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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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millionenfach glitzernd in den Wassertropfen. Sie hatte das Eichentor geöffnet, um den Rauch abziehen zu lassen.
    Chessa trat aus dem Haus und strebte dem Abtritt zu, um sich zu erleichtern. Sie tätschelte die sanfte Wölbung ihres Bauches. »Wie wird das erst im Winter, wenn es kalt ist und der Schnee hoch liegt, und ich ständig Wasser lassen muß?«
    Leise vor sich hinsummend verließ sie den Abtritt und betrat die Scheune. Es war dunkel und roch nach Kuhmist, Heu und Männerschweiß. Als sich eine Hand über ihren Mund legte und ihre Arme von hinten umklammert wurden, war ihr erster Gedanke: Varrick.
    Doch es war nicht Varrick. »Keine Bewegung, Chessa. Ich will Euch nicht wehtun.«

KAPITEL 26
    »Kerek«, brachte sie erstickt hervor. »Du hast mir gefehlt.« Er lockerte seinen Griff und drehte sie langsam zu sich.
    »Ja«, sagte er und blickte ihr ins Gesicht. »Ihr habt mir auch gefehlt. Ihr seid schöner, als ich Euch in Erinnerung hatte. Aber Ihr seht müde aus, Chessa. Ihr müßt zu schwer arbeiten. Ihr braucht mehr Sklaven, mehr Diener. Ich beobachte Euch nun seit drei Tagen und warte darauf, Euch allein zu treffen.«
    »Was willst du, Kerek? Wieso verbirgst du dich wie ein Dieb? Das ist unser neues Zuhause. Cleve nennt den Hof Karelia. Wir haben alle schwer gearbeitet, aber die Schufterei hat sich gelohnt. Wieso kommst du nicht und begrüßt uns wie ein Freund?«
    »Das ist leider nicht möglich«, seufzte er. »Glaubt mir, Chessa, ich tue es nicht gem. Aber Turella hält es für die einzige Lösung. Ich komme in ihrem Auftrag. Ragnor ist jetzt König. Olric starb an einem Stück Fleisch, das eine seiner Gespielinnen nicht gut genug durchgekaut hatte. Er erstickte jämmerlich, während sein ganzer Hofstaat zusah. Ragnor warf vor Freude einen abgenagten Knochen in die Luft, als sein Vater mit dem Gesicht voran in den vollen Teller fiel. Und sogleich verkündete er, daß die Gespielinnen seines Vaters von nun an sein Essen vorzukauen hätten.
    Er beabsichtigt, die Habichtsinsel zu überfallen und Utta zu entführen. Ihr mögt das für eine seiner Prahlereien halten, aber ich weiß, daß es ihm ernst damit ist. Er hört nicht auf Turella. Außerdem gibt er seiner Mutter die Schuld am Verschwinden der schönen Isla und glaubt, Turella habe sie töten lassen. Deshalb will er sich mit Utta begnügen, nachdem er die Habichtsinsel eingenommen und zerstört hat. Er schreit herum, dort sei er mißhandelt worden, und man habe versucht, ihn zu ertränken; man habe ihm, dem Prinzen des Danelagh, nicht den nötigen Respekt gezollt. Jetzt, da er König ist, wird er es ihnen zeigen. Er wird alle töten oder zu Sklaven machen. Und er meint es ernst, Chessa.
    Ihr werdet es nicht glauben, aber er trauert wirklich um Isla. Er schwärmt von ihren Brüsten, von ihrer Sanftmut, ihrer Zärtlichkeit, und daß sie ihm großen Respekt erwiesen hat. Er liebte ihre Augenbinde und bedauert unendlich, sie nicht hochgehoben zu haben, um zu sehen, was darunter ist.«
    »Er hätte nur Cleves goldbraunes Auge gesehen.«
    »Weder Turella noch ich haben ihm gestanden, daß die Frau, die er so heiß begehrte, in Wahrheit Cleve war, der nach York kam, um Euch zu befreien. Deshalb, Prinzessin, bin ich hier. Ihr seid die einzige, die ihn zähmen kann. Er fürchtet Euch. Unterbrecht mich nicht, Ihr wißt, daß es stimmt. Er würde es nie zugestehen, aber er fürchtet Euch auf eine eigentümliche Art, die ich nicht verstehe. Turella ist der festen Überzeugung, daß Ihr Einfluß auf ihn habt, wo ihre Künste versagen. Ihr müßt ihn an der Hand nehmen, Ihr müßt ihn leiten.«
    »Nein, niemals. Er würde mich töten, Kerek. Ich könnte ihn niemals leiten. Das ist alles völliger Unsinn. Bitte hör endlich auf damit.«
    »Turella möchte verhindern, ihren eigenen Sohn töten zu müssen, aber um das Danelagh zu retten, ist sie möglicherweise dazu gezwungen. Er denkt nur an seinen Haß gegen Rorik und daran, Utta zu entführen. Vermutlich will er auch sie töten. Er hört nicht auf seine Berater, die vor den ständig zunehmenden Überfällen der Sachsen warnen, die immer mehr Land an sich reißen. Er trinkt zuviel und beklagt sich, daß der Met nicht so gut schmeckt wie Uttas oder Islas Met.
    Das ganze Königreich ist verzweifelt, nicht nur ich, nicht nur Turella, Prinzessin. Es ist Eure Pflicht zurückzukehren, um Ragnor zu zügeln.«
    »Soll sie ihn doch töten. Mich kümmert's nicht. Das Danelagh wird irgendwann von den Sachsen zurückerobert

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