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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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zweitausend Jahren von Rhodin festgeschrieben worden ist. Dieser Weg bringt Gefahr und Tod und kann deshalb von unserem Clan nicht gutgeheißen werden.« Bei den letzten Worten war ihre Stimme lauter geworden, und sie zögerte einen Moment lang, bis sie hinzufügte: »Ein Leben wurde verloren, aber viele sind gerettet worden. Es ist die Aufgabe dieses Kreises zu entscheiden, ob der Mann vor uns es immer noch wert ist, Sohn der Jalwalah genannt zu werden. Tallis, hast du irgendetwas zu sagen?«
    Zitternd holte er Luft. Was konnte er schon sagen? Er wusste ja selbst kaum, was geschehen war. Wie sollte er es ihnen erklären? Wenn er ihnen von seinen Ahnungen berichtete oder dem starken Gefühl, dass etwas nicht richtig war, was sollte ihm das helfen? Er sah zu Karnit. Der Blick des Anführers war hart und ohne Mitleid. Tallis glaubte nicht, dass irgendetwas, was er von sich gab, Karnit umstimmen würde.
    »Ich erinnere mich kaum an das, was geschehen ist«, setzte er langsam an. »Die Drachen kamen. Ich fürchtete mich. Sie waren überall um uns herum, schlugen mit den Klauen nach uns, kreischten … Einer von ihnen packte meinen Vater …« Er brach ab und schluckte in dem Versuch, den Kloß niederzuwürgen, der in seiner Kehle aufgestiegen war. »Sie haben ihn fortgerissen, und … irgendetwas überkam mich. Ich war zornig … Mein Vater blutete … Ich habe gesprochen, und dann war nur noch Schwärze um mich. An mehr entsinne ich mich nicht.« Er starrte auf den Boden und spürte die Augen der anderen auf sich.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Miram:
»Danke.« Sie drehte sich um und wandte sich an den Rest des Kreises. »Wir haben uns schon viele Stunden lang beraten und immer noch keine Einigung erzielt. So haben wir Tallis hergeholt in der Hoffnung, dass seine Worte uns unsere Entscheidung erleichtern würden. Nun haben wir sie gehört, und ich schlage vor, dass wir die Führer befragen. Ich sage, wir sollten die Träumerin bitten, nach einer Antwort zu suchen, denn wer weiß, vielleicht waren es ja die Führer, die unserem Clansmann die uralten Worte eingaben.«
    In Tallis flackerte Hoffnung auf. Konnte Miram recht haben? Es schien eine unmögliche Vorstellung, und doch wünschte er sich, dass es stimmte. Unter den gesenkten Lidern hervor sah er zu Karnit, aber unter dem harten Blick des Anführers schrumpften seine Hoffnungen.
    »Ich bezweifle nicht die Macht der Führer.« Karnits kratzige, tiefe Stimme kam aus dem Schatten, in dem sein Stuhl stand. »Aber ich bezweifle ihren Einfluss auf diesen Jungen, der nicht einmal voll und ganz aus unserem Clan stammt.«
    »Karnit!«, rief Shila, aber er ignorierte sie.
    »Ich habe ihn gesehen. Er schaute dem Biest in die Augen und sprach Worte, die es verstand - uralte Worte.« Er wandte sich an die Träumerin. »Er ist vom Fünften Führer berührt.«
    Shilas Gesicht verlor alle Farbe, und der Rest des Kreises verstummte. Tallis hatte das Gefühl, dass alle Luft aus seinem Körper gewichen war. Enocia, der Fünfte Führer, der Dieb des Freien Willens. Der Ausgestoßene.
    »Er ist zu gefährlich, als dass man ihm erlauben könnte zu bleiben«, sagte Karnit.
    Das laute Tropfen des Wassers in den Quellen hallte in der Höhle wider, während alle Mitglieder des Kreises den alten Jäger anstarrten, und auf ihren Gesichtern malte sich Entsetzen. Selbst Thadin sah angewidert aus. Shila stand mit weißem Gesicht und hoch erhobenem Kinn auf, um etwas zu sagen, doch mit einem Mal hallte eine tiefe Stimme in der Höhle und schnitt ihr das Wort ab.

    »Kreis der Führer!«
    Benommen drehte sich Tallis um und sah einen Mann mit nacktem Oberkörper, der die Treppe vom Eingang herabstieg, dicht gefolgt von einem von Thadins Kriegern.
    »Wer stört uns?« Karnits Miene war aufgebracht.
    »Ich bitte um Verzeihung, Anführer«, sagte der Krieger. »Ich konnte ihm den Eintritt nicht verwehren, denn er trug dies bei sich.« Er hob eine harte Scheibe aus gebranntem, rotem Ton, in die die Umrisse des Auges von Sabut geritzt waren. Ein Friedenszeichen, das von den Clans benutzt wurde, um sicherzustellen, dass sich Boten einem Feind ungehindert für Gespräche nähern konnten.
    Karnits Lippen zuckten verächtlich, als er es sah, aber er winkte den Mann näher. »Also sprich.«
    Der Eindringling war groß und muskulös, und er hatte breite Kiefernknochen und wulstige Lippen. Sein Kopf war kahl geschoren, bis auf einen kleinen Streifen kurzen, dunklen Haares, der ihm von Ohr zu

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