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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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ausgeglitten.

    »Das da ist der Markt«, sagte die alte Frau und deutete zum Ende der Straße. »In der Nähe gibt es Gasthäuser, und es sollten auch Unterkünfte dabei sein, die Ihr Euch leisten könnt.«
    »Danke«, sagte Mailun und reichte ihr das kleine Stück geschnitzten Elfenbeins, den einzigen Gegenstand in ihrem Besitz, der hier etwas wert sein mochte.
    Aber die Frau winkte ab. »Nein, nein.« Sie runzelte die Stirn und wirkte beschämt. »Ihr beide habt dabei geholfen, diese verfluchten Scanorianer zu vertreiben. Das ist Dank genug.« Sie ließ die Zügel schnalzen. »Passt gut auf Euch auf.« Unbeholfen klopfte sie Mailun auf die Schulter, dann trieb sie das Muthu an. »Ich hoffe, ihr findet eure Jungen«, rief sie ihnen über die Schulter hinweg zu, als das Tier den Karren unter lautem Ächzen und Spucken anzog.
    Während sie ihr nachsah, ließ Mailun das Stück Elfenbein in ihrer Handfläche hin und her rollen. »Wir sollten zusehen, ob wir dies hier irgendwo in Münzen umtauschen können«, sagte sie.
    »Vielleicht auf dem Markt.« Irissa deutete mit ihrem Speer in die Richtung. Ein Mann, der gerade vorbeiging, starrte unverhohlen auf ihre Brüste, die sich unter dem nassen Stoff der dünnen Tunika abzeichneten. Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick, aber er grinste nur und ging weiter.
    »Sei vorsichtig, Irissa«, mahnte Mailun. »Die Sitten an diesem Ort mögen andere sein als in den Clans.«
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, erwiderte Irissa abweisend. »Ich kann auf mich aufpassen. Außerdem weißt du nicht mehr als ich, Mailun. Auch du warst noch nie hier.«
    »Nein, aber ich habe mehr von ihnen gehört als du. Bleib nahe bei mir und vergiss nicht, warum wir hier sind. Komm.«
    Mühsam stapften sie durch den Schlamm auf den Straßen. Der Markt, den die Frau ihnen gezeigt hatte, war riesig und erstreckte sich über einen großen, gepflasterten Platz, der von Steinhäusern umringt war. Es wimmelte von Menschen, und niemand schien sich am ständigen Nieselregen zu stören.
    All diese Menschen - so viele an einem Ort und alle fremd -
machten Mailun nervös. Wie sollten sie hier Tallis oder Jared finden? Das erschien ihr unmöglich. Wenigstens war sie wieder in der Nähe des Wassers. Es war lange her, seit sie zum letzten Mal den salzigen Geruch des Meeres in der Nase gehabt hatte. Sie sog tief die Luft ein, die hier im Gegensatz zu ihrer Heimat nicht schneidend kalt war. Der Geruch war so vertraut, dass er sie wie eine Klinge durchfuhr, und in den Schmerz mischte sich auch eine Spur Hoffnung. Wenn doch nur Haldane bei ihr wäre.
    Sie verdrängte alle traurigen Gedanken und ging zu einem kleinen Händlerkarren am Rand des Platzes. Dort verkaufte ein junges Mädchen billigen Schmuck, und es standen nicht allzu viele Menschen herum. Doch nach einem kurzen Blick auf das Elfenbein schüttelte die Händlerin den Kopf.
    »Ich kann es mir nicht leisten, euch das abzukaufen.« Sie schürzte die Lippen, und ihr Blick wanderte über die Clankleider der beiden Frauen. »Die alte Nelma, ein Stück in diese Richtung dort, die könnte genug haben.«
    Mailun murmelte einen Dank und drehte sich um.
    »Hoffen wir, dass sie recht behält«, murmelte Irissa missmutig und kramte in ihrem Bündel herum. »Hast du noch ein paar getrocknete Beeren?«
    Mailun schüttelte den Kopf und fragte sich, wie Irissa an Essen denken konnte, während so viele Menschen in der Nähe waren, und sie immer wieder hin und her geschoben wurde.
    Sie umrundeten eine Gruppe streitender Männer, dann entdeckte sie etwas, das sie anhalten ließ. Mailuns Herz setzte einen Augenblick aus, und ihr stockte der Atem. Vor ihr bahnte sich ein dunkelhaariger Mann seinen Weg durch die Menge. Irissa, die nicht bemerkt hatte, dass Mailun stehen geblieben war, prallte von hinten gegen sie. Doch Mailun hörte ihren unterdrückten Fluch gar nicht.
    Es konnte nicht sein. Ihre Augen verfolgten den großen Mann, der quer über den Marktplatz lief und keine fünf Menschen von ihr entfernt an ihr vorbeiging. Sie starrte ihn an und wollte nicht wahrhaben, was ihre Augen sahen, doch es ließ sich nicht leugnen. Sein Haar war etwas länger, aber noch immer dunkel, und
ein kurzer Bart bedeckte sein Kinn. Aber sie hätte ihn überall wiedererkannt: Rorc. Dieser Gang, diese Art, wie er sich bewegte. Sie erinnerte sich daran, wie sehr sie es geliebt hatte, diese sehnige Geschmeidigkeit zu beobachten. Er war inzwischen älter geworden, aber noch immer ein gut

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