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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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genau der richtige Zeitpunkt für das Gelingen seines Unternehmens war.
    Doch nun wollte Sitric Mirana sofort holen. Er wollte nicht länger darauf warten, in einen jungen Mann verwandelt zu werden und seine Manneskraft und Potenz wiederzuerlangen. Er wollte wieder der Mann sein, der, wie vor dreißig Jahren, eine Frau ungezählte Male in einer Nacht besteigen konnte. Ungeachtet aller Gefahren, vor denen Hormuze ihn gewarnt hatte, wollte er die Wiedergeburt sofort.
    Hormuze war wütend. Er versuchte, dem alten Mann mit Vernunft beizukommen, drohte ihm sogar damit, daß seine Jugend möglicherweise nicht von Dauer sein würde, wenn der richtige Zeitpunkt, an dem die Sterne günstig standen, nicht eingehalten würde. Der alte Querkopf wollte nichts davon hören. Er wollte seine Jugend jetzt, und zwar auf der Stelle.
    Hormuze atmete tief durch und hörte auf, hin und her zu wandern. Nun gut. Der erste Tag im ersten Herbstmond war nicht mehr weit, nur noch einen Mondzyklus entfernt. Das konnte nicht allzuviel bedeuten. Doch so sehr Hormuze sich zu beschwichtigen suchte, tief im Innern wußte er, daß seine Deutung der Sterne richtig war.
    Es war sehr riskant, Mirana früher zu holen. Er wußte aber auch, daß ihm keine andere Wahl blieb. Wenn er das Vertrauen des Königs verlor, war alles verloren. Weigerte er sich, würde Sitric ohne ihn losziehen, um Mirana zu holen. Nein, er mußte das Risiko eingehen.
    Es hatte Gerüchte gegeben, daß Einars Halbschwester von einem Wikinger geraubt worden sei, doch die Gerüchte waren wieder verstummt. Am Hofe des Königs schwirrten ständig Gerüchte herum. Dennoch war er beunruhigt. Und dieser Einar schien kein Ehrenmann zu sein. Verlaß war nur deshalb auf ihn, weil Einar wußte, welche Reichtümer auf ihn warteten, wenn er seine Halbschwester dem König überließ. Und sie mußte noch Jungfrau sein.
    So kam es, daß der König mit fünfzig seiner Krieger und Hormuze im Morgengrauen des folgenden Tages zur dänischen Festung Clontarf, dem Sitz von Einar, Sohn von Thorsson, aufbrach.
    »Sie sind fort, Rorik.«
    Kron war außer Atem. Rorik sagte nach einigem Nachdenken: »Ja, ich weiß. Hast du den Grund erfahren?«
    Kron nickte und sprach ruhiger weiter: »Ich habe mit Aylla gesprochen, die Hormuze treu ergeben ist, den König nachts in den Armen wiegt und ihm ihre Zauberformeln ins Ohr singt. Sie sagte, der König wünscht Mirana schon früher zur Frau. Er will nicht länger warten. Er will seine Jugend und Manneskraft so bald wie möglich zurückhaben. Hormuze war damit nicht einverstanden, aber er mußte sich den Wünschen des Königs beugen.«
    Rorik blickte in die schwelende Glut des Feuers. Sie lagerten nahe von Dublin in einem dichten Fichtenwald am Ufer des Flusses Liffey. Rorik hatte den Eindruck, daß es in diesem Land ständig regnete. Die Luft war feucht und schwer, man hatte Mühe durchzuatmen. Das Land war zu grün und zu üppig nach seinem Geschmack. Der
    Wald war dicht mit Dornengestrüpp durchzogen, und dazwischen standen seltsame blutrote Blumen.
    Rorik blickte hinüber zu den beiden flachen Langbooten, mit denen sie mühelos die Flußmündung hinaufgefahren waren und die jetzt unter Fichtenzweigen versteckt vertäut lagen.
    Ein Funkenregen sprühte aus der knisternden Glut, kleine Hammen züngelten hoch und erstarben. Rorik erhob sich entschlossen, scharrte mit dem Fuß Sand über die Glut und wandte sich an seine wartenden Männer.
    »Wir holen die Tochter.«
    Es war leicht, allzu leicht, und das beunruhigte Rorik. Hormuzes Tochter Eze war allein mit ihrer Dienerin, einer alten, halbblinden Frau. Kron schlug der Frau leicht auf den Hinterkopf, fing sie auf, als sie zusammensackte und legte sie sanft auf eine Bodenmatte.
    Das Mädchen blickte ängstlich zu den Eindringlingen auf. Rorik kauerte sich vor sie hin, nahm ihre Hand und hielt sie sanft. »Ich tue dir nichts, Eze. Ich heiße Rorik. Ich bringe dich zu deinem Vater. Er will mir etwas wegnehmen, und das tausche ich gegen dich ein. Ich tue dir nichts Böses. Ich weiß, wie sehr dein Vater dich liebt. Er wird dich nicht in Gefahr bringen. Ich will nur das wiederhaben, was mir gehört. Verstehst du?«
    Eze nickte. Ihr Papa stand über allen anderen Männern, und er würde dafür sorgen, daß ihr nichts geschah. Dieser Mann war größer und stärker als ihr Vater, aber er machte ihr keine Angst.
    »Ich verstehe«, sagte sie.
    »Du bist ein braves Mädchen«, sagte Rorik und stand auf. »Wir müssen fort.«

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