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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ziegenbock.
    Cleve wachte stöhnend auf. Sein Kieferknochen brannte wie Feuer. Er schlug die Augen auf und blickte in Chessas Gesicht, die seinen Kopf auf ihrem Schoß gebettet hielt und sanft ein nasses Tuch an sein Kinn drückte. Er spürte ihre Wärme, ihre Weichheit. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr er hoch und schwang die Beine über die Bettkante. »Wo sind wir
    hier?«
    »In der Schlafkammer von Rorik und Mirana. Ich habe deine Hände verbunden. Du hast dir die Knöchel blutig
    geschlagen.«
    Cleve erinnerte sich an das, was er getan hatte und schloß die Augen.
    »Merrik mußte dir den Fausthieb verpassen. Er sagt, so wütend hat er dich noch nie gesehen. Er meint...«
    »Schweig, ich muß nachdenken.«
    Sie faltete die Hände und lehnte sich gegen die Bretterwand. Sie wartete gern. Er hatte versucht, Ragnor umzubringen. Sein Zorn war wunderbar. »Bist du fertig mit Nachdenken, Cleve?«
    »Schweig«, wiederholte er und drehte den Kopf zur Seite. »Mein Kiefer schmerzt.«
    »Vier Männer mußten dich von Ragnor losreißen. Und dann hast du dich nochmal auf ihn gestürzt. Erinnerst du dich?«
    »Ja. Kein Grund, so zu tun, als seist du stolz auf mich«, brummte er und drehte ihr das Gesicht zu. »Als sei ich ein Kind, und als habe es dir gefallen, daß ich mich aufgeführt habe wie ein rasender Berserker. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es kommt nicht wieder vor. Es ist deine Schuld.«
    »Ich weiß.« Ein feines Lächeln kräuselte ihre Mundwinkel. »Ich besitze geheimnisvolle Kräfte, vielleicht bin ich sogar eine Hexe. Jeder Mann, der mir nahe kommt, unterwirft sich meinem Willen. Du bist keine Ausnahme, obwohl ich fürchtete ...«
    »Schweig. Verspotte getrost diesen Ragnor, aber nicht mich. Sei still.«
    »Gut. Da kommt Kiri. Deinem Papa geht es wieder gut.«
    Kiri näherte sich schüchtern, und Cleves Herz krampfte sich zusammen. Er hob sie auf seinen Schoß. »Tut mir leid, daß ich die Nerven verloren habe, Kiri. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Du warst wunderbar, Papa.«
    Frauen, dachte Cleve unwillkürlich und verschränkte verzweifelt die zerschundenen Hände.
    »Es tut mir nur leid, daß Onkel Merrik dir einen Faustschlag versetzen mußte. Ihm tut es auch leid. Das hat er mir gesagt. Und Tante Laren sagt, sie wollte, Oleg hätte dich sehen können, wie du übergekocht bist wie ihr Haferbrei.«
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Cleve und setzte Kiri neben sich. »Geh, und spiel mit deinen Basen und Vettern. Mir fehlt nichts. Geh, Kiri.«
    »Sie sind nicht meine echten Basen und Vettern.«
    »Könnten es aber sein. Geh, mein Schatz.«
    Sie rutschte von der Bettkante. An der Tür drehte sie sich um. »Warum bist du so wütend, Papa? Was kümmert es dich, wen sie heiratet? Sie ist nicht einmal schön.«
    »Hinaus mit dir!« Kiri suchte kichernd das Weite. Cleve wandte sich an Chessa. »Ich meine es ernst. Du mußt deine Monatsblutung bekommen.«
    Sie lachte. »Das macht mich nicht wieder zur Jungfrau.«
    »Wilhelm ist dreißig, ein reifer, erfahrener Mann. Er wird Verständnis aufbringen. Ein Mädchen ist nicht ewig Jungfrau. Ein Mann, der eine Jungfrau haben will, ist ein Dummkopf. Und Wilhelm ist kein Dummkopf.«
    »Wenn er als künftiger Herrscher nicht verlangt, daß seine Braut Jungfrau ist, muß er wirklich weise sein.«
    »Weise sein heißt noch lange nicht, daß er alt ist. Er ist nur fünf Jahre älter als ich. Er ist weise, weil er viele Jahre mit einer Frau verheiratet war, bevor sie starb. Er betete sie an. Er war ihr treu. Er ist kein Narr, weil er ... weil er eben kein Narr ist. Du wirst ihn gern haben.«
    »Vielleicht ist dieser Wilhelm kein Narr, aber du bist einer, Cleve. Sag mir, warum bist du Ragnor an die Kehle gesprungen?«

KAPITEL 9
    »Ich verlange, daß du diesen Mann tötest, diesen ehemaligen Sklaven Cleve, diesen Niemand, der sich aufbläst zu einer Bedeutung, die er nicht hat. Er muß sterben. Er hat es gewagt, Ragnor von York, den Sohn von Olric, anzugreifen.«
    Ragnors rechtes Auge war blutunterlaufen und schwoll bereits an. Am Kinn prangte ein Bluterguß, und sein Hals wies blaurote Würgemale auf.
    »Warum sprichst du von dir in der dritten Person?« fragte Rorik arglos.
    »Ich bin von königlichem Geblüt. Königliche Hoheiten sprechen immer in der dritten Person von sich. Ich erteile dir den Befehl, Rorik! Töte ihn.«
    »Wenn alle Menschen tot wären, die du befohlen hast umzubringen, wäre kaum noch einer übrig. Ich halte es für klüger,

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