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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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entgegnete Chessa gedehnt. »Nein, nicht wirklich. Ragnor hat mir Gewalt angetan. Ich habe diesen Beischlaf nicht gewünscht. Es war nicht meine Entscheidung. Nur weil dieser Wurm mich mehrmals vergewaltigt hat, kann ich Wilhelm nicht ehelichen?«
    »Hattest du deine Monatsblutung, seit er dir das letzte Mal Gewalt angetan hat?« fuhr Merrik dazwischen.
    Mirana und Laren hielten ihn links und rechts am Arm fest und rüttelten ihn. »Schweig!« fauchte Laren. »Du bringst Chessa in Verlegenheit. So etwas muß unter vier Augen besprochen werden.«
    »Ich werde antworten«, sagte Chessa kühl, straffte ihre Schultern und blickte Cleve direkt ins Gesicht. »Nein, meine Monatsblutung ist ausgeblieben.«
    Ohne Vorwarnung stürzte sich Cleve auf Ragnor, schlug ihm die Faust ins Gesicht und in den Magen und schleuderte ihn gute zwei Meter durch den Raum. »Du widerwärtiges Schwein, vergehst dich an einer Dame, einer Prinzessin. Bei den Göttern, ich pfeife drauf, wer du bist. Ich bring dich um, du schleimiger Widerling.« Damit warf er sich wieder auf ihn, schleuderte ihn zu Boden, schlug ihm die Faust ins Gesicht, hämmerte seinen Kopf auf den gestampften Lehmboden und zerrte ihn wieder auf die Füße. Ragnor machte hilflose Versuche, sich zur Wehr zu setzen.
    »Das darf ich nicht zulassen«, schrie Kerek und rannte auf die beiden los.
    »Halt!« schrie Rorik, als Kerek ein Messer zog. Vier Männer rissen Cleve von Ragnor weg, der an den Lippen blutete und dessen Augenbrauen bereits anschwollen. Er schwitzte und zitterte heftig. Rorik hoffte, daß Cleve ihm keine inneren Verletzungen zugefügt hatte.
    Rorik war klug genug, Cleve nicht loszulassen, der Ragnor aus blutunterlaufenen Augen anstierte und hörbar keuchte. Kerek kümmerte sich um Ragnor. Die anderen Gefolgsleute des Edelmannes aus York hielten sich im Hintergrund.
    Merrik befahl mit betont ruhiger Stimme: »Cleve, beherrsche dich. Wir finden eine Lösung. Du darfst den Mistkerl nicht töten. Keiner von uns darf sich an ihm vergreifen. Trotz seiner Provokation.«
    »Und ob ich das darf. Hast du nicht gehört? Er hat ihr Gewalt angetan, er hat sie brutal genommen.«
    Die Männer, die ihn festhielten, festigten ihren Griff.
    Chessa wollte um jeden Preis verhindern, daß Cleve sich mit Ragnors Blut besudelte und sich damit dem Untergang preisgab. »Ich danke dir, daß du meine Ehre verteidigst, Cleve. Aber es ist nicht nötig.«
    Cleve wandte sich ihr zu. Sein Gesicht war gerötet vor Zorn, er keuchte und sah sie mit wildem Blick an. Seine Fingerknöchel bluteten. Er hob drohend die Faust in ihre Richtung. »Hör mir gut zu, Chessa. Du bist nicht schwanger von dieser Ratte, und du wirst Wilhelm heiraten. Hast du mich verstanden?«
    »Ich kann dich nicht verstehen, wenn du so laut schreist.«
    »Mach dich nicht über mich lustig, Chessa. Du wirst Wilhelm heiraten. Du mußt ihn heiraten.«
    »Aber Ragnor sagt, ich kann ihn nicht heiraten, weil ich keine Jungfrau mehr bin. Stimmt es denn, daß ein Mann von Ehre und hohem Stand mich verschmäht, weil ich vergewaltigt wurde? Bin ich denn nun nicht mehr Chessa? Spreche ich anders, handle ich anders, nur weil Ragnor mir Gewalt angetan hat?«
    Cleve riß sich los. Die Männer hatten einen Augenblick lang nicht aufgepaßt. Im nächsten Augenblick umklammerten seine Hände Ragnors Hals und drückten zu. Wieder wurde er von vier Männern von hinten gepackt und gewaltsam von seinem Opfer weggerissen. Er schlug wie ein Berserker um sich. Merrik hatte Cleve noch nie so rasend erlebt. Er holte aus und setzte dem Freund die Faust gezielt ans Kinn.
    »Er muß jetzt schlafen«, sagte er und rieb sich die Hand. »Der Zorn raubt ihm sonst noch den Verstand. Wenn er aufwacht, reden wir vernünftig mit ihm.«
    »Ich danke euch«, sagte Kerek. »Ich hätte ihn nur ungern getötet, um Ragnor zu schützen.«
    »Was sagst du, Kerek?« kreischte Ragnor. »Du würdest töten, um mich zu beschützen? Klug von dir, daß du wieder Respekt zeigst. Diese Männer sind gemeingefährlich. Vermutlich brauche ich deinen Schutz.«
    Kerek schloß die Augen und atmete tief durch. Chessa sagte völlig gelassen: »Du siehst ihn, wie er wirklich ist, Kerek. Ich werde ihn nicht heiraten, und du kannst mich nicht dazu zwingen. Niemand kann das.«
    »Ich muß es versuchen, Prinzessin«, sagte Kerek heiser und wandte sich wieder an Ragnor, der einen Krug Met angesetzt hatte und gierig trank. Dabei verschlang er Utta mit Blicken wie ein geifernder

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