. Schwarze Rauchschwaden stiegen hier in die Luft, und eine Menschenmenge schob sich in diese Richtung. Rorc benutzte das Muthu, um sich einen Weg zu bahnen, und er ritt bis zur Hinterpforte, sprang ab und ließ das Tier bei einem Straßenjungen zurück, um zum Feuer zu rennen. Rauch quoll aus den Fenstern der höheren Etagen, und dunkle Gestalten, die nur als Silhouetten vor dem Himmel zu erkennen waren, sprangen hinaus auf das Dach des Vorratsschuppens vom Red Pepino.
    Aus dem Inneren ertönten Schreie, und niemand schien etwas zu unternehmen, um den Eingeschlossenen zu Hilfe zu kommen. Mit bestürzten Gesichtern liefen die Menschen durcheinander. Rorcs Herz hämmerte, als er die Menge nach Torg oder Tuon absuchte, sie jedoch nirgends entdecken konnte. Immerhin erkannte er eine der Huren wieder, lief mit langen Schritten zu ihr und packte sie am Arm.
    »Weißt du, wo Torg und Tuon stecken?«, fragte er.

    Die Frau sah ihn verängstigt an. »Keine Ahnung. Ich dachte, sie wären unten in der Küche gewesen. Haben sie es nicht mehr rausgeschafft?«
    Rorc gab ihr keine Antwort. Er griff sich den nächstbesten Mann. »Du da! Hol die Stadtwache.« Der Angesprochene zuckte zusammen, als er bemerkte, wer ihm da einen Auftrag erteilt hatte, drehte sich um und schoss durch die Tore davon zur Wachstation.
    »Ihr da!« Rorc rannte zu drei jüngeren Männern hinüber. »Zwei von euch suchen sich Eimer und füllen sie mit Wasser aus dem Brunnen. Fangt damit an, den Vorratsschuppen und dieses Ende des Gasthauses zu löschen.« Er zeigte auf die Seite, an der noch immer Frauen aus den Fenstern sprangen. »Wir müssen das Feuer eindämmen, ehe es sich ausbreiten kann. Holt euch noch andere zu Hilfe. Und du«, er zeigte auf den Größten und Kräftigsten der drei, »du begleitest mich.«
    Die zwei Männer beeilten sich, seinen Anweisungen zu folgen, während Rorc zur Hintertür des Gasthauses rannte; der junge Mann war ihm auf den Fersen. Rauch drang inzwischen aus jeder Ritze, und lange, qualmende Risse bildeten sich in den rau verputzten Wänden. Aus dem Innern der Mauern drangen

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