Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
über die kurze Entfernung zu der Stelle auf dem Fußboden, wo sie saß, sodass sie wünschte, sie könnte sich noch näher an die Wand hinter sich pressen.
    Er lächelte. »Du wehrst dich, meine Liebe. Aber du wirst noch erkennen, wie nutzlos das ist. Denn selbst wenn ich dich gehen ließe, würdest du dich danach sehnen zurückzukehren. Ich habe keinen Zweifel, dass der Stein dafür sorgen wird.« Er trat zu ihr und kniete vor ihr nieder, um ihr Gesicht zu liebkosen. »Schon bald werden sie alle aus freiem Willen zu mir kommen. Denen, die sich mir verweigern, wird keine Gnade gewährt werden - das gilt auch für dich. Einen neuerlichen Verrat werde ich nicht dulden.« Als er sie sanft küsste, war sie außerstande, sich ihm zu entziehen; es war, als sei sie in einer eisernen Gussform gefangen. Schließlich zog er seine Hand von ihrem Kinn zurück. »Wenn du wirklich musst, dann verlass mich, sobald ich habe, was ich suche. Aber glaube nicht, dass du mir jemals wirklich entfliehen
könntest - oder dass ich vergessen würde, dass du mich verlassen hast.«
    Das leichte Lachen, mit dem er aufgestanden und hinausgegangen war, quälte sie ebenso wie ihr Unvermögen, seinem Kuss zu widerstehen. Mit zu Fäusten geballten Händen sah sie den Laufsteg hinunter. Ihr einziger Gedanke galt der Flucht.
    Schritte im Innern der Hütte ließen die Bretter unter ihr schwanken. In diesem Moment unterhielten sich Azoth und der alte Häuptling dort drinnen. Das Murmeln seiner tiefen, weichen Stimme sorgte dafür, dass sich ihr Magen zusammenzog und ihre Schultern sich verkrampften. Wenn sie nur mit Jared hätte sprechen können, um herauszufinden, was dieser wusste. Doch seit ihrer Ankunft vor zwei Tagen hatte Azoth sie nicht in seine Nähe gelassen.
    Das Rascheln von Blättern ließ sie erstarren. Jemand stieg die Strickleiter hoch. Als sie ihre verletzte Hand aufstützte und sich vorbeugte, um nachzusehen, wer da kam, stöhnte sie unwillkürlich auf. Ein Kopf mit glänzenden Haaren tauchte über dem Rand der Plattform auf. Braune Augen sahen Shaan an, und sie begriff, dass es die Frau war, der die Hütte gehörte. Eine kleine Hand winkte sie heran.
    »Deine Hand«, flüsterte sie. »Du bist verletzt. Komm mit mir. Ich werde dir helfen.« Verstohlen sah sie sich um. »Ist er drinnen?«
    »Ja«, flüsterte Shaan zurück.
    »Dann komm, komm jetzt.« Erneut bedeutete ihr die Frau, zu folgen.
    Shaan zögerte. Azoth würde wütend werden, wenn er nach draußen käme und sie nicht da wäre. Sie verabscheute sich selbst wegen solcher Gedanken, und sie stieß sich von der Wand ab. Sollte er doch toben. Mit einer raschen Geste ließ sie der Frau den Vortritt und kletterte dann hinter ihr die schwankende Strickleiter hinunter.
    »Hier entlang.« Die Frau führte sie zu einer kleinen Hütte nicht weit vom Fuße des Baumes entfernt. Sie klappte einen gewebten Türvorhang zurück und verschwand im Innern.

    Mit einem Blick über die Schulter folgte Shaan ihr. Eine dicke Matte auf dem Boden und ein kleiner Steintrog waren die einzigen Einrichtungsgegenstände. Am Fenster stand Jared und sah nach draußen.
    »Shaan!« Mit drei Schritten war er bei ihr und drückte sie fest an sich. Dann hob er sie voller Begeisterung vom Boden hoch, um sie auf Armeslänge vor sich zu halten. Prüfend betrachtete er ihre hagere Erscheinung und die Schatten unter ihren Augen, dann sagte er: »Ich bin so glücklich, dich am Leben zu sehen.«
    »Das bin ich auch.« Sie lächelte. Aber eine plötzliche Unsicherheit befiel sie. »Was ist dir zugestoßen? Wie seid ihr hierher gekommen? Und wohin ist Tallis verschwunden?«
    Jared drückte ihre Schultern. »Wir wurden von den Bestien angegriffen. Eine schien mich nicht zu mögen.« Er drehte sich um, und ließ sie den Verband auf seinem Rücken sehen. »Tallis hat sie vertrieben. Wir wurden hergebracht, damit unsere Wunden versorgt werden können.« Sein Blick huschte kurz zu Alterin. »Tallis war verletzt, aber nicht so schlimm. Als er dich kommen sah …« Er schüttelte den Kopf. »Wir dachten erst, es wären wieder wilde Drachen. Tallis und Attar flogen ihnen auf ihren Tieren entgegen, um sie zu bekämpfen. Ich weiß nicht, warum sie verschwanden. Aber ich glaube nicht, dass es seine Entscheidung war. Wenn er geahnt hätte, dass du kommst, hätte er die Bestie ganz allein bekämpft, nur um dich zu sehen.«
    Shaan schüttelte ihren Kopf. »Es ist gut, dass er fort ist. Wenn Azoth die Wahrheit über ihn gewusst hätte,

Weitere Kostenlose Bücher