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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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doch.«
    »Bei der Dunkelheit?!«
    »In mir brennt immerhin Wahres Licht«, erinnerte mich der Kater mit einem Seufzer. »Lass uns schlafen, Danka!«
    »Ich will aber nicht schlafen.«
    »Dann halte den Mund, damit ich schlafen kann.«
    Habt ihr schon mal in völliger Dunkelheit dagesessen? Mit einem schlafenden Kater auf den Knien? Und es war wirklich stockfinster, denn nachdem der Kater eingeschlafen war, leuchtete sein Fell nicht heller als die Birne eines Nachtlichts in einem Kinderzimmer. Was hättet i hr in dieser Situation gemacht?
    Eben. Ich schlief auch ein.

2 Warten auf den Sonnenaufgang
    I ch wachte auf, weil mir eiskalt war. Der Kater schlief noch. Er strah l te zwar unablässig seine Wärme aus, doch die reichte nur für meinen Bauch und den oberen Teil der Beine. Über meine Schultern strich dagegen eisiger Wind.
    Als ich die Arme um meine Schultern schlang, hob der Kater sofort seinen Kopf und leuchtete mit ganzer Kraft auf. »Frierst du?«
    »Wie kommst du denn darauf?« Meine Zähne klapperten wie ve r rückt, außerdem hatte ich wahnsinnigen Hunger. »Mit Sicherheit fang ich mir gleich die nächste Erkältung ein!«
    »Dann kuriere ich dich eben wieder«, sagte der Kater absolut gela s sen. »Hab noch etwas Geduld, gleich bricht der Tag an. Vor Sonne n aufgang ist es immer besonders dunkel und kalt.«
    »Aber dann wird es hell, ja?«
    Vorsichtig setzte ich den Kater auf die Erde und fing an herumz u hüpfen, um warm zu werden. Aber es half kaum.
    »Vielleicht haben wir zu wenig Schlaf abgekriegt?«, meinte ich, nachdem ich mich wieder ins Gras gesetzt hatte.
    »Siebeneinhalb Stunden. Reicht dir das etwa nicht?«, schnaubte der Kater. »Machst du dir eigentlich einen Begriff, was für ein famoses Zeitgefühl Sonnenkater haben?«
    Plötzlich kam mir ein furchtbarer Verdacht, den ich jedoch erst mal für mich behielt. »Und vor Sonnenaufgang kannst du die Tür ganz bestimmt nicht aufmachen?«, fragte ich stattdessen.
    »Unter keinen Umständen.«
    »Und wenn … also … äh … wenn die Nacht hier sehr lange dauert?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ein paar Monate zum Beispiel. Wie am Nordpol oder am Südpol!«
    Der Kater schwieg eine Weile. Irgendwann fing er an, durchs Gras zu tigern. »Ich hatte gehofft, du würdest nicht auf diesen Gedanken kommen«, meinte er niedergeschlagen.
    Ich schlang die Arme erneut um meine Schultern und starrte ihn an. »Heißt das, wir müssen in diesen Bergen verrecken?«, schnauzte ich. »Hier finden wir ja nicht mal was zu essen!«
    »Das ist mir durchaus bewusst«, knurrte der Kater. »Immerhin h a ben wir Wasser, du kannst also gern ein Schlückchen trinken.«
    »Meine Mutter sucht mich garantiert schon«, fiel mir plötzlich ein. »Was soll sie denn denken? Ich bin aus dem Bett verschwunden und hab nicht mal Hausschuhe an!«
    »Wir wollen noch ein wenig warten«, schlug der Kater vor. So wa r teten wir denn, schweigend, denn keiner von uns wollte sich unterha l ten. Allerdings verkündete der Kater mit se i nem famosen Zeitgefühl jede Viertelstunde, die vergangen war. I r gendwann teilte er mir mit einem Seufzer mit, es sei eine Stunde um.
    »Und wo bleibt dein Sonnenaufgang?«, stieß ich hervor.
    »Er lässt auf sich warten«, räumte der Kater ein. »Ich spüre ihn nicht einmal. Die Sonne ist noch weit, weit weg. Warten wir noch ein wen … «
    »Mir reicht ’ s«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich hab ’ s satt, hier rumzusi t zen.«
    »Eine Möglichkeit gäbe es in der Tat«, sagte der Kater und seufzte. »Immerhin beherrsche ich die Kunst des Fliegens. Ich könnte mich in die Lüfte erheben und fliegen, bis ich irgendwo auf Sonnenschein st o ße.«
    »Und dann?«
    »Dann schöpfe ich neue Kraft und kehre zu dir zurück. Sonnenkater verfügen über einen famosen Orientierungssinn, deshalb werde ich dich unbedingt wiederfinden. Danach öffnen wir völlig mühelos die Tür und alles ist wieder in Ordnung.«
    »Warum bist du damit nicht gleich herausgerückt?«, maulte ich.
    »Weil ich eben kein Sonnenstrahl mehr bin!«, erklärte der Kater u n geduldig. »Obwohl ich sehr schnell fliegen werde, kann so ein Au s flug ein paar Tage in Anspruch nehmen.«
    Jetzt bekam ich richtig Angst. »Ist dir klar, was du da sagst?«, zisc h te ich. »Weißt du, was meine Mutter mit mir macht?«
    »Einen anderen Ausweg sehe ich nicht. Entweder wir warten – oder ich fliege.«
    Ich wandte den Blick von dem Sonnenkater ab. Mit einem Mal be g riff ich, warum mir dieser Vorschlag nicht

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