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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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es sei denn, er entscheidet sich, uns den Grund für sein Kommen mitzuteilen.« Sie nickte zu den vorbeiziehenden Leuten. »Ich glaube, ihr gesamtes Dorf wurde zerstört.«
    Shaan drehte sich um und schaute sich den Strom an, aber ihre Gedanken waren noch immer beim Kommandanten. Wenn er nicht zum Gasthaus gekommen war, um Tuon aufzusuchen, was hatte er dann dort verloren? Hatte Morfessa ihretwegen mit ihm gesprochen? Sie sah die Fremden vorbeilaufen. Ein kleiner Junge von ungefähr sieben Jahren starrte sie aus eingesunkenen, leeren Augen an, aber Shaan bemerkte ihn kaum.
    »Ich glaube nicht, dass dies die letzten Fremden sind, die wir in Salmut sehen werden«, unterbrach Tuon ihre Grübeleien.
    »Wie bitte?« Shaan suchte verstohlen die Menge nach dem verräterischen Schwarz der Glaubenstreuen ab.
    »Ich habe andere im Händler-Viertel gesehen, die ihnen ähneln. Irgendetwas treibt sie hierher.« Tuon nickte zu den Fremden hin, dann sah sie Shaan an. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Was? Ja, ja, tu ich.«
    Tuon musterte sie nun prüfender. »Du siehst erschöpft aus. Hast du heute Nacht wieder diesen Traum gehabt?«
    Shaan seufzte. »Du machst dir zu viele Sorgen, Tuon.«
    »Ich will, dass du zu einem Traumseher gehst, Shaan. Du hast schon lange keinen erholsamen Schlaf mehr bekommen.«

    »Tuon …«
    »Komm, lass uns doch jetzt gleich einen aufsuchen.« Ihre Hand schloss sich um Shaans Oberarm. »Ich kenne einen guten in der Mitte des Marktes, der nicht allzu teuer ist.«
    »Aber ich dachte, du wolltest zurück zum Gasthaus gehen und schlafen? Und ich muss noch Sachen für Torg besorgen.« Sie wollte sich aus Tuons Griff lösen, doch diese hielt ihren Arm fest umklammert.
    »Shaan, bitte, ich kann dahin jetzt ohnehin nicht zurück.«
    Ihr Gesicht war angespannt, und Shaan zögerte.
    »Bitte, Shaan, ich bin zu müde, und ich habe nicht die Kraft, ihm heute gegenüberzutreten.«
    Shaan gab nach. Was konnte es denn eigentlich schon schaden? »In Ordnung. Wohin müssen wir?«, fragte sie.
    Tuon lächelte. »Da lang.«
     
    Als sie am Markt ankamen, war die Sonne bereits ein strahlender, heißer Ball am Himmel, und der Platz war voller Menschen. Stimmen schallten durch die reglose Luft, denn die Händler priesen lauthals ihre Waren an, und die Besitzer der Wirtshäuser waren eifrig dabei, Tische und Stühle im Schatten unter den Markisen aufzustellen.
    Tuon zerrte Shaan an der Hand hinter sich her und steuerte einen kleinen, im Schatten liegenden Laden rechts von ihnen an.
    Er lag etwas zurückgesetzt von den Häuserfronten rechts und links, die Mauern des Gebäudes waren dunkelrot gestrichen, und eine kleine, schwarze Markise schützte den Eingang. Es gab kein Schild, nur eine blaue Fliese an der Wand neben der Tür, auf die eine Spirale gemalt war. Tuon klopfte einmal, dann schob sie die Tür auf und zog Shaan mit sich hinein.
    Einen Moment lang blieben sie stehen, damit sich ihre Augen an das schummrige Licht gewöhnen konnten. Sie befanden sich in einem kleinen Vorraum, der mit der Skulptur einer Schlange aus weißem Stein dekoriert war. Direkt vor ihnen war ein Durchgang, der von einem prachtvoll gewebten Vorhang versperrt war.

    »Petar!«, rief Tuon und schob den Sichtschutz zur Seite. Shaan kniff im hellen Sonnenlicht die Augen zusammen. »Na komm«, drängte Tuon, und Shaan folgte ihr hinaus in einen kleinen Hof. In der Mitte befand sich ein winziger, seichter Teich, von zwei Steinbänken begrenzt, umringt von hohen Pflanzen in irdenen Töpfen und von kleineren Schalen mit Blumen.
    »Petar«, rief Tuon noch einmal und setzte sich in Bewegung.
    »Hier!«, rief jemand zurück. Ein schmächtiger Mann tauchte aus einem Durchgang auf. Seine faltige Haut war ebenso dunkel wie die von Torg. An der Spitze seines Kinns hatte er sich ein kleines Büschel schwarzer Haare stehen lassen, und er trug eine blaue Kappe auf dem Kopf, ein schlichtes weißes Hemd und weiße Hosen. Ohne erkennbaren Grund wurde Shaan nervös.
    »Hallo.« Petar ergriff Tuons Hand, doch es war Shaan, die er ansah. Seine hellwachen Augen musterten sie von Kopf bis Fuß, und ihre Haut kribbelte. Dann wandte er den Blick Tuon zu, und sein Lächeln wurde breiter.
    »Dann bist du also zurückgekommen, um einen alten Mann zu besuchen, was?«
    »So alt ja wohl noch nicht.« Tuon lächelte. »Wie ist es dir ergangen? Du siehst gut aus.«
    »Ja, ja. Ich habe viel Saft getrunken.« Er lachte leise. »Komm, wir setzen uns.« Er winkte sie zu den Bänken am

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