Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Leidenschaft. Sie erschauerte, als seine Finger sie sanft streichelten. »Ja«, antwortete er. »Ich verspreche es.«
    Wenige Augenblicke später war Chessa eingeschlafen. Cleve lag selig lächelnd da und blickte in das Mondlicht, das durch die offene Fensterhöhle fiel. Die frische Nachtluft war ungewohnt und wunderbar. In Norwegen waren die Sommernächte zu kalt, um frische Luft ins Haus zu lassen. Deshalb gab es keine Fenster.
    Er schloß die Augen und sah seinen Vater, der ihn mit einem goldbraunen und einem blauen Auge ansah. Es war sein Vater, nicht sein Stiefvater, den er als kleiner Junge so sehr gefürchtet hatte, und von dem er glaubte, er habe seinen Tod befohlen. Es gab soviel Unerforschtes in Kinloch, soviel Verwirrendes. Zwischen den Malverneleuten und Lord Varricks Männern würden hoffentlich keine Streitereien ausbrechen. Den ganzen Abend hatte feindseliges Schweigen geherrscht. Eine tödliche, furchteinflößende Stille. Auch die Malverneleute, samt Eller mit seiner empfindsamen Nase, hatten den langen Abend nicht mehr als drei Worte gesprochen.
    Seine Schwester Argana war die Gemahlin seines Vaters und Mutter von drei Knaben. Er sah sie als junges Mädchen vor sich, lachend und quirlig, immer in Bewegung, wie sie ihn hochhob und ihm schmatzende Küsse aufdrückte. Doch gestern abend hatte sie kein einziges Wort gesprochen. Und Cayman, dreißig Jahre alt und unverheiratet, war so schön, daß jeder Mann bei ihrem bloßen Anblick der Atem stockte. Wieso war sie nicht verheiratet? Auch sie hatte kaum gesprochen, obgleich Laren ihr ständig Fragen stellte, um mehr über sie und Kinloch zu erfahren.
    Auf Kinloch lastete eine unheimliche Stille, und kalte Dunkelheit schien aus jeder Ecke der riesigen Halle hervorzukriechen und alles zu überschatten. Wieder sah er Varrick vor sich, die kleine Kiri auf dem Arm, und beide in das grelle Lichtbündel getaucht, das sie vereinte und ihnen eine überirdisch leuchtende Aura verlieh.
    Chessa murmelte im Schlaf, ihre Hand glitt über Cleves Bauch zu seinen Lenden. Er stöhnte, als ihre Finger sein Schamhaar kraulten. Er küßte ihren Scheitel und drückte sie näher an sich. Sie war ihm so nahe. Und er hatte sich tapfer dagegen gewehrt, das wußten die Götter, aber es hatte ihm nichts genützt. Sie hatte sich zu Kiris zweitem Papa gemacht. Chessa war sehr schlau. Er mußte sich vor ihr hüten. Sie hatte viel von ihrem Vater, diesem König Sitric.
    Ragnor von York hatte Glück, ihr entkommen zu sein. Cleve schmunzelte. Ob Turella den alten König wohl endgültig entmachtet und Ragnor auf den Thron gesetzt hatte, natürlich nur der Form halber, um selber das Land ungestört regieren zu können?
    Chessas Hand legte sich um seine Männlichkeit, Cleve flüsterte an ihrer Schläfe: »Hör mir gut zu, Chessa. Du bist meine Frau, aber ich lasse mich nicht von dir beherrschen. Ich bin, wer ich bin. Du wirst mich nicht dominieren. Vergiß deine Machenschaften.« Er glaubte, ihr Gähnen zu hören. Er mußte ein waches Auge auf sein Weib haben, das schlau und ebenso findig war wie er. Eine lästige Aufgabe, aber er hatte sich darauf eingelassen. Kiri schlief bei Laren und Merrik. Eine gerechte Strafe, wie er Merrik gegenüber betont hatte, weil er sich laut darüber gewundert hatte, wann Cleve seine junge Frau je wieder beglücken würde. Und die schöne, rothaarige Laren, die ihm näher stand als seine beiden Schwestern, nahm Kiri bei der Hand und fragte sie unschuldig, ob sie ihrem dritten Papa nicht eine Geschichte erzählen wolle. Merrik hatte den Blick zu den Dachbalken gehoben und hörbar geseufzt.
    Cleve mußte noch viel lernen. Und nun lag seine Frau neben ihm, ihre Hand umspannte ihn, und er wußte, daß sie wach war, denn ihre Atemzüge hatten sich beschleunigt. Er rollte sich auf sie.
    »Ich habe es dir versprochen«, sagte er und küßte sie. Sie war warm und hingebungsvoll, wie nicht anders erwartet. Und als sie schließlich verhalten in seinen Mund schrie, während seine Finger ihr zuckendes Fleisch liebkosten, wurde ihm weit und frei ums Herz - ein beängstigendes und zugleich unendlich beglückendes Gefühl. Wieder sagte er an ihren leicht geöffneten Lippen: »Du wirst nie wieder versuchen, mich zu beherrschen, Chessa. Vergiß nicht, was ich dir sage. Vergiß nicht, ich bin mit keinem anderen Mann zu vergleichen, dem du je in deinem Leben begegnet bist.«
    Sie schmiegte sich an ihn. Diese Hexe schlang ihre Arme um ihn. Er mußte sich vor ihr hüten, doch das

Weitere Kostenlose Bücher