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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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sie herumscharwenzelte.
    Langsam begann sie zu vergessen, wer dieser alte Mann war, der ihre Wange mit Salbe einrieb, und sie entspannte sich. Es war warm und still. Die einzigen Geräusche waren Nilahs Atemzüge und ein leises Schaben, als Morfessa erst seine Zutaten in einer Keramikschüssel vermischte und dann vor sich hin murmelte, als er den Balsam auf ihre Haut auftrug.
    Er hatte sie ihr Hemd ausziehen lassen, sodass er ihren Rücken mit Öl massieren konnte, während Shaan sich den Stoff vor die Brüste presste. Seine ungerührte Art war wohltuend und unbedrohlich, und das warme Öl lockerte die schmerzenden Knoten in ihrem Rücken. Sie fing an, schläfrig zu werden. Die durchwachten Nächte und die Beanspruchungen der letzten Wochen brachen über ihr zusammen, und sie wollte nur noch ihre Augen schließen.
    »Dein Körper ist sehr erschöpft«, sagte Morfessa leise. »Hast du schlecht geschlafen?«
    Shaan riss die Lider auf. »Ich schlafe gut.«
    Er legte seine großen, warmen Handflächen auf ihren Rücken. »Dein Körper verrät mir etwas anderes.«
    Shaan spürte eine große Hitze von seinen Händen ausgehen und in ihre Muskeln strömen, als würde er heißen Sirup auf ihrer Haut verteilen. Es war nicht möglich, die ursprüngliche Spannung wieder aufzubauen. Sie atmete lange aus und fühlte sich plötzlich seltsam gefühlsduselig. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Manchmal habe ich …« Sie brach ab und knetete die Hände. Es fühlte sich falsch an, wenn sie über ihre Träume sprach; sie waren zu persönlich, zu beängstigend.
    »Du hast Albträume?« Morfessa bewegte die Hände ihre Schulterblätter empor, und seine Finger gruben sich in ihre verspannten Muskeln. »Verstörende Träume sind sehr aufschlussreich. Ich habe viel Zeit darauf verwandt, mich mit ihnen zu beschäftigen. Es ist schon in Ordnung«, sagte er, als er bemerkte, wie sie wieder
zu verkrampfen drohte. »Es ist ganz normal, wenn sie einen heimsuchen. Bei den meisten Menschen sind sie eine bloße Projektion ihrer eigenen Ängste, eine Reaktion auf turbulente Zeiten in ihrem Leben. Aber für einige wenige können sie auch mehr bedeuten. Du musst wissen, dass Träume von mysteriösen Wesen beeinflusst werden können, die im Zwielicht beheimatet sind.«
    »Was meinst du?« Shaan versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.
    »Nun ja«, sagte Morfessa, der sich für das Thema zu erwärmen begann. »Das Zwielicht, musst du wissen, ist vieles zugleich. Es ist eine Dimension, die unseren Augen verborgen ist, die unsere Herzen und Seelen jedoch wahrnehmen können. Sie ist die Grenze zwischen unserer Welt und dem namenlosen Ort, dem alles Kommen und Vergehen entspringt. Es ist der Ort der Träume, die Quelle der Visionen einer Seherin und der Beginn ihrer Macht sowie eine Verbindung zu den Göttern.«
    »Den Göttern?«
    »Ja. Es gibt sogar Leute, die glauben, dass die Vier Verlorenen Götter noch immer dort existieren und dass sie dorthin gingen, als sie Azoth verbannten und ihn in den Abgrund schickten.«
    »Und was glaubst du?«
    Morfessa schürzte die Lippen und lächelte ihr kurz zu. »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, sie sind uns noch näher.«
    »Und der Gefallene? Glaubst du, dass er zurückgekehrt ist?«
    Shaans Atem ging nun flacher. Sie war sich nicht sicher, warum sie Morfessa eine solche Frage stellte. Die Hände des Ratgebers bewegten sich langsamer, und als er ihr antwortete, war seine Stimme leise und beherrscht.
    »Ich weiß es nicht. Aber es scheint möglich.«
    Es schien möglich. Shaan spürte, wie sich Kälte in ihr ausbreitete - wie eine Metallkugel, die sie hinabzog. Ist er hier? Ist er zurück ? Sie unterdrückte ein Zittern.
    »Nun ja, das sind alles nur Gerüchte.«
    Aber Morfessa antwortete nicht. Shaan versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, um ihn abzulenken. Vielleicht konnte er die
seltsamen Worte aus ihrem Traum entschlüsseln. Schließlich waren ihre Träume doch sicher nichts anderes als ihre eigenen sorgenvollen Gedanken, die darum kreisten, eine Reiterin zu werden. Wahrscheinlich ergaben diese Worte überhaupt keinen Sinn und entsprangen nur ihrer eigenen Fantasie.
    »Morfessa, du beherrschst doch viele Sprachen, nicht wahr?«
    »Ja, einige, warum?«
    »Ich habe eine Freundin, die vor einiger Zeit Worte in einer merkwürdigen Sprache gehört hat und sich nun fragt, was sie zu bedeuten haben. Ich dachte, vielleicht könntest du das wissen.«
    Der alte Mann zuckte mit den Achseln.

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