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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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scheußlich.« Er warf den leeren Pokal von sich, der auf den Schiffsplanken zerschmetterte.
    Turella schnappte nach Luft. »Das Glas gehörte meiner Mutter. Ich habe es aus Bulgarien mitgebracht.«
    »Sie war eine alte Hexe«, sagte Ragnor. »Sie hat mich geohrfeigt, als ich ein kleiner Junge war. Sie kam nur einmal nach York und da hat sie mich geschlagen. Ich zerbreche alle Gläser, jetzt, da ich weiß, woher sie kommen.«
    »Chessa ist deine Braut, Ragnor«, lenkte Turella sanft ein.
    »Du wirst sie noch heute abend heiraten. Kerek wird bald zur Habichtsinsel reisen und sich das Rezept von Uttas Met geben lassen. In Kürze hast du eine Königin, die dir Erben schenkt und bald auch den Met, der dir so mundet.«
    »Aber meine Isla bekomme ich nicht«, schmollte Ragnor.
    »Nein, die bekommst du nicht«, entgegnete seine Mutter. Sie festigte ihren Griff an seiner Schulter, und er zog eine wehleidige Grimasse. »Nun, mein Sohn, sag der Prinzessin, wie schön sie ist, und daß du nichts heißer ersehnst, als sie zu heiraten.«
    Ragnor bedachte Chessa mit einem finsteren Blick, der zu ihren Brüsten wanderte und sich dabei in Lüsternheit verwandelte. Ihre Brüste waren durch die Schwangerschaft voller geworden.
    Laut und vernehmlich sagte sie: »Ich kann dich nicht heiraten, Ragnor, so sehr ich das wünschte, da du ein so begehrenswerter Mann bist, der mich mit Juwelen und feinen Kleidern überhäufen würde, und ich mir nichts sehnlicher wünsche im Leben. Aber hör zu, Ragnor, ich trage Cleves Kind unter dem Herzen.«
    Wieso hatte sie das gesagt? fragte sie sich und beobachtete Ragnor, der sich vor Lachen bog. Zu dumm, daß Lügen immer auf einen selbst zurückfielen.
    »Wird man sie suchen?« fragte Turella Kerek.
    »Ja, Cleve wird sie suchen. Doch er wird nicht auf die Idee kommen, daß wir sie entführt haben. Der Gedanke wäre zu abwegig. Irgendwann wird er sich damit abfinden, daß sie in dem gefährlichen See ertrunken ist.«
    »Ist sie mit Cleve verheiratet?« fragte Turella.
    »Dann lebt der Dreckskerl also noch«, knurrte Ragnor. »Bring mir mehr Met!« rief er einem Diener zu. »In einem blauen Glaskelch.«
    »Ich bin mit Cleve verheiratet«, antwortete Chessa. »Er lebt, und er kehrte in seine Heimat am Ufer von Loch Ness zurück. Er wird mich vergeblich suchen und dann überlege», was mir zugestoßen sein könnte. Dann wird er wissen, daß ihr mich entführt habt, und er wird nach York kommen und euch alle töten. Er hätte Ragnor längst töten können, doch er beherrschte seinen Zorn, da er der Meinung war, das Danelagh müsse so lange wie möglich in den Händen der Wikinger bleiben. Aber er wird die Suche nach mir aufnehmen, und ihr werdet es alle bereuen. Wenn ihr das nicht einseht, seid ihr große Narren. Und Ihr, Turella seid die größte Närrin. Ihr kennt Cleve. Ihr wißt, wozu er imstande ist.«
    Ragnor studierte seine Fingernägel. »Ich wollte ihn töten. Aber Kerek hielt mich zurück und ebenso auch meine Mutter.« Er warf Turella einen leicht verschwommenen Blick zu. »Woher kennst du eigentlich Cleve? War er bei dir?«
    »Nein, Sohn. Die Prinzessin irrt. Denk nicht weiter drüber nach.«
    »Ich wollte ihn damals erledigen. Aber der Dummsack, dem ich den Auftrag gab, versagte jämmerlich. Er sollte ihm die Kehle aufschlitzen, doch Cleve war schneller. Wer konnte denn ahnen, daß ein Diplomat auch kämpfen kann?«
    Chessa funkelte ihn an. »Was meinst du damit, du wolltest ihn erledigen, Ragnor?«
    »Deine schöne Stiefmutter, die Hexe Sira und ich, wir beide planten seinen Tod. Er kam nach Dublin, um den Ehevertrag zwischen dir und Wilhelm von der Normandie auszuhandeln. Sira war dagegen. Ihr Sohn sollte in das fränkische Königshaus einheiraten. Damals beschloß ich, dich zu nehmen. Doch Cleve tötete den Schergen, und eine zweite Chance bot sich nicht.«
    Der Zorn schnürte Chessa die Kehle zu. Sie öffnete den Mund, konnte aber nicht sprechen. Im nächsten Augenblick stürzte sie sich auf Ragnor, ihre Finger krallten sich um seine Kehle und drückten zu. »Ich war dabei, du elender Feigling!« schrie sie ihm ins Gesicht. »Ich selbst habe dem Mörder ein Messer in den Rücken gejagt. Doch Cleves Dolch durchbohrte seine Kehle und tötete ihn. Du warst das? Und meine bösartige Stiefmutter? Ihr beide habt den Mordanschlag ausgeheckt? Ja, ihr beide steckt dahinter. Und ich habe Sira gesehen, sie hielt sich im Schatten, deshalb konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen. Dafür bring ich dich

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