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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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daß du Cleve etwas von dem Met abgibst, den du trinkst. Er betäubt dir sonst noch das bißchen Verstand, das dir geblieben ist.«
    »Ich bin Lord Ragnor.«
    »Dein Schiff ist seeklar, um nach York aufzubrechen.« Rorik fing an, die Geduld zu verlieren. »Hoffentlich hast du genügend Leute, die dich rudern.«
    »Ich habe mehr Männer als ich brauche.«
    »Gut für dich. Ich fürchte nur, daß einige deiner Leute nicht mit dir zurück wollen.«
    Ragnor blickte ihn zuerst verstört an, dann brüllte er: »Utta, bring mir noch einen Krug Met. Kerek, sag, daß dieser Rorik lügt.«
    Rorik schüttelte resigniert den Kopf und verließ das Langhaus. Im Vorbeigehen klopfte er Entti auf die Schulter, die über dem Trog gebeugt stand und leise vor sich hinsummend eine riesige Menge Teig knetete. Gottlob wollte Ragnor am nächsten Tag abreisen. Die Vorräte an Gerste, Roggen und Weizen waren arg geschrumpft. Man ernährte sich mehr und mehr von Fisch. Rorik wäre gerne zum Festland gerudert, um hinter den Salzsümpfen Fasane und Moorhühner, oder vielleicht sogar einen wilden Eber zu jagen. Wegen Ragnors
    Unberechenbarkeit wagte er jedoch nicht, die Insel zu verlassen. Sowohl seine als auch Merriks Gefolgsmänner ließen Ragnor und dessen Soldaten nicht aus den Augen. Allmählich waren die Bewohner es leid, Tag um Tag Fisch zu essen, nicht einmal Uttas gebratene Heringe und Seebrassen stellten noch eine Verlockung dar.
    An den Palisadentoren begegnete er seinem Bruder. »Wo willst du hin, Merrik?«
    »Ich gehe mit Aslak und Hafter und einem Dutzend meiner Männer zur Jagd. Ich weiß, daß du wegen Ragnor auf dem Hof bleiben willst. Ich lasse genügend Männer hier. Wir wechseln uns in seiner Bewachung ab - das hätten wir gestern schon tun sollen. Ich kann Fisch nicht mehr riechen, und wenn er noch so schmackhaft zubereitet ist.«
    Rorik schmunzelte. Wie ähnlich er und sein Bruder einander doch waren. »Daran habe ich auch gerade gedacht. Wo ist Cleve?«
    »Wenn es nach Chessa geht, ist er bei ihr.«
    Rorik brummte: »Gehorcht sie ihm? Hat sie ihre Monatsblutung?«
    »Ich weiß nicht. Sie ist eine eigensinnige Frau.«
    Im Fichtenwald auf einer Anhöhe der Habichtsinsel sagte Cleve: »Hast du Bauchschmerzen?«
    »Wieso sollte ich Bauchschmerzen haben? Utta kocht den besten Haferbrei, den ich je gegessen habe. Auch ihr Fisch ist ausgezeichnet, obwohl ich den bald nicht mehr sehen kann.«
    »Deine Monatsblutung, Chessa. Hast du keine Bauchschmerzen, wenn deine Monatsblutung beginnt?«
    »Cleve, es wäre das Beste, Herzog Rollo und diesem Wilhelm eine Nachricht zu senden, in der du die Herren wissen läßt, daß ich keine artige, unbefleckte, junge Prinzessin bin. Ich bin zwar noch immer artig und jung, aber nicht mehr unbefleckt. Wilhelm soll wissen, daß ich ihn mit einem anderen Mann vergleichen könnte, wenn er mich heiratet. Männer scheinen das nicht gern zu haben, deshalb verlangen sie von ihren Frauen, unberührt von anderen Männerhänden und deren Lustteilen in die Ehe zu gehen.«
    »So schäbig sind Männer nicht.«
    »Da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Ragnor war anfangs reizend zu mir und stellte sich dann als gemeiner Lügner heraus. Du fragst dich zu Recht, wie ich so blind sein konnte, nicht sofort zu erkennen, welch ein Schafskopf er ist. Dann beschloß mein Vater, mich mit einem Mann zu vermählen, den ich noch nie gesehen habe, und der viele Jahre mit einer anderen Frau verheiratet war, ein Mann, von dem du behauptest, er sei erfahren und reif. Und dann entführt mich dieser Ragnor und tut mir mehrmals Gewalt an. Hab ich denn nicht schon genug gelitten?« Sie warf die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.
    »Verzeih mir, Chessa«, murmelte er und zog sie an sich. »Bei den Göttern, ich komme mir vor wie ein elender Schurke.« Seine Arme legten sich um ihren Rücken, und er drückte sie an sich. Auch ihre Arme schlangen sich um seinen Rücken. Er spürte ihre Brüste, den warmen Hauch ihres Atems an seinem Hals. Er beugte sich vor und küßte ihren Scheitel. »Es tut mir so leid. Es war nicht deine Schuld. Ich wollte, ich hätte diesen gemeinen Kerl umgebracht. Hat er dir sehr weh getan?«
    Sie nickte an seiner Schulter, weiterhin bitterlich schluchzend.
    »Denkst du, er hat dich innerlich verletzt?«
    »Ich weiß nicht. Er hat mir einen Fußtritt in die Rippen versetzt. Er sagte, es gefiele ihm, mich zu seinen Füßen liegen zu sehen. Er hatte Spaß an meinen Schmerzen. Dann warf er sich auf

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