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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Dankas Welt, kämpft … «
    »Bei uns wird so gekämpft, dass sich die Freiflieger vor Angst in die Hose scheißen würden«, platzte ich dazwischen. Schon seit Längerem wollte ich auch einen Beitrag zum Gespräch leisten, hatte es aber bi s her nicht geschafft. »Man kämpft, bis das ganze Land brennt! Mit Bomben, im Vergleich zu denen das Schwarze Feuer Kinderkram ist!«
    »Und gegen wen?«
    Das brachte mich aus dem Konzept.
    »Also … wir kämpfen untereinander. Schließlich gibt es bei uns ke i ne Freiflieger.«
    »Dann ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn es bei uns welche gibt?« Len kippte seinen Sekt auf ex hinunter. Ich wollte zwar nichts mehr trinken, konnte das Glas jedoch auch nicht stehen lassen …
    »Dafür haben sie das Licht«, erklärte der Kater mit leiser Stimme.
    »Eben!«, bekräftigte ich stolz.
    »Stimmt … Licht ist gut«, meinte Len. »Aber mir ist schwindlig, Danka. Lass uns nachher weiter darüber reden, ja?«
    »Von mir aus«, sagte ich unwillig. Doch mir blieb ja immer noch der Kater, mit dem ich mich unterhalten konnte. »Gibt es noch Sekt, Len?«
    Len schüttelte den Kopf und streckte sich auf dem Rücken aus. Der Kater sprang mir wieder auf den Schoß.
    »Du solltest keinen Sekt mehr trinken, Danka. Du bist ohnehin schon angetrunken.«
    »Ich?« Das fand ich komisch. »Von einem Glas Blubberwasser … «
    »Von anderthalb Gläsern Sekt. Noch dazu auf leeren Magen.«
    »Und wenn schon … « Natürlich irrte sich der Kater gewaltig, das wusste ich genau – aber wie sollte ich ihm das erklären?
    »Jetzt hör mir mal zu, Danka«, fuhr der Sonnenkater fort. »Ich möchte dir nämlich wirklich etwas schenken. Einen Rat. Hörst du mir zu?«
    »Hmm«, brummte ich, während ich mich neben Len ausstreckte. Windböen strichen über mein Gesicht. Meine Wangen brannten. Die tief hängenden grauen Wolken zogen sich über uns zusammen.
    »Wir müssen versuchen, die Flügelträger in einen richtigen Krieg zu führen, Danka. Hast du das verstanden?«
    »Na klar.«
    »Gut. Dann lass mich dir folgenden Rat geben: Erzähle den Flüge l trägern nicht vom Kampf für das Licht, denn sie wissen gar nicht, was Licht ist. Erzähle ihnen nicht vom Kampf gegen die Finsternis. Übe r zeuge sie davon, dass die Freiflieger einen Angriff auf ihre Städte pl a nen und dass es nichts bringt, die Sache auszusitzen.«
    »Und was soll das alles bringen?« Ich schloss die Augen, denn ich wollte schlafen. Warum war ich plötzlich bloß so müde ?
    »Das wirst du später noch begreifen. Vertraue jetzt einfach auf me i nen Rat. Abgemacht?«
    »Abgemacht … «, hauchte ich, während die Stimme des Katers sich in der Ferne auflöste. »Du bist wie die Händler … wie Garet … Immer vertröstet ihr mich auf später. Nur handeln soll ich gleich.«
    Und noch ehe ich sagen konnte, wie sehr es mir stank, wenn man über meinen Kopf hinweg für mich entschied, war ich bereits eing e schlafen.
    Len und ich hätten uns eine gewaltige Erkältung einfangen können, während wir da ein, zwei Stunden im kalten Bergwind auf den Felsen schliefen. Zum Glück taugen die Flügel jedoch nicht nur zum Fliegen. Sie saugen gewaltige Kräfte aus dir heraus, schützen dich dafür aber auch hervorragend gegen die Kälte.
    Nachdem wir die leere Sektflasche im Abgrund versenkt hatten, e r hoben wir uns wieder in die Luft. Das Wetter wurde immer mieser. Unter der grauen Wolkendecke ballten sich nun auch noch stinkno r male Regenwolken. Schneeregen prasselte auf die Flügel. Mir war erst wohler, als wir diesen Lattenzaun von einer Hügelkette hinter uns g e lassen hatten und tiefer fliegen konnten.
    Die nächste Stadt lag nur eine Flugstunde von uns entfernt. Doch ohne uns darüber abgesprochen zu haben, wollten wir alle in Lens Stadt zurückfliegen. Dort würden wir es leichter haben … nahmen wir zumindest an. Deshalb dauerte unser Flug fast den ganzen Tag.
    »Hast du Heimweh?«, fragte ich Len, als wir am Stadtrand runte r gingen. Eine Landung im Stadtzentrum hätten die Wachposten falsch verstehen können, und ich brannte nicht gerade darauf, mit den Pfeilen ihrer Armbrüste Bekanntschaft zu schließen.
    Mein Junior zuckte ausweichend mit den Schultern, eine Geste, die sehr komisch wirkt, wenn du mit ausgebreiteten Flügeln durch die Luft schwebst.
    »Ich schon«, gab ich zu. »Auch wenn man mich hier … nicht sehr mag.«
    Wir landeten und legten die Flügel an.
    »Wollen wir es für heute gut sein lassen und morgen anfangen?«,

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