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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Diensten bleiben«, erklärte ich ihm. »Nur bis wir in Ihrer Stadt sind.«
    »Ach ja?« Der Händler schien sich gar keine Mühe zu geben, seine Belustigung zu verbergen. »Und dann?«
    »Das entscheiden wir vor Ort. Aber ich glaube, für Flügelträger wird sich auch dort Arbeit finden.«
    »Könnte durchaus sein«, meinte der Händler mit einem Kopfnicken. »Weißt du, mein Junge, ich habe den Eindruck, du siehst in uns deine Feinde. Aber genau deshalb werde ich auf dein Angebot eingehen.«
    »Glauben Sie etwa, wir werden die Händler dann lieben?«
    »Das nicht unbedingt. Aber wir haben so wenig Feinde, dass ich die wenigen lieber im Auge behalten möchte.«
    »Eine ehrliche Antwort«, räumte ich ein.
    »In unserem Metier lohnt es sich nicht, zu lügen.« Der Händler streckte die Hand aus, als wollte er mir über den Kopf streicheln. Als ich zurückwich, tat er so, als wäre nichts geschehen. »Ich glaube nicht, dass ihr unterwegs etwas zu tun bekommt. Aber trotzdem biete ich euch einen Lohn an: fünf Taler für jeden. Das ist gutes Geld.«
    »Sieben Taler für jeden«, verlangte ich. Erstaunt blickte mich der Händler an. »Sieben«, wiederholte ich. »Ich kann schließlich fei l schen.«
    »Das bezweifle ich zwar, aber von mir aus sechs für jeden.«
    »Abgemacht!« Ich streckte die Hand aus und der Händler schlug mit ernster Miene ein.
    »In zwei Stunden ziehen wir weiter. In eurer Stadt wollen wir uns nicht lange aufhalten, wir haben es nämlich eilig. Seht zu, dass ihr pünktlich seid, denn ich werde nicht auf euch warten … Kann ich dir noch eine Frage stellen?«
    »Natürlich.«
    »In den Bergen hast du keine Binde vor den Augen getragen. Wozu brauchst du sie da in der Stadt?«
    Das brachte mich total aus dem Konzept. Ich hatte völlig vergessen, dass ich das Ding in den Bergen abgenommen hatte. Bestimmt sah ich jetzt ziemlich bescheuert aus: Ein Junge mit einer Art Blindenbinde, der sich so verhielt, als könne er alles sehen … Ob ich ihm antworten sollte, das sei ein Spiel von uns? Aber was gab es hier schon für Spi e le, von Flügelträger und Freiflieger mal abgesehen? Ich spähte u m her, um mich zu vergewissern, dass kein Städter in der Nähe war. Dann zog ich die schwarze Binde ab. »Ist es so besser?«
    »Wozu brauchst du die Binde?«
    Ich antwortete nicht. Stattdessen schaute ich ihm ins Gesicht – mit meinem Wahren Blick. Doch noch bevor ich mir den Händler genau ansehen konnte, erzitterte dieser, als hätte er einen Schlag gekriegt, kramte hastig eine dunkle Brille aus seiner Jackentasche und setzte sie sich auf. Es war eine Art Sonnenbrille, mit verspiegelten Gläsern.
    Durch diese Brille konnte ich nicht hindurchsehen.
    »Ist es so besser?«, wiederholte der Händler meine Frage.
    »Nein«, antwortete ich und band mir das schwarze Tuch wieder vor die Augen.
    »Ich bedaure schon jetzt, dass ich mit dir handelseinig geworden bin«, sagte der Händler. »Bist du vielleicht einverstanden, wenn wir unsere Abmachung wieder vergessen?«
    Na, der legte ja eine recht lockere Haltung an den Tag, wenn es da r um ging, sein Wort zu halten!
    »Nein, damit wäre ich nicht einverstanden!«
    »Na gut. Wir brechen in zwei Stunden auf.« Der Händler drehte sich um und lief die Karawane ab. Wie er wohl in der Finsternis etwas s e hen konnte? Mit dieser schwarzen Brille auf der Nase! Und wie hatte er das vorhin geschafft, ohne die Brille?
    »Wir holen besser gleich unsere Sachen, Len«, sagte ich.
    »Wir haben doch noch zwei Stunden … «
    »Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Legen wir lieber einen Zahn zu!«
    Wir rasten nach Hause. Dort schulterten wir die Rucksäcke (Len stopfte sich auch noch den Kater unters Hemd, denn ihn sollte vorlä u fig niemand zu Gesicht kriegen) und rannten zurück. Die Karawane setzte sich bereits in Bewegung. Die Begleitsoldaten – und zwar die alten wie auch die frisch angeheuerten – traten die Büffel, damit sie sich erhoben. Der Händler erläuterte den Erwachsenen etwas, die da r aufhin erstaunt wirkten. Seine Frau und seine Tochter wanderten b e reits die Straße hinunter, die aus der Stadt hinausführte, fast als wol l ten sie den anderen den Weg zeigen. Ich winkte dem Händler zu. Der tat so, als hätte er mich nicht bemerkt, verabschiedete sich von einigen Erwachsenen per Handschlag und folgte der Karawane.
    »Len, komm!«, befahl ich.
    »Meinst du nicht, wir sollten fragen, ob wir irgendwie helfen kö n nen?«
    »Du bist ein schlechter Soldat, Len. Wer

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