Der Herr Der Drachen: Roman
Teich. Shaan ließ sich steif neben Tuon auf den kühlen Stein sinken, während Petar sie von der anderen Seite des Teiches aus ansah. Ein kleiner Frosch hüpfte ins Wasser und schwamm unter eine Seerose.
»Ich bin wegen meiner Freundin hier. Sie hat immer solche Träume«, erklärte Tuon.
»Ja.« Petar nickte und sah Shaan erneut prüfend an. Sie versuchte, seinen Blick ruhig zu erwidern, aber in ihrem Innern war sie aufgewühlt.
»Meli!« Der Seher klatschte plötzlich in die Hände, sodass sie zusammenfuhr. »Was zu trinken.« Er lächelte sie warm an. »Du siehst nervös aus. Vielleicht hilft dir ein wenig Saft an diesem heißen Tag.«
Sie nickte und versuchte zu lächeln. Petar wandte sich an Tuon.
»Du bist müde. Hast du das Tonikum benutzt, das ich dir gegeben habe?«
Sie nickte, aber er runzelte die Stirn. »Ich sehe allerdings, dass es nichts genützt hat. Du arbeitest zu viel.« Seine Stimme wurde härter. »Du musst dich mehr ausruhen. Es ist nicht gut, wenn du dich für andere verausgabst.«
»Ja«, murmelte Tuon, und Shaan fragte sich, wie viel der Seher von Tuons Arbeit wusste.
»Aah, da sind ja die Getränke.« Petars Lächeln kehrte zurück, und er streckte einen Arm aus. »Meli, stell sie hier ab.« Er deutete auf die Bank neben sich.
Ein hübsches, junges Mädchen von vielleicht acht Jahren kam vorsichtig auf sie zu und trug ein Tablett mit Gläsern. Sie war ganz darauf konzentriert, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und schaute kaum auf. »Braves Mädchen.«
Petar lächelte, als sie etwas wackelig das Tablett absetzte. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und flüsterte ihr etwas zu. Shaan konnte etwas von »angeln« und »schwimmen gehen« hören, ehe das Mädchen freudig davonhüpfte.
»Hier.« Petar reichte ihr ein Glas. »Banda und Rotfruchtsaft. Gut für angenehme Träume.«
»Stammst du von den Dracheninseln?«, fragte sie und nahm den Saft entgegen.
Er lächelte. »Ja, aber ich war inzwischen schon viele Jahre nicht mehr da. Melis Mutter gefällt es dort nicht. Zu viele andere wilde Frauen«, scherzte er.
Shaan lächelte, ihre Anspannung löste sich, und sie nahm einen Schluck von ihrem Saft. Er war kühl und süß mit einer scharfen Note.
Als sie ausgetrunken hatten, stand Petar auf. »Komm, dann wollen wir dir mal helfen.«
Shaan zögerte, und in ihrem Magen rumorte es. »Wie viel kostet das?«
»Du wirst schon genug haben.« Petar lief auf einen Eingang zu,
der dem gegenüberlag, durch den sie gekommen waren. Shaan erhob sich langsam. Tuon lächelte ihr ermutigend zu und nickte.
In dem Raum, in den er sie führte, war es kühl und schummrig. Er hatte eine hohe Decke und keine weitere Tür. Geschmückt war er mit einem wunderschönen Wandbehang, einem dicken Läufer in der Mitte und großen Kissen auf dem Boden.
»Setz dich.« Petar zeigte auf den Läufer, ging zum Wandbehang und zog ihn weg. Er glitt mühelos an Ringen zur Seite und gab den Blick auf ein geöffnetes Fenster frei. Dahinter lag ein kleiner, üppig bewachsener Garten. Ein süßlicher Geruch von Erde erfüllte das Zimmer, und weiches Licht wurde durch das dichte Grün gefiltert.
Shaan ließ sich langsam auf einem der großen Kissen nieder.
»Also dann.« Petar setzte sich hinter sie und legte ihr seine Hände auf beide Schläfen. Sie zuckte zusammen - seine Finger waren sehr heiß.
»Soll ich meine Augen schließen?«
»Nein.« Sie hörte ein Lächeln in seiner Stimme. »Es wird nur einen Moment dauern. Entspann dich einfach.«
Das versuchte sie, aber sie konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, ob sie nicht vielleicht ihre Zeit vergeudete. Die Sonne stand jetzt höher am Himmel, und Shaan hatte noch immer nicht besorgt, was Torg ihr aufgetragen hatte, und es auch nicht zum Riff geschafft, um Felsschnecken zu sammeln. Sie holte tief Luft und versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln.
»Deine Unfähigkeit, Dinge zu akzeptieren, ist ein Grund dafür, warum du dich oft in schwierigen Situationen wiederfindest«, sagte Petar leise. Er nahm seine Hände von ihrem Gesicht und stand auf, ging um sie herum und setzte sich ihr gegenüber auf den Teppich. Sein dunkles Gesicht war ernst. »Aber das ist es nicht, was deine Träume beeinflusst. Jetzt habe ich das Muster gefunden, das du im Zwielicht hinterlässt. Ich werde ihm folgen und versuchen herauszufinden, was diese Träume hervorruft.«
»Meine Spur?«
»Ja. Jedes lebende Wesen erschafft ein einzigartiges Muster,
wenn es das Zwielicht
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