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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Laren.«
    Kurz vor der Hochzeitsfeier am folgenden Nachmittag fragte Kiri: »Willst du Chessa wirklich heiraten, Papa? Du wolltest doch nie eine andere Frau seit Mama.«
    »Ich glaube, sie ist nicht nur ein guter zweiter Papa, sondern auch eine gute Frau. Ich muß sie heiraten, Kiri.«
    »Und warum?« fragte Kiri stirnrunzelnd.
    »Wenn ich sie nicht heirate, fängt sie an, Stöckchen zu zählen und wird bald so mager sein, daß der nächste Windstoß sie von den Felsklippen weht. Sie will nicht von uns beiden getrennt sein, deshalb muß ich sie heiraten.«
    »Ich rede mit ihr, Papa.« Damit rannte Kiri zu Chessa, die bei Tante Mirana und Tante Laren stand.
    »Na, meine kleine Schönheit«, empfing Chessa sie und hob sie hoch. »Du bist ein großes Mädchen geworden. Bald kann ich dich nicht mehr tragen.«
    »Aber du bist mein zweiter Papa. Papas sind stark.«
    »Dann muß ich mir mehr Muskeln zulegen.« Sie setzte Kiri wieder ab. »Nun, Liebling, wie gefällt dir mein Kleid?«
    Kiri umrundete sie mit kritischen Blicken. Chessa hob eine Augenbraue. »Na?«
    »Ich weiß nicht, wie ich dich jetzt nennen soll.«
    Mirana meldete sich zu Wort. »Wie wär's mit Mama?«
    »Das kannst du dir ja noch überlegen, Kiri«, sagte Chessa. »Sag, wie gefällt dir mein gelbes Kleid?«
    Kiri nickte bedächtig. »Papa sagt, er muß dich heiraten, weil du sonst Stöckchen zählst und nichts mehr ißt.«
    »Das stimmt.«
    Kiri nickte und lief weg.
    »Kinder«, meinte Entti kopfschüttelnd.
    »Und Männer«, ergänzte Laren.

KAPITEL 17
    Der Nachmittagshimmel über der Habichtsinsel strahlte blau, und es duftete nach Heidekraut und Ginster. Die Gischt wehte feuchten Tanggeruch vom Meer herauf.
    Wie es der Brauch war, hatten die Männer hinter Cleve und die Frauen hinter Chessa Aufstellung genommen. Auch die Kinder standen in einer Gruppe, wobei sich die größeren darum kümmerten, daß die Kleinen einigermaßen Ruhe bewahrten. Die Haustiere hatten sich zu den Kindern gesellt, nur Kerzog lag bei Chessa und hatte den Kopf auf ihre Füße gebettet.
    »Da Sira deine Stiefmutter ist«, krächzte die alte Alna, »brauchst du keine Angst zu haben, daß sie dir Cleve ausspannt, wie sie es mit Rorik versucht hat. Sie wollte Rorik verführen und hätte meine kleine Mirana beinahe getötet. Aber ich habe sie gerettet.«
    Rorik, der Herr der Habichtsinsel, verschaffte sich mit lauter Stimme Gehör. »Die Götter bescheren uns einen strahlend schönen Sommertag zur Vermählung von Cleve von Malverne mit Chessa, der Tochter des König Sitric von Irland. Nun vernehmt alle den Treueschwur des Brautpaars.«
    Cleve trat vor, nahm Chessas Hände in seine und zog sie sanft in die Mitte des Kreises. »Kerzog, mach Platz!« brummte er und schob den Hund beiseite. »Du kannst sie wieder in Beschlag nehmen, wenn ich mit ihr fertig bin.«
    Die Hochzeitsgäste lachten.
    Cleve spürte die Kälte ihrer Hände. »Hab keine Angst«, murmelte er. »Ein Papa darf keine Angst haben.«
    »Ich hab' keine Angst, ich fürchte mich zu Tode. Ich war noch nie verheiratet, Cleve.«
    Er lächelte ihr aufmunternd zu und sprach mit lauter Stimme: »Ich lege dir mein Leben zu Füßen, alles was ich besitze und alles, was ich je besitzen werde.« Er hob ihren Arm hoch. »Unsere Zukunft liegt im ungewissen, doch bald werde ich erfahren, wer ich bin, und woher ich komme. Du, Chessa, wirst stets an meiner Seite sein. Ich gelobe, dich stets in Ehren zu halten und täglich zu Freya um reichen Kindersegen zu beten.«
    Chessa umfing Cleves Handgelenk und hob seinen Arm in die Höhe. »Du bist mein Gefährte, du wirst mir immer zur Seite stehen. Ich gelobe dir Treue. Ich beschütze dich mit meinem Leben. Gemeinsam werden wir Schottland erobern. Ich liebe deine Tochter wie mein eigenes Kind. Ich liebe dich mit aller Kraft, die in mir ist. Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt, als ich dir im Schloßgarten in Dublin begegnet bin. Du bist mein Gemahl jetzt und in alle Ewigkeit.«
    Gewöhnlich wurde bei einer Wikingerhochzeit nicht von Liebe geredet. Die Schwüre handelten von Treue, Ehre und Wahrhaftigkeit. Treue zur Sippe, zum Häuptling, zum König.
    Tiefe Stille war eingetreten. Cleve blickte ihr mit seitlich geneigtem Kopf tief in die Augen. »Schon damals hast du mich geliebt?« fragte er leise, war aber in der Stille von allen zu hören.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe nie einen schöneren Mann gesehen. Goldblond und stark. Es ging ein Leuchten von dir aus, als du vor mir im

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