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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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vor sich hin. Der Kater blickte ihn mit grimmiger Miene an, bevor er einen fragenden Blick auf mich richtete.
    »Sie haben ihm mit Gewalt das Schwarze Feuer eingeflößt«, erzäh l te ich. »Am Anfang musste er bloß brechen, mehr nicht. Ich habe schon geglaubt, er hat es überstanden. Aber dann … dann ist er völlig zusammengebrochen.«
    »Hat er etwas von dem Zeug getrunken?«
    »Nur ein paar Schluck … «
    Als Len leise hustete, langte ich nach seiner Hand. Wie konnte ich ihm bloß helfen?
    »Die menschlichen Gefühle in ihm verbrennen jetzt«, sagte der So n nenkater traurig. »Vielleicht gewinnt Len und er bleibt der Alte. Vie l leicht stirbt er aber auch, wenn seine Kräfte nicht ausreichen. Oder aber … «
    »Oder was … ?«
    »Oder er wird zum Freiflieger. Von seinem Charakter her. Aber s o lange er noch ein Menschenherz hat, kann er von Neuem lernen, zu Freundschaft und Güte fähig zu sein. Bisweilen glückt das.«
    Ich beugte mich über Len. »Junior … «, flüsterte ich.
    Mich traf ein trüber und hilfloser Blick. Len ging es hundsmiserabel. »Töte mich, Danka. Ich will kein … Freiflieger werden.«
    »Red kein dummes Zeug!«, verlangte ich so entschieden wie mö g lich. »Halte durch, Len! Du schaffst es!«
    »Nein, Danka … Zuerst hat es gebrannt, das hat zwar sehr wehgetan, aber das konnte ich aushalten … Aber jetzt ist alles in mir drin kalt. Alles gefriert zu Eis … Danka … «
    »Was sollen wir bloß tun, Kater?«
    »Wir müssen an ihn glauben«, antwortete der Kater schlicht. »An ihn glauben und ihn lieben. Selbst wenn das Schwarze Feuer siegt. Wir haben nichts anderes als unseren Glauben und unsere Liebe. Das wiederum ist sehr viel, wenn um dich herum nur Hass und Verzwei f lung herrschen.«
    Der Sonnenkater näherte sich Len mit sanften Schritten, legte sich auf seine Brust, rollte sich ein und fing an zu schnurren. Ich zögerte nur ganz kurz, bevor ich mich neben Len legte und ihn umarmte.
    Diese Kälte. Sie kam von überall her. Aus dem Fels unter uns, vom Himmel, der sich wie ein grauer Schleier über uns spannte, und von Len, der zitterte, als leide er an Schüttelfrost. Von überall nur Kälte und Finsternis.
    Wir hatten nichts außer unserer Liebe und unserem Glauben. Aber vielleicht reichte das ja?
    »Halte durch, Len«, flüsterte ich, ohne eine Antwort von ihm zu e r warten. »Gib nicht auf, kämpfe! Wir lieben dich. Du wirst gewinnen.«
    Doch um uns herum war nichts als Kälte und Finsternis. Für alle Zeiten würde ich gegen sie kämpfen, selbst wenn ich wieder zu Hause sein würde. Für alle Zeiten.
    Sogar durch meine geschlossenen Lider sah ich, wie in Len das Schwarze Feuer loderte. Doch selbst im Schwarzen Feuer gibt es noch Funken des Guten, die nie erlöschen.
    Keine Ahnung, wie lange wir so dalagen und Len mit unseren Kö r pern wärmten. Irgendwann schlief ich ein, und ich wachte erst auf, als Len sich bewegte und aufstand.
    Der Kater und ich sahen uns an. Dann schauten wir beide zu Len r ü ber. Er betrachtete die Gegend und musterte anschließend seine Hä n de, als sähe er sie zum ersten Mal. Mein Herz zog sich zusammen.
    »Wie geht es dir, Len?«, fragte ich, wobei ich panische Angst vor der Antwort hatte.
    Len runzelte die Stirn und unter dem undurchdringlichen Visier ra n nen Tränen hervor.
    »Bin ich jetzt ein Freiflieger, Danka? Ist jetzt alles aus?«
    »Du Blödmann!«, schrie ich, während mein Angst sich von einer Sekunde zur nächsten in Freude verwandelte. »Du hast gewonnen! Ein Freiflieger würde eine solche Frage niemals stellen!«
    »Und weinen würde er noch viel weniger«, fügte der Kater hinzu. »Du hast tatsächlich gesiegt, Len.«
    Kraftlos sackte Len gegen den Stein neben uns zurück. »Das ist euer Sieg«, sagte er leise. »Ihr habt mich gerettet.«
    »So ein Quatsch! Du hast wie ein Held gekämpft!«, versicherte ich eifrig. »Hast du Hunger?«
    »Und wie!«, sagte Len.
    Ich kramte aus meiner Tasche zwei zusammengerollte Alupäckchen. »Magst du Schokolade?«, fragte ich stolz.
    »Was ist das?«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass diese gemeinen Händler euch ke i ne liefern. Koste mal! Das ist lecker!«
    »Der Händler hat sich zum Abschied durchaus großzügig gezeigt«, erklärte der Kater. »Die Schokolade ist aus seinem persönlichen Vo r rat.«
    »Nicht das geringste Krümelchen hätte der rausgerückt!«, wide r sprach ich. »Seine bescheuerte Tochter, diese Reata, hat darauf b e standen, dass er sie uns gibt.«
    »Kein

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