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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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eurer Welt auch noch das Licht z u rückgeben.«
    »Das stimmt nicht!«, protestierte ich. Doch sobald mir der Kater in die Augen schaute, verstummte ich.
    »Du kannst gern hinausgehen«, sagte der Kater. »Schließlich unte r halte ich mich nicht mit dir, sondern mit deinem einzigen Wahren Freund. In seiner Begeisterung bringt Danka einiges durcheinander, Len. Er glaubt, wenn in seinen Augen Licht ist, kann er nichts Schlimmes mehr anstellen. So ist es aber keineswegs. Licht und Fin s ternis sind bloß Kräfte. Selbst wenn du voller Licht erstrahlst, wird es dich doch nicht davor schützen, Fehler zu machen oder einen niede r trächtigen Charakter zu entwickeln.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Len leise. »Wie kann ich ihm helfen?«
    »Verzeihe Danka, wenn er dich beleidigt. Versuche zu verstehen, dass er eigentlich nur dein Bestes will. Er sieht jetzt nämlich alle Menschen so, wie sie im Grunde ihres Herzens sind, aber manchmal muss man sie halt so sehen, wie sie gern sein wollen.«
    »In Ordnung«, sagte Len.
    »Und noch etwas. Streite dich nicht mit Danka, weil er vergessen hat, dein Einverständnis zu erbitten, denn er weiß ja, dass du einve r standen bist. Aber streite dich mit ihm, wenn er wirklich einen Fehler macht.«
    Ohne ein Wort hervorzubringen, nickte Len.
    »Und jetzt«, sagte der Kater, während er sich erhob, »gehe ich kurz raus und komme noch einmal herein. Und wenn ich wieder herei n komme, möchte ich ein anderes Bild vorfinden.«
    Als der Kater zurückkam, stand eine volle Schüssel mit Sahne für ihn auf dem Tisch. Len und ich saßen zusammen in einem Sessel.
    »Oh, oh«, sagte der Kater auch diesmal. Allerdings in einem ganz anderen Ton! Er leckte probeweise von der Sahne und nickte anerke n nend. »Wie habt ihr das gemacht?«
    »Die Sahne in die Schüssel geschüttet?«, sagte Len und tat erstaunt. »Och, das war ein Kinderspiel, einfach aus der Kanne in die Schale rein.«
    »Hör schon auf, mich zu verschaukeln!«, rief der Kater. »Du weißt genau, was ich meine!«
    Len und ich sahen uns grinsend an.
    »Es war wirklich nicht schwer«, antwortete ich für Len. »Wir haben uns nur angesehen, dann hat Len die Sahne geholt und ich die Schü s sel. Dann haben wir uns hingesetzt und auf dich gewartet.«
    »Das habt ihr gut gemacht«, befand der Kater. »Entscheidend ist, dass ihr auf dumme Entschuldigungen verzichtet und auch darauf, euch ewige Freundschaft zu schwören. Insofern können wir jetzt uns e ren Kriegsrat eröffnen. Dich, Danka, möchte ich dringend ermahnen, vorsichtig mit dem Wahren Blick zu sein.«
    »Wir haben die Händler getroffen«, fing Len an. »Sie erreichen morgen früh die Stadt. Danka hat es schon geschafft, sich mit ihnen zu überwerfen.«
    »Daran sind sie selbst schuld«, erklärte ich. »Es sind drei, die Sold a ten nicht mitgezählt. Ein Mann mit seiner Frau und ihre komische Tochter. Der Mann hat Len ein Bonbon gegeben, indem er es ihm hingeworfen hat wie einem Hund! Da habe ich das Bonbon zertreten. Das Mädchen ist braun gebrannt, sie muss vor Kurzem in der Sonne gewesen sein!«
    »Bist du sicher, dass dieser Händler Len beleidigen wollte?«
    »Nein, aber … «
    »Und ist dir bekannt, dass die Händler auf ihren Schiffen in ve r schiedene Welten segeln und ihre Kinder deshalb nicht weiß wie Kochfisch aussehen müssen?«
    Ich schwieg. Irgendwann senkte ich den Blick. »Vermutlich bin ich ein ganz schöner Idiot«, räumte ich ein. »Ich habe geglaubt, wir bräuchten bloß in die Stadt der Händler zu gelangen und herausz u kriegen … «
    » … wo sie die liebe, gute Sonne verstecken«, beendete der Kater den Satz mit zuckersüßer Stimme. »Deine Märchen hast du jedenfalls gelesen. Aber in die Stadt der Händler müssen wir tatsächlich.«
    »Ja?«, sagte ich und freute mich schon. »Weshalb?«
    »Um herauszufinden, wer ihnen das Licht abgekauft hat. Um h e rauszufinden, weshalb sie nicht mit den Freifliegern im Krieg liegen. Was sie ihnen verkaufen oder von ihnen kaufen. Warum sie angeblich niemanden fürchten. Und weshalb sie trotzdem Soldaten als Beglei t schutz brauchen. Die Städte liegen den Händlern quasi zu Füßen, mit den Freifliegern haben sie auch keine Scherereien. Dessen ungeachtet bestehen die Händler auf Soldaten, die die Karawane begleiten.«
    »Genau«, sagte ich. »Du hast die Probleme viel klarer benannt als ich, Kater!«
    »Das liegt daran, dass ich mich weder ausschließlich auf das Äußere noch ausschließlich auf das Wahre Wesen

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