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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Wände und überzog den Stein mit Licht. Nuathins Augen blitzten und hatten ein tiefes Lila angenommen, das dem Azoths sehr ähnlich war.
    Shaan versuchte, dem Drachen ihre Gedanken zu übermitteln: Nuathin. Verschwinde. Flieg weg . Sie spürte das plötzliche Verlangen, das alte Tier zu beschützen. Aber entweder war es ihr nicht richtig gelungen, die Geiststimme zu verwenden, oder Nuathin ignorierte sie, denn er starrte auch weiterhin, wie in einen Bann geschlagen, den Mann neben ihr an.
    Shaan schielte zu Azoth, und ihr Innerstes verkrampfte sich vor Furcht. Er schien an Größe und Breite zugelegt zu haben, und ein begehrliches Licht glomm in seinen Augen. Es war der gleiche Ausdruck wie in Morfessas Zimmer, als er sie das erste Mal zu sich gerufen hatte. Er strahlte nun Macht aus und hatte nichts Menschliches mehr an sich.
    Mein Semorphim , wandte er sich mit tiefer, sinnlicher Stimme an Nuathins Geist. Shaan bekam eine Gänsehaut. Sie konnte ihn verstehen, obwohl er eine Sprache verwendete, die sie noch nie zuvor gehört hatte. Shaan wollte davonrennen, vermochte es jedoch nicht; der Wohlklang von Azoths Geiststimme sang in ihrem Blut, und eine Wärme durchströmte sie. Ohne zu wissen, warum, fiel sie auf die Knie.
    Ich habe ganze Millennien lang Tränen vergossen, weil ich euch verloren hatte . Er näherte sich dem Drachen. »Mein Eigen, meine Kinder, vor mir verborgen. Aber ich bin zu euch zurückgekehrt.« Er streckte dem Drachen eine Hand entgegen, und voller Erstaunen sah Shaan, wie eine Träne aus Azoths Augenwinkel quoll.
    Komm, trage mich und die Meine. Wir werden wieder eine Familie sein, wir alle .
    Seine Stimme war hypnotisch und von solcher Traurigkeit erfüllt, dass auch Shaan spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Nuathins Kamm pulsierte in schnell wechselnden Farben, und Rot und Blau, dann Grün und Orange wirbelten an seinem Hals entlang. Seine mächtigen Flanken hoben und senkten sich, und sein heißer Atem wehte Shaan das Haar aus dem Gesicht. Einen
Moment lang starrte er Azoth an, und die Luft zwischen ihnen sprühte vor Energie; dann drehte er sich plötzlich um, schwang sich von seinem Sims, schlug mit den Flügeln und stieg zum Dach empor.
    Azoth wandte sich mit triumphierenden, glänzenden Augen an Shaan. »Komm.« Er griff nach ihr, zog sie auf die Beine und folgte der Rampe zur Spitze der Kuppel empor.
    Shaan war verwirrt und ließ sich von ihm den kurzen Weg bis zur Außentür führen. Sie bekam nur schwer Luft. Seine Stimme hielt sie gefangen, doch mehr noch seine Worte. Etwas in ihrem Kopf reagierte, als würde sie etwas Bekanntes wiederfinden. Da war ein tiefes Ziehen in ihr, und was sie geglaubt hatte, geriet ins Wanken. Mich und die Meine . Azoth stieß die Dachtür auf, und Shaan kniff in den ersten Strahlen der aufgegangenen Sonne die Augen zusammen.
    Nuathin erwartete sie bereits. Shaans Herz hämmerte, und einen Moment lang blieb sie unsicher stehen. Azoth drehte sich um und kam zurück. Er sah zu ihr hinab, liebkoste ihre Wange und hob ihren Kopf, um ihr in die Augen zu schauen. Er lächelte, und Shaan zitterte bei seinem Anblick.
    »Komm«, flüsterte er, und wieder spürte sie das Drängen tief in ihrem Innern, das danach verlangte, bei ihm zu sein.
    »Gut.« Sein Lächeln wurde breiter, und er zog sie sanft mit zum Drachen.
    Nuathin sah strahlender aus, schlanker und irgendwie jünger. Er drehte ihr den Kopf zu, um sie anzusehen, während Azoth ihr half, auf seinen riesigen Rücken zu klettern und sich zwischen seine Flügel zu setzen. Azoth selbst sprang geschmeidig vor ihr auf, und sie schlang ihre Arme um seine Taille wie in einem Traum.
    »Shaan!« Eine Stimme ertönte, und Balkis platzte durch die Türöffnung auf das Plateau hinaus. Er hatte sein Schwert aus der Scheide gezogen, und sein blondes Haar wehte hinter ihm her, als er auf sie zurannte.
    »Halt!«, rief er.

    Seine Augen suchten ihre, und einen kurzen Moment lang fanden sich ihre Blicke. Shaan spürte, wie das Strahlen, das sie umfangen hatte, verblasste, und etwas in Balkis’ verzweifeltem Gesicht berührte ihr Inneres. War er ihretwegen gekommen? Sie löste ihre Hände von Azoths Körper.
    Doch da sprach Azoth: »Flieg, Semorphim.« Es war ein Befehl, und der Drache duckte sich kurz und sprang dann in die Luft.
    Die Wucht ließ Shaans Magen in die Kniekehlen sinken, und sie hatte ihre Arme wieder um Azoths Hüfte gelegt, als sie höher stiegen. Ihre Haare wirbelten im Aufwind um ihren Kopf herum, und sie

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