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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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schwer im Magen. Heute würde dort Arbeit auf sie warten, aber sie wollte nicht gehen. Sie war bislang Nuathin nicht noch einmal zugewiesen worden, aber das hieß nicht, dass sie auch an diesem Tag verschont werden würde.

    Mit den Fingerspitzen trommelte sie auf dem Fenstersims. Was war nur in sie gefahren, dass sie Morfessa solche Fragen gestellt hatte? Was würde geschehen, wenn er mit Kommandant Rorc über sie gesprochen hatte? Entspann dich, sagte sie zu sich selbst. Es war bereits eine Woche vergangen, und kein Glaubenstreuer war vor ihrer Tür aufgetaucht. Auch war sie nicht zu Rorc zitiert worden. Wenn der alte Mann sich an Rorc gewandt hätte, hätte sich der Kommandant doch inzwischen sicherlich blicken lassen, wenn er etwas von ihr wollte? Er habe Verwendung für Leute mit »unterschiedlichen« Talenten, hatte er gesagt. Aber seltsame Träume zu haben zählte vermutlich nicht zu diesen Gaben, oder doch?
    Sie beobachtete, wie sich die ersten Sonnenstrahlen über die Bucht schoben und die Schatten verdrängten. Weit draußen über dem Meer hing ein Wolkenband am Horizont, und die Luft fühlte sich dick und schwer von Feuchtigkeit an. Die Erde wartete auf den Beginn der Regenzeit.
    Das Wetter passte zu ihrer Stimmung. Im Laufe dieser letzten Wochen waren die Träume schlimmer geworden, und sie hatte das seltsame Gefühl der Beschleunigung in sich gespürt, als ob sich ein Sturm zusammenbraute. Es war, als wüsste sie, dass alles auf etwas zusteuerte. Aber auf was? Arak-si . Nachkomme. War es das, was sie war? Eine Nachfahrin eines gefallenen Gottes? Aber wie sollte das möglich sein? Das ergab keinen Sinn. Vielleicht könnte ihr Morfessa mehr verraten. Wenn er das Wort kannte, würde er dann auch wissen, was die anderen zu bedeuten hatten? Einen Moment lang zog sie in Erwägung, nochmals zu ihm zu gehen.
    Aber was war mit den Glaubenstreuen? Mit einem Stöhnen massierte sie sich die Schläfen und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Es war alles so kompliziert. Sie wollte nichts anderes, als eine Reiterin werden und mehr aus sich machen. Und sie musste sich ihre Münzen verdienen. Entschlossen verdrängte sie all diese Gedanken und zog sich eine Hose in verblasstem Rot und ein Hemd mit einem Dreiviertelarm über.

    Als sie auf den Flur trat, war sie noch damit beschäftigt, ihre Sandalen zuzumachen. Die meisten Mädchen hatten in der Nacht zuvor Kunden gehabt, und es war sehr still in dem Gasthaus. Tuon war nicht da gewesen. Vielleicht schlief sie jetzt in ihrem Zimmer. Shaan klopfte sachte, dann drückte sie die Klinke runter. Der Raum lag im Schatten, aber sie konnte erkennen, dass das Bett leer war. Stirnrunzelnd zog sie sich wieder zurück und machte sich auf den Weg hinunter zur Küche. Die Stufen knarzten unter ihren Füßen.
    Der Raum war von einer verzierten, metallenen Öllampe erhellt, deren weiches Licht aber im Schein der aufgehenden Sonne verblasste, die durch die geöffnete Hintertür hereinlugte. Torg saß am Tisch und unterhielt sich leise mit einem kleineren, älteren Mann mit dünnen Armen und großen Ohren, die aus seinen grauen Locken hervorstachen. Einige schmale Päckchen, mit Schnüren zusammengebunden, lagen auf dem Tisch. Der Mann brach beim Sprechen immer wieder in kurzes Husten aus. Shaan erkannte ihn als den ansässigen Heiler. Torg und er blickten kurz auf, als sie eintrat. Sie nickte ihnen zu und ging zum Wasserkessel, um sich etwas zu trinken einzuschenken.
    »Shaan«, sagte Torg. »Die Märkte machen jetzt auf. Geh und besorg mir Steinmehl, Salz und Rotfrüchte.« Er streckte ihr einige Kupfermünzen entgegen. An diesem Morgen war er ungewöhnlich kurz angebunden, und er sah müde aus.
    Shaan stellte ihren Becher ab und nahm das Geld.
    »Und du musst mir auch noch ein paar Felsschnecken mitbringen, nachdem du gestern ja nun keinen Fisch gefangen hast.«
    »Aber ich muss heute in der Anlage arbeiten«, protestierte sie schwach.
    »Nun, dann solltest du dich besser ranhalten.«
    Shaan öffnete den Mund für neuerlichen Widerspruch, aber ein Blick in Torgs Gesicht bewirkte, dass sie ihn wortlos wieder zuklappte. Es lag eine ungute Spannung in der Luft, und sie ließ ihren Blick zum Heiler huschen. Doch der sah stur auf den Tisch und kratzte an einem unsichtbaren Fleck herum.

    »In Ordnung.« Sie schloss die Faust um die Münzen und ließ sie in ihre Tasche gleiten. »Gibt es irgendetwas zu essen?«
    »Dort im Topf sind noch ein paar Fladenkuchen.« Torg deutete auf den kalten

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