Der Herr der Falken - Schlucht
gebrochen.«
»Ja«, bestätigte Chessa mit Genugtuung. »Ich habe gehört, wie der Knochen knackte. Halt still, ich seh nach.«
Athol schrie und wollte von ihr wegkriechen.
»Du elender Feigling, halt still.«
»Sie bringt dich nicht um, Athol«, sagte Cleve. »Tu, was sie sagt, sonst muß ich dir einen Stein über den Schädel schlagen, damit du liegen bleibst, während sie dich untersucht.«
»Was ist hier los?« fragte Igmal im Näherkommen und wischte sich die Hände an der Lederschürze ab. »Hast du ihre Warnung vergessen, Athol? Ein Glück, daß sie dich nicht umgebracht hat.«
Athol stöhnte laut. »Sie darf mich nicht anfassen, Igmal. Ich befehle dir, sie zurückzuhalten.«
»Halte den Mund, Athol. Sie bringt dich nicht um.«
»Mein Vater...«
Cleve bückte sich und setzte ihm die Faust an den Unterkiefer. Athols Kopf fiel nach hinten. Er war ohnmächtig.
»Papa, bringst du mir das auch bei?«
»Nein«, erklärte Cleve bestimmt und hob seine Tochter auf den Arm. »Ist dir auch wirklich nichts passiert, Liebling?«
»Mir geht es gut. Igmal, darf ich dir bei der Arbeit helfen?«
Igmal grinste, und seine unverschämt weißen Zähne blitzten in der Sonne. »Ja, Kleine. Du darfst im Pechkessel rühren. Da werden sich deine beiden Papas bestimmt freuen.«
Ende September, wenn es in Norwegen am frühen Nachmittag bereits kühl wird, war es in Schottland immer noch warm, und die laue Luft duftete süß nach Heidekraut. Karelia war fertig. Das Holz roch frisch und würzig, und Chessa liebte den Duft. Das Haus bot genug Raum für Chessa, Cleve und Kiri, einem Dutzend Gefolgsleuten und vier Familien, die sich entschlossen hatten, bei ihnen zu leben. Es gab eine Badehütte wie in Malverne, einen Abtritt, eine Scheune für das Korn, einen Heuschober, mehrere Vorratshütten, einen Stall für die Kühe, Ziegen und zwei Pferde, eine Hütte für den Schmied, und eine Unterkunft für die Sklaven. Die Männer waren dabei, eine Palisade zu errichten und den Hof und seine Nebengebäude einzuzäunen.
»Es gehört uns«, sagte Chessa voll Stolz und rieb sich die Hände. Argana hatte ihr Töpfe und Schüsseln, Löffel und Messer geschenkt. Dazu eine schöne Leinendecke für den langen Eßtisch. Cleve entzündete zum ersten Mal das Feuer im Herd, Chessa befestigte die Kette an dem schweren Ast, dessen Ende zu einem Schlangenkopf geschnitzt war, und hängte den schweren Eisentopf ein. Sie klatschte lachend in die Hände, und Argana lachte mit ihr. Varrick bedachte die Frauen mit düsteren Blicken. Cayman hielt sich schweigend im Hintergrund. Auch Athol war da, auf Krücken gestützt. Er machte ein so finsteres Gesicht, daß Cleve ihn am liebsten aus dem Haus geworfen hätte.
In dieser ersten Nacht auf Karelia, in der ersten Nacht in ihrem eigenen Kastenbett, auf dem ein neues, weiches Bärenfell lag, das ein Geschenk Ottars, einem Gefolgsmann von Igmal, war, eröffnete ihm Chessa: »Ich bin schwanger.«
Cleve, der gerade in sie eindringen wollte, stockte, blickte sie verdutzt an, und schob sich genießerisch in sie. Sie nahm ihn lachend tief in sich auf. »Ich fragte mich, wie dir die Neuigkeit gefällt«, flüsterte sie in sein Ohr, knabberte an seinem Ohrläppchen, küßte seine Wange, seinen Mund, kostete seinen Atem, der nach dem süßen Met duftete, den sie zur Feier des Tages getrunken hatten. »Ich liebe dich, Cleve, und ich bin nicht unfruchtbar.«
Er zog sich aus ihr zurück, kniete zwischen ihren Schenkeln, und sein Mund schloß sich um ihr weibliches Fleisch. Als sie sich ihm lustvoll stöhnend entgegenwölbte, lachte er. »Mein Kind wird sich wundern, wie laut seine Mutter schreien kann.« Und dann drang er wieder in sie, spürte, wie ihr Fleisch ihn zuckend umschloß, und sich an ihm festsaugte.
Auf die Ellbogen gestützt, blickte er auf sie herab. »Du kannst mich nicht beherrschen«, sagte er, die Worte sorgfältig betonend. »Du hast wohl geglaubt, ich falle aus dem Bett vor Überraschung, und du kannst mich auslachen. Ah, hör auf, dich so zu bewegen, Chessa, sonst...«
Er liebte sie ein zweites Mal, wollte ihr zeigen, wie glücklich sie ihn machte, wie sehr er sie liebte, und wie sehr er sie sein Leben lang lieben und achten würde. Als sie leise in seinen Mund stöhnte, berührte ihr Stöhnen seine Seele. »Ich liebe dich, Chessa. Ich habe dich nie für unfruchtbar gehalten«, raunte er, als er wieder fähig war zu sprechen.
Sie stieß ihm den Ellbogen in die Rippen und küßte ihn
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