Der Herr der Falken - Schlucht
Harfe. Und paß auf, daß dir deine Brüste nicht aus dem Mieder kullern.«
KAPITEL 16
Cleve erhob sich, als Kerek in Barics Kammer trat.
»Was soll das heißen, du willst die Prinzessin sprechen, Baric? Was macht die Frau hier?«
»Ich grüße dich, Kerek.«
Kerek fixierte das Gesicht unter der dicken Schminke und der Binde über dem rechten Auge, die enormen Brüste.
»Komm Kerek, einen Gruß bin ich dir doch wert.«
»Nein«, entfuhr es Kerek, er wich einen Schritt zurück. »Du bist gar keine Hure. Bist du das, Cleve?«
»Ja.«
»Die meisten Männer wollen mit dir ins Bett gehen, allen voran Ragnor. Du hast dich gut verkleidet. Doch jetzt ist die Maskerade vorbei. Du mußt fort. Die Königin hat Chessa versteckt. Nicht einmal ich kenne das Versteck. Du mußt den Palast verlassen, bevor jemand entdeckt, wer du wirklich bist. Ich will dir nichts tun, aber wenn Ragnor dir auf die Schliche kommt, läßt er dich vierteilen.«
»Soweit kommt es nicht, Kerek. Deshalb bist du hier. Baric, mach die Tür zu. Und nun schlag ich dir einen Handel vor, Kerek. Ich habe Ragnor. Du hast Chessa. Er stirbt, wenn du mir Chessa nicht auslieferst. Ich gebe dir Bedenkzeit bis zur Hut in drei Stunden.«
Kerek schüttelte immer wieder seufzend den Kopf. »Nichts hat bisher geklappt. Nichts. Es begann als einfache Entführung, und von diesem Moment ging alles schief. Ich dachte, nur die Prinzessin könne mich täuschen. Und dann tauchst du als Frau verkleidet auf, angemalt wie eine Hure, und umschmeichelst Ragnor, bis er brünftig die Augen verdreht. Niemand hat bemerkt, daß du ein Mann bist, nicht einmal ich.«
»Sag nur nicht, du wolltest auch mit mir schlafen, Kerek.«
»Ich habe den Kopf mit anderen Dingen voll.«
»Freut mich zu hören. Ragnors Kopf ist nur von meinem Met voll. Meiner schmeckt ihm besser als Uttas, sagt er.«
»Du hast ihm Uttas Met eingeflößt. Ich hätte wissen müssen, daß etwas nicht stimmt.«
»Meine einzige Sorge ist nur, daß die Königin sich weigert, Chessa herauszugeben, weil sie ihr wertvoller erscheint als Ragnor.«
»Sie wird sie herausgeben. Die Dänen würden es nicht hinnehmen, offiziell von einer Frau regiert zu werden. Wieso läßt du die Finger nicht von ihr? Du kannst eine andere Frau haben. Warum muß es ausgerechnet Chessa sein?«
»Hast du nicht selbst gesagt, ich sei zu bedauern, weil ich sie liebe?«
»Das hier hat nichts mit Liebe zu tun. Sieh dich doch an. Kiris Mutter versuchte, dich umzubringen. Vergiß die Liebe, Cleve, und geh fort. Chessa wird hier glücklich sein.«
»Deshalb hat Turella sie betäubt und versteckt, wie? Weil sie genau weiß, wie glücklich sie sein wird. Gib auf, Kerek. Zum letzten Mal, gib auf.«
»Ich muß mit der Königin sprechen.«
»Wieso sprechen wir nicht beide mit ihr?«
Sie fanden Turella im Garten auf Knien beim Unkraut jäten. Sie summte leise vor sich hin.
»Hoheit«, sprach Kerek sie an und berührte sanft ihre Schulter. Sie verharrte einen Augenblick ganz still, dann hob sie den Kopf und blickte Kerek mit solcher Zärtlichkeit an, wie man sie einem Untertan normalerweise nicht entgegen bringt, dachte Cleve erstaunt.
»Ach, Kerek. Warum bringst du mir Barics Hure?«
»Ich bin keine Hure, Hoheit«, entgegnete Cleve. »Ich bin auch keine Frau. Ich heiße Cleve und bin der Vater von Chessas Kind. Ich bin gekommen, um sie mitzunehmen.«
Die Königin wischte sich die Hände an der Gartenschürze ab und erhob sich langsam. Sie blickte Cleve lange an, dann sagte sie gereizt: »Zeig dich mir als Mann. Ich möchte wissen, wie mein Enkelsohn einmal aussehen wird.«
»Vielleicht wird das Kind Chessas Abbild«, entgegnete Cleve.
»Du bekommst sie nicht, Cleve. Entweder du gehst freiwillig, oder ich überlasse dich meinem Sohn. Er hat dir schon einmal übel mitgespielt. Nicht auszudenken, was er jetzt mit dir macht.«
»Ragnor macht gar nichts mit mir, Hoheit. Euer Sohn liegt schnarchend in einem Versteck, betäubt, so wie Ihr die Prinzessin betäubt habt.«
Die Königin wich erschrocken zurück. Kerek hielt ihren Arm. »Sagt er die Wahrheit, Kerek?«
»Ja. Ich weiß nicht, wo er Ragnor versteckt hält. Er will Ragnor gegen die Prinzessin tauschen.«
»Und zwar jetzt sofort«, fügte Cleve hinzu. »Bringt mich zu Chessa.«
Die Königin schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Sie muß Ragnor heiraten. Eines Tages muß sie das Danelagh regieren.«
Cleve lächelte kalt. Plötzlich hatte er ein kleines, sehr scharfes Messer unter
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