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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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aussehender Mann. Als er einem Kind auswich, drehte er sich unvermittelt in ihre Richtung. Mailun bekam einen Schreck, sprang zurück und versteckte sich hinter Irissas Rücken, während Rorcs grüne Augen den Platz absuchten und über sie hinwegglitten.
    »Was ist denn los?« Verwundert ließ Irissa den Blick schweifen und fragte sich, was der Grund für Mailuns ängstliche Reaktion gewesen sein mochte.
    Aber Mailun schaute sie nur kurz an, dann sah sie wieder weg und starrte Rorc hinterher, bis er außer Sicht war. Was konnte sie ihr sagen? Dass der Mann, der ihr einst alles bedeutet hatte, der ihr Leben gewesen war, sich in dieser Stadt befand? Oder vielleicht, dass gerade Tallis’ Vater an ihnen vorbeigegangen war, der Mann, der nicht wusste, dass er einen Sohn hatte, der Mann, der sie verlassen hatte?
    »Mailun?« Irissa sah sie besorgt an.
    »Nichts. Es ist nichts«, wiegelte sie ab. »Komm.« Sie drehte sich um und zog Irissa in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wo willst du denn hin?«, protestierte Irissa. »Was ist mit dem Laden?«
    »Wir werden einen anderen finden«, sagte Mailun. Ihr Herz war in Aufruhr, und so zog es sie unwillkürlich in Richtung Meer. Der Schmerz hielt ihr Inneres wie in einem Schraubstock gefangen, und sie war so sehr mit ihren Ängsten beschäftigt, dass sie nicht einmal hörte, wie Irissa erschrocken nach Luft schnappte, ihren Arm packte und sie zum Anhalten zwang, während sie in den Himmel emporstarrte.
    Ein plötzlicher Schatten legte sich vor das Sonnenlicht. Im selben Moment begannen überall um sie herum die Menschen zu schreien, denn ein großer Schwarm Drachen tauchte kreischend auf, überflog die Stadt und drehte dann nach Osten ab.

38
    M it einem Ruck erwachte Shaan und stieß sich den Kopf an der Wand hinter ihr. Sie musste im Sitzen auf der schmalen Plattform, die rund um die hoch in den Bäumen errichtete Hütte verlief, eingedöst sein. Der Tag war schwül und heiß, und ein dumpfer Schmerz drückte zwischen ihren Augen. Schon wieder hatte sie von Tallis geträumt, was sie mit einem hohlen und elendigen Gefühl hatte aus dem Schlaf auffahren lassen. Müde rieb sie sich mit der Hand übers Gesicht. Immerhin war es besser gewesen, als von Tuon und Torg zu träumen, deren Körper von Flammen eingehüllt waren, und besser auch, als in ihren Träumen Balkis zu begegnen.
    Sie schauderte, zog das wenige, das ihr noch von ihrem Kleid geblieben war, über ihre Knie und blickte hinab auf das Dorf. Es war schwer vorstellbar, dass sich Tallis hier befunden hatte, als sie angekommen waren, und dass er so nahe an ihr vorbeigeflogen war. Es hatte sie wie ein Schlag getroffen, ihn und den anderen Reiter zu sehen. Sie hätte ihn doch spüren müssen, war aber wohl zu sehr darauf bedacht gewesen, ihre Gedanken an ihn vor Azoth abzuschirmen. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie auf diese Weise vielleicht auch sich selbst vor ihm verschließen würde. Jetzt konnte sie ihn überhaupt nicht mehr fühlen, konnte es aber auch Azoths wegen nicht riskieren, die Sinne nach ihrem Bruder auszustrecken.
    Kurz nachdem sie angekommen waren, hatte sie ihren Mut zusammengenommen und den Gefallenen gefragt, warum er die Drachen und ihre Reiter unbehelligt hatte ziehen lassen, wenn es doch sein Ziel war, sie alle unter seine Herrschaft zu bringen. Es war spät gewesen, als er sie zum Fluss gebracht hatte, und sie war
zu erschöpft und zu aufgewühlt gewesen, um zu begreifen, dass sie den Mund hätte halten sollen. Sie erinnerte sich, wie er sie ausgelacht hatte.
    »Die Semorphim werden zurückkommen«, sagte er. »Wenn du findest, was ich suche, werden sie zu mir zurückkehren.« Es war Nacht. Er stand am Fenster und sah zum Dorf hinunter. Schweiß schimmerte auf der braunen Haut seines nackten Oberkörpers, und die ausgeprägten, wohlgeformten Muskeln auf seinem Rücken traten im flackernden Lichtschein der Lampen deutlich hervor. Solange sein Gesicht nicht zu sehen war, hätte ihr der junge Mann, den sein Körper zu sein vorgab, beinahe gefallen können. Doch dann drehte er sich um, und sein düsterer, uralter Blick ruhte auf ihr.
    »Jene, die sich mir nicht wieder anschließen werden, sondern danach trachten, mich erneut zu verraten, werden untergehen. Es werden doch nur wenige sein, und ich kann warten. Ich jage meinen Kindern nicht hinterher; sie müssen von selbst zu mir kommen. Sie fühlen in ihrem Blut und in ihren Knochen, wie sehr sie mich brauchen - genau wie du.« Sein Blick wanderte

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