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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mir.
    Ob die Flügelträger vielleicht gar nichts dabei fanden? Doch als ich zu Len hinüberschaute, der knallrot geworden war, wusste ich: Oh nein, sie fanden etwas dabei. Aber möglicherweise hatten die Händler andere Sitten …
    Ob ich genauso rot war wie Len?
    Garet zog sich in aller Ruhe weiter aus, lugte zu uns herüber und grinste wissend, ohne jede Verlegenheit.
    Jetzt aber Schluss! Hatte ich denn noch nie eine nackte Frau ges e hen? Okay, im richtigen Leben natürlich nicht, aber auf Fotos in Zei t schriften oder spät abends im Fernsehen mehr als genug.
    »Kommst du mit ins Wasser, Len?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht schwimmen«, meinte er mit einer Stimme, die ich kaum wiedererkannte.
    »Na, ich spring jetzt rein«, erwiderte ich, wobei mir auffiel, dass auch meine Stimme fremd und anders klang.
    Egal.
    Als ich den Flügeloverall auszog, wurde mir klar: Hätte ich noch e i ne Sekunde länger gewartet, hätte ich das Schwimmen vergessen kö n nen und genauso dumm dagestanden wie Len. Zum Glück schauten weder Garet noch ihre Tochter in meine Richtung. Als ich endlich aus dem engen Overall raus war, sprang Reata gerade kopfüber ins Wa s ser. Nach etwa fünf Metern kam sie wieder zum Vorschein und schwamm von der Jacht weg. Prompt fühlte ich mich nicht mehr ganz so verlegen. Fast schon trotzig zog ich die Unterhose runter. Ich trat an den Rand und sprang ebenfalls ins Wasser.
    Das Wasser war warm und ließ sich überhaupt nicht mit der Chlo r brühe aus dem Schwimmbad vergleichen, an die ich gewöhnt war. Außerdem war es sehr salzig und trug mich fast von selbst. Als ich den Kopf hob, sah ich Garet über mir an Deck.
    Letztendlich hatte ich doch noch keine nackten Frauen gesehen. F o tos sind einfach was anderes. Mit einem Mal spürte ich, wie … also, es war mir jedenfalls ganz recht, dass ich schon im Wasser war.
    Die Frau des Händlers war noch ziemlich jung. Vielleicht dreißig oder etwas älter, das kann ich nicht so genau sagen, denn von diesen Dingen verstehe ich nicht viel. Sie war schlank wie ein Mädchen, was vermutlich daran lag, dass Garet ständig zu Fuß unterwegs war.
    »Ist das Wasser warm, Danka?«, fragte Garet sanft und mit selts a mer Stimme.
    Ich brachte nur ein Nicken zustande. Ich versuchte, woanders hinz u schauen, schaffte es aber nicht. Denn ich wollte ihre Brüste anschauen und ihre Beine und das schmale Dreieck aus rotblonden Haaren. Nie hätte ich gedacht, dass die Haare an dieser Stelle die gleiche Farbe haben wie am Kopf. Auf den Fotos, die ich bisher gesehen hatte, w a ren sie immer dunkel.
    Garet setzte sich an den Schiffsrand und glitt ins Wasser. Ich fuc h telte mit den Armen und schwamm zur Seite. Garet tauchte unter und schoss dann wieder aus dem Wasser. »Ich tunke dich schon nicht, Danka«, meinte sie lachend. »Du brauchst also nicht die Flucht zu ergreifen.«
    »Das habe ich auch nicht vor«, behauptete ich heiser. Seit Garet ins Wasser gekommen war, fühlte ich mich schon ein bisschen sicherer. Allerdings hatte ich auch den Eindruck, man hätte mich angeschmiert.
    »Komm doch ins Wasser, Len!«, rief ich noch einmal. Aber Len antwortete nicht.
    »Dein Freund ist noch zu klein«, erklärte Garet sanft. »Er schämt sich. Abgesehen davon ist er eben bloß ein Mensch.«
    Ich wollte mich schon darüber aufregen, dass Garet Len als klein bezeichnete – aber ihr letzter Satz brachte mich völlig aus dem Ko n zept.
    »Und was sind wir, bitte schön?«, frage ich schnippisch.
    »Wir? Wir sind diejenigen, die neben den Göttern stehen. Wir di e nen den Kräften. Du dem Licht, ich der Dämmerung. Aber keine So r ge, das Licht und die Dämmerung sind einander nicht feindlich g e sinnt.«
    »Aber Len dient auch dem Licht!«, widersprach ich.
    »Nein, Danka. Len dient nur dir. Wenn du die Seite wechseln wü r dest, würde er dir folgen.«
    »Blödsinn!«, flüsterte ich, denn ich hatte Angst, Len könnte uns h ö ren. »Wir sind Freunde!«
    »Du bist zu stark, um sein Freund zu sein«, sagte Garet mit fester Stimme. »Entweder muss dich mal jemand zurechtstutzen … oder Len muss stärker werden und über sich hinauswachsen. Dann könnt ihr Freunde werden. Das weißt du genau, Danka.«
    Darauf antwortete ich mit keinem Wort. Garet schwamm inzwischen langsam auf mich zu, blickte mir fest in die Augen und meinte: »Ich bin gar nicht so alt, wie du dachtest, stimmt ’ s, Danka?«
    Ich fing an, herumzustottern. Garet legte ihre Hand auf meine Schu l

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