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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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das Tor zu Morfessas Haus aufstieß. Die Sonne ging über den Hügeln auf, als er zur Tür ging, doch Morfessa öffnete sie ihm, ehe er sie erreicht hatte.
    Die Haut des alten Mannes war grau, und seine Augen waren trüb und feucht. Rorcs Magen schien sich umzudrehen, als Morfessa ihn anstarrte.
    »Rorc«, flüsterte er, »sie ist …« Er brach ab, und Rorc tat einen Schritt auf ihn zu.
    »Was ist geschehen?« Eine plötzliche Furcht überfiel ihn.
    »Ich konnte nicht …« Morfessa schüttelte den Kopf und starrte ihn an.
    »Rorc, die Führerin ist tot.«
     
    Vorsichtig nippte Tuon am heißen Tee, den ihr die Schwester dagelassen hatte, und wann immer sie den Kopf drehte, ließ ein stechender Schmerz sie zusammenzucken. Ein langer Bluterguss verlief an ihrer Wange entlang, und ein ähnlich scharlachroter Schatten zog sich von ihrer linken Schläfe aus nach oben, wo er unter dem Haaransatz verschwand. Die Schwestern hatten in der Nacht eine Salbe aufgetragen, doch ihr Kopf pochte noch immer dumpf, und Tuon konnte die Überreste des Rauchs in ihrem Mund schmecken und auf ihrer Haut riechen. Sie musste dringend ein Bad nehmen und sehnte sich danach, in einen Zuber
mit heißem Wasser zu klettern und ihre Haut abzuschrubben. Sie wollte sich abreiben und abbürsten, bis die ganze letzte Nacht weggespült wäre: die Leere in Shaans Gesicht, das Blut, das aus Torgs Körper gequollen war, ihre eigene Hilflosigkeit. Abrupt schob sie den Becher weg und vergoss dabei einige Tropfen Tee, dann stand sie auf.
    Schmerz schoss ihr in den Kopf, und sie knirschte mit den Zähnen und blieb reglos stehen, während sie darauf wartete, dass der Schwindel vorüberginge. Dann nahm sie das Kleid, das die Schwestern ihr hingelegt hatten. Dies wenigstens war sauber und roch nach Kräutern, nicht nach Qualm. Sie schob sich den weichen, weißen Stoff über den Kopf, dann die Arme durch die ellbogenlangen Ärmel, und zog die Schnürung an der Taille zu. Das Kleid fiel ihr bis zu den Knöcheln und schmiegte sich kühl und leicht an ihren müden Körper. Der Duft der Kräuter hatte etwas Tröstendes.
    Was sollte sie jetzt nur tun? Die Erkenntnis, dass es keinen Ort gab, an den sie zurückkehren konnte, traf sie mit plötzlicher Wucht. Sie sah sich in dem kleinen, schlichten Raum um. Es gab hier nichts als ein einzelnes Bett, einen Tisch und einen Stuhl, und die glatten, dicken Wände waren weiß getüncht. Sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, ging hinüber zum Fenster und schob die Läden auf. Es gab kein Glas im Rahmen, und der Blick ging hinaus in einen kleinen Hofgarten. Auf beiden Seiten wuchsen dunkelgrüne Büsche mit lilafarbenen Blütenknospen. Es war kein Laut zu hören, und das Licht draußen war grau und trüb. Als Tuon den Blick hob, sah sie ein Stück vom Himmel, der voll schwerer Wolken hing. Die Welt hielt den Atem an und wartete auf Regen.
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren, und eine kleine Frau mit braunen Haaren betrat den Raum. »Der Kommandant verlangt nach Euch.« Sie lächelte.
    Tuons Herz machte einen Satz. »Jetzt?«
    Die Frau nickte. Tuon war sich mit einem Mal der Rußflecken und Schmutzspuren auf ihrer Haut sehr bewusst. »Kann ich mich
nicht zuerst noch waschen?« Sie schob sich eine rauchgeschwängerte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Nein, es scheint dringend. Kommt.« Sie streckte ihr eine Hand entgegen, als sei sie ein kleines Kind. »Es ist schon in Ordnung so.«
    Tuon zögerte, aber ihr wollte kein guter Grund für einen Aufschub einfallen, und so folgte sie der Schwester aus dem Raum.
    Rorc erwartete sie wieder einmal im Arbeitszimmer und stand neben dem Schreibtisch. Aber dieses Mal war er nicht allein. Die Seherin der Führerin war bei ihm. Helle, graue Augen waren auf sie gerichtet, als sie eintrat, und Tuon merkte, wie ihre Kopfhaut prickelte. Ehe ihr ein angemessener Gruß in den Sinn kommen wollte, trat Rorc schon auf sie zu.
    »Tuon!« Er durchquerte den Raum mit drei langen Schritten, und einen Moment lang glaubte sie, er wolle sie in die Arme schließen, doch er blieb kurz vor ihr stehen und ließ die Augen über ihr Gesicht wandern. »Haben sich die Schwestern gut um dich gekümmert? Bist du wohlauf?«
    »Ja.« Verblüfft nickte sie. Er sah sie eindringlich an, und aus seinem Gesicht sprach Sorge um sie. Das war mehr, als sie ertragen konnte, und sie drehte sich rasch um und setzte sich auf einen Stuhl am Fenster zur Seherin, wich Rorcs Blick aus und spürte, wie ihr Herz

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