Der Herr Der Drachen: Roman
Gewächsen mit fleischigen Blättern und süß duftenden Blumen gepflanzt. Zu ihren Füßen wuchs an einigen Stellen üppiges Gras, andere Bereiche waren mit Steinfliesen
ausgelegt, und an einer Seite lagen dicke Teppiche und Kissen auf dem Gras.
Shaan erfasste all dies mit einem Blick, nahm es aber kaum richtig wahr, denn in ihr stieg ein Unbehagen auf, das von dem Drang begleitet wurde, diesen Ort zu verlassen.
»Wenn das dann alles ist, nehme ich die Fische und verschwinde«, sagte sie zu Morfessas Rücken.
Er drehte sich um und kam mit einigen Behältnissen zurück, die er ihr in die Hand drückte. »Halte das mal.« Dann lächelte er sie an. »Du wärst nicht auf die Idee gekommen, dass dies mein Haus sein könnte, nicht wahr?« Er beugte sich zu ihr und fuhr in vertraulichem Tonfall fort: »Mach dir keine Sorgen, ich bin ganz harmlos. Sie ist es, die dich in größere Schwierigkeiten bringen könnte.«
Shaan schaute verwirrt auf die junge, blonde Frau hinab, und Morfessa stieß ein raues Lachen aus. »Sie hat dir nicht gesagt, wer sie ist, oder?« Er schüttelte den Kopf. »Das sieht Nilah ähnlich, dass sie so tut, als sei sie jemand anderes.« Er seufzte. »Das war schon als kleines Kind bei ihr so.«
»Ich kenne sie nicht. Ich habe sie erst ein Mal zuvor in einem Wirtshaus getroffen. Eigentlich bin ich ihr nur zu Hilfe gekommen, weil …« Sie brach ab, denn sie merkte plötzlich, dass Morfessa sie eindringlich musterte. »… weil sie Unterstützung brauchte. Sie hat mich gebeten, sie hierherzubringen.«
Der alte Mann nickte. »Danke. Und ihre Mutter, die Führerin, dankt dir ebenfalls.«
Shaan starrte ihn an. Nilah war die Tochter der Führerin? Ihr schlug das Herz bis zum Halse. Bei den Göttern, was würde jetzt mit ihr geschehen? Sie hatte sie wohl kaum mit dem nötigen Respekt behandelt.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Morfessa lächelnd. »Wenn du nichts verrätst, werde ich auch nichts sagen. Und ich weiß, dass Nilah Stillschweigen bewahren wird, denn sie darf eigentlich nicht auf eigene Faust in der Stadt umherstreifen.«
»Nein«, erwiderte Shaan mit schwacher Stimme. »Nein. Ich werde kein Wort darüber verlieren.«
»Gut.« Sein Blick wurde besorgt. »Du siehst sehr müde aus.«
Shaan hatte das Gefühl, dass er nicht auf ihre Erschöpfung nach dem langen Weg hierherauf anspielte.
»Mir geht es gut.«
»In Ordnung. Dann hilf mir mal.« Er winkte sie zu sich. »Und ich werde dir Erleichterung verschaffen. Ich habe Salben, die die Schmerzen in deinen Muskeln lindern können.«
Shaan war hin- und hergerissen. Ihr Instinkt riet ihr, sofort zu gehen, aber es erschien ihr nicht richtig, jetzt einfach hinauszurennen, und außerdem waren da ja immer noch die Fische, die sie dringend brauchte. Zögernd trat sie an Morfessas Seite und hielt für ihn etliche Töpfe und kleine Dosen, während er verschiedene Salben auf die Blutergüsse an Nilahs Hals und auf ihre Brust auftrug und dann einige Zeit darauf verwendete, ihr die Stirn und die Schläfen mit einem stark parfümierten Öl einzureiben. Er schloss dabei die Augen und summte vor sich hin, und Shaan spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten, als die Energie in der Luft um ihn herum zu knistern begann.
Als er fertig war, atmete Nilah eindeutig gleichmäßiger, und auch ihre Wangen hatten wieder etwas Farbe bekommen.
»Und jetzt«, er wandte sich an Shaan, »komm her und setz dich zu mir.« Er deutete auf einen gepolsterten Stuhl am Rande des gefliesten Teils des Zimmers. Dahinter verströmte ein üppig bewachsenes Beet mit lilafarbenen Blumen einen Duft nach Kräutern in die warme Nachtluft. Shaan wollte protestieren, doch Morfessa hob einen Finger. »Nein, nein. Keine Widerrede.« Er packte sie am Arm und zog sie zum Stuhl. »Dein Rücken dürfte einigen Strapazen ausgesetzt gewesen sein, wenn du Nilah den ganzen Weg gestützt hast. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand in diesem Zustand mein Haus verlässt! Komm.« Er sorgte dafür, dass sie sich setzte, und musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Sieh dir nur dein Gesicht an. Hier ein Riss, da Blutergüsse!« Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, während er ihr Gesicht hin- und herdrehte, dann hinter sie trat und mit sanften Fingern die verhärteten, verkrampften Muskeln massierte.
Auch dabei stieß er missbilligende Laute aus. Als er anfing, eine Paste zusammenzurühren, hatte Shaan das Gefühl, wieder im Red Pepino zu sein, wo Tuon um
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