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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gleichzeitig. »Liebst du mich wirklich, Cleve? Ich glaube, Männer sprechen nicht gern darüber, weil sie sich blöde Vorkommen.«
    »Woher hast du das? Sicher nicht von Mirana oder Laren.«
    »Nein, aber ich habe so meine Erfahrungen.«
    »Aha. Wie die alte Alna, die redet auch ständig von ihrem großen Erfahrungsschatz und sagt, alle Männer sind Versager, sogar ihr geliebter Rorik.«
    »Du sagst es mir so selten. Meist schreist du mich nur an, erteilst Befehle oder bist geifernd hinter mir her, wie alle Männer hinter ihren Frauen her sind.«
    »Damit hast du ausnahmsweise recht. Wann kommt unser Kind zur Welt?«
    »Im März.«
    »Im März hat auch Kiri Geburtstag.« Cleve wälzte sich von ihr und zog sie an sich. Und dann erzählte er ihr von Sarla, daß er damals glaubte, sie zu lieben, und daß sie ihn betrog, woraufhin er sie zwang, in Malverne zu bleiben, bis Kiri geboren war. »Sie verfluchte mich bei Kiris Geburt.«
    »Warum?«
    »Weil es so schmerzhaft ist, Chessa.«
    »Wirklich? Sira sagte, es sei nichts. Sie sagte immer, sie drücke ein paar Mal, und schon plumpst wieder ein Erdenbürger aus ihrem Bauch.«
    Ihre Stimme klang zuversichtlich. Was wußte er als Mann schon vom Kinderkriegen? »Frag doch Argana, wie es ist.«
    »Hat es lange gedauert, ehe Kiri da war?«
    »Sehr lang«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Aber es ist bei jeder Frau anders.«
    »Viele Frauen sterben auch bei der Geburt.«
    »Du stirbst nicht, und ich verbiete dir, so zu reden. Ich werde bei dir sein, und es wird alles gut gehen.«
    »Mein Vater floh bei jeder Geburt.«
    »Merrik saß bei jeder Geburt an Larens Bett. Vielleicht gibt es in Irland ein Gesetz, das einem Ehemann verbietet, bei der Geburt dabei zu sein.«
    »Ich dachte immer, Männer wollen mit der Geburt nichts zu tun haben. Mein Vater ging jedesmal zur Jagd.«
    »Ich gehe nicht zur Jagd.«
    Sie küßte seine Brust. »Sira ließ meinen Vater nicht an sich heran, wenn sie hochschwanger war. Sie hielt sich für fett und häßlich, jammerte sie einer ihrer Kammerfrauen immer vor; mir hätte sie so etwas nie gestanden. Ich fand sie nie häßlich mit ihrem geschwollenen Bauch.«
    Er liebkoste ihre Schenkel und ließ seine Hand über ihren Bauch gleiten. »Ich werde dich nicht allein lassen. Niemals.«
    »Schwörst du das?«
    »Und wenn du aussiehst wie Larens Mastsau, ich bleibe trotzdem bei dir. Ich werde dich jede Nacht in meinen Armen halten. Zumindest versuche ich so nahe wie möglich an dich ranzukommen.«
    Sie biß ihn zärtlich ins Kinn und legte sich auf ihn.
    »Aber Chessa«, meinte er zweifelnd. »Du bist doch schwanger. Mein Same keimt in dir. Dürfen wir das jetzt noch?«
    Sie beugte sich über ihn und knabberte wieder an seinem Kinn. »Diesmal ist es für mich, nicht für das Kind.« Damit hob sie ihre Hüften und nahm ihn tief in sich auf.
    »Ein Bote von König Sitric«, verkündete Igmal. »Er behauptet, dich zu kennen, Chessa.«
    Chessa wischte sich die Hände ab, strich sich den Rock
    glatt, nahm das Tuch vom Kopf und trat ins Freie. Dort stand ihr Halbbruder Brodan und hinter ihm zwei Dutzend Soldaten, angeführt von Cullic, dem Leibwächter ihres Vaters.
    Sie rief seinen Namen, rannte auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. »Brodan!« lachte sie zwischen Küssen. »Du bist hier! Wie ich mich freue. Und wie groß du geworden bist. Wie habt ihr uns gefunden? Du bist ein stattlicher junger Mann geworden, groß und stark. Und du hast feurige, dunkle Augen wie unser Vater. Sicher sind die Mädchen schon hinter dir her, Brodan.« Den Achtjährigen brachte ihr Gefühlsausbruch und ihre Rede ziemlich in Verlegenheit. »Cleve, komm her und lerne meinen Bruder Brodan, deinen Schwager kennen«, rief Chessa.
    Er war in den sechs Monaten ihrer Trennung tüchtig gewachsen und versprach, ein schöner Mann zu werden. Sie dachte an Athol und hoffte inständig, daß Brodan außerdem zu einem aufrechten Mann heranwuchs. Brodan blickte Cleve entgegen, musterte ihn wie ein Erwachsener einen Gleichgestellten und bewertete ihn nach Stärken und Schwächen, wie ihn sein Vater gelehrt hatte. »Ich erinnere mich an dich«, sagte Brodan. »Du warst der Gesandte von Herzog Rollo. Als dein Bote von der Habichtsinsel nach Dublin kam und meinem Vater von deiner Hochzeit mit Chessa berichtete, schäumte er vor Wut, verfluchte und beschimpfte dich, verteilte Fußtritte an Möbelstücke und brüllte drei Tage lang jeden an, der sich in seine Nähe wagte. Sogar Mutter schrie er an.

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