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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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verwandelt haben, der ich einmal war, und du wirst glücklich sein, denn durch dich wurde meine Verjüngung vollzogen.«
    Sie hörte seine Worte, ohne sie zu begreifen. Glaubte er tatsächlich, daß er morgen wieder ein junger Mann sein würde? Das war doch der reine Irrsinn. So etwas war nicht möglich, nicht in dieser Welt.
    »Ja«, sagte sie mit leiser, sanfter Stimme, und er fuhr fort: »Deshalb habe ich dich zur Gemahlin genommen, Mirana. Du bist es, die mir Jugend und Kraft zurückgibt. Das hat Hormuze versprochen. Und Hormuze hat sich noch nie geirrt. Er ist ein Zauberer, ein Priester einer fremden Religion. Er kommt aus einem Land, wo solche Wunder häufig geschehen. Er hat es versprochen, und du wirst ihm glauben, wie ich ihm glaube.«
    Wieder blickte sie zu Hormuze. Der Mann hatte sich völlig unter Kontrolle. Hatte er keine Angst vor den Folgen seines wahnsinnigen Versprechens? Glaubte er etwa selbst daran? Das alles war doch blanker Unsinn. Auch morgen würde der König ein alter Mann sein, und nichts würde sich geändert haben. Das mußte den sicheren Tod für Hormuze bedeuten.
    Einar wandte sich an die versammelten Gäste im Langhaus: »Laßt uns mit Wein, Bier und Met auf das Glück des Brautpaares anstoßen. Die Frauen haben ein Festmahl bereitet, Majestät, und wir werden essen und trinken, bis Ihr wünscht, meine Schwester fortzubringen.«
    Der König lächelte Einar an. »Du hast deine Sache gut gemacht. Nun bist du mein Bruder, und das soll dein Schaden nicht sein. Sobald ich meine Lebenskraft wiedererlangt habe, werden wir beide die irischen Häuptlinge niederwerfen, die unser Land bedrohen und unsere Siedlungen plündern.
    Ich habe nicht den Wunsch, mich mit Wein zu berauschen. Ich ziehe mich mit meiner Gemahlin zurück. Hormuze hat ein königliches Prunkschiff aus seiner Heimat nachbauen lassen. Eine Barkasse, auf der es ein kostbares Gemach mit seidenen Kissen und kostbaren Teppichen gibt. Es ist überdacht und vor Regen und Kälte geschützt. Dorthin begebe ich mich nun mit meiner Braut.«
    Der König hielt so krampfhaft ihre Hand fest, daß ihre Finger unter seinem klammernden Druck schmerzten. Einar küßte sie auf die Wange. Leise sagte er an ihrer Schläfe: »Du wirst überleben, Mirana. Spiele ihm den jungfräulichen Schmerz vor, und alles wird gut sein. Vergiß das nicht, sonst sind wir beide des Todes.«
    Hormuze nickte dem König zu und verließ das Langhaus; gebeugt und schlurfend entfernte sich der Greis.
    »Auf der Barkasse werden wir ein Festmahl einnehmen«, sagte Sitric, als er sie aus dem Langhaus führte. »Dann entlasse ich die Diener, und du wirst mir Freude bereiten.«
    Sie nickte. Er hielt sie für schüchtern, und das war gut so. In ihr brannte ein unendlicher, hilfloser Schmerz, von dem sie nicht wußte, ob sie ihn überleben würde.
    Sie sehnte sich nach Rorik, ihrem Gemahl. An diesen Gedanken klammerte sie sich, um nicht wahnsinnig zu werden. Rorik hatte sich mit Sicherheit auf die Suche nach ihr begeben. Diese Hoffnung gab ihr die Kraft, den heißen Atem des alten Mannes und seine mit Altersflecken gesprenkelten Hände zu ertragen.
    »Wie gut, Hormuze, daß du hier bist. Ist sie nicht schön, meine neue Königin?«
    »Ja, Majestät, sie ist unendlich schön, von einer überirdischen Schönheit. Aus ihrer Seele leuchtet die Wiedergeburt der Schönheit.«
    »Deine Worte sind sehr poetisch, treffen jedoch nicht den Punkt. Sie ist jetzt meine Gemahlin. Es ist so gekommen, wie du sagtest. Und es ist kein Unheil geschehen, weil ich sie früher gefreit habe, als deine Sterne es andeuteten. Sobald ich ihre Jungfernschaft genommen und meinen Samen in sie ergossen habe, werde ich wieder jung sein, und morgen werden mich alle sehen, wie ich einst war, und wie ich in Zukunft sein werde — ein Mann von ewiger Jugend und Manneskraft. Hast du alle Vorbereitungen getroffen, Hormuze? Versammeln die Männer sich morgen früh für meinem Auftritt? Sind sie auf meine wundersame Verwandlung vorbereitet?«
    »Ja, Majestät. Die Männer sind schon sehr aufgeregt. Alles wird sich zum Guten wenden. Ihr seid ein großer König. Die Götter breiten schützend ihren Segen über Euch und Eure Braut.«
    »Ich weiß, du sprichst die Wahrheit«, sagte Sitric, und seine Augen verengten sich. »Wahrheit, mein Freund, ist das kostbarste Gut eines Mannes und eines Königs. Ohne Wahrheit würde Chaos die Welt regieren. Ohne Wahrheit würdest du sterben. Hast du mich verstanden, Hormuze?«
    »Ja,

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