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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Hafter holte ihren Umhang aus der Truhe am Fußende des Bettes. Rorik beobachtete das nachdenklich und ernst wirkende Kind. Plötzlich lächelte die Kleine, und Rorik kauerte sich erneut vor sie hin und blickte ihr staunend ins Gesicht. »Bring die Fackel näher, Raki.« Als der Schein Ezes Gesicht beleuchtete, beschleunigte sich Roriks Puls, sein Atem ging schnell. »Bei allen Göttern«, sagte er leise und ungläubig. »Es ist ein Wunder.«
    Er nahm Hafter den Umhang ab und legte ihn dem Kind um die Schultern. Wenige Minuten später hatten sie Hormuzes karge Behausung verlassen. Am späten Nachmittag ruderten sie den Liffey flußabwärts.
    »Mein Herr.«
    Einar wandte sich beim Klang von Gunleiks tiefer Stimme um.
    »Was willst du? Ich muß nachdenken. Es gibt viele Probleme zu lösen.«
    »Ich weiß. Und eines davon erreicht Clontarf in Kürze.« Gunleik holte tief Luft. »Der König und Hormuze werden in etwa einer Stunde an Land gehen. Und mit ihnen eine Schar Krieger.«
    Einar fluchte.
    »Unser Kundschafter brachte die Nachricht. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.« Gunleik hätte ihm zu gern gesagt, daß Mirana bereits verheiratet und keine Jungfrau mehr war, doch es war zu spät. Er hatte versagt.
    »Ich bereite meine Schwester vor.«
    »Herr, möglicherweise kannst du Mirana dieses Schicksal ersparen, vielleicht . . .« Einars Gesichtsausdruck brachte ihn zum Schweigen.
    »Sag das nicht, alter Mann. Sie heiratet den König. Sitric gibt ihr alles, was eine Frau begehren kann. Sie wird seine lahmen Liebkosungen nicht lange ertragen müssen, denn er ist alt und gebrechlich. Sie nimmt ihn, oder ich bringe sie um. Hast du verstanden?«
    Gunleik nickte.
    »Wenn sie sich weigert, muß ich sie töten. Denn auch ich müßte sterben, wenn ich sie nicht an Sitric ausliefere. Und glaube mir, ich werde nicht alleine sterben.«
    In Miranas Schlafkammer fand Einar Sira vor, die in Miranas goldbeschlagener Truhe kramte. Sie wirkte bei seinem Eintreten keineswegs schuldbewußt oder verlegen.
    Sie lächelte nur. »Ich brauche Schmuck, um meine Schönheit zu unterstreichen.«
    »Nimm, was du willst«, sagte er. »Hast du meine Schwester gesehen?«
    »Deine Halbschwester, Herr. Nein. Vor einiger Zeit war sie mit den anderen Frauen zusammen. Wo sie jetzt ist, weiß ich nicht.«
    Brummend verließ er die Kammer.
    Sira blickte ihm nach. Sein Verhalten beunruhigte sie.
    Sie hatte gehört, daß einer der Männer, ein alter gewalttätiger Mann, zu Leila in die Vorratshütte gegangen war. Sie hätte gerne die Schreie des kleinen Päderasten gehört. Sie durchsuchte die Truhe, bis sie Armreifen, Ohrgehänge und ein Halsband gefunden hatte, die ihr gefielen. Sie würde weitaus schöner damit aussehen als diese Mirana. Was die Hexe wohl sagte, wenn Sira ihren Schmuck trug? Würde sie sich bei Einar beschweren? Würde sie von ihm verlangen, sie zu bestrafen oder sie wegzuschicken? Sira spürte ihren steigenden Einfluß auf Einar. Sie wußte, der Sieg war ihr gewiß, und sie würde Einar bekommen. Das Dunkle an ihm faszinierte sie. Ja, sie würde ihn bekommen und ihn dann abrichten wie ein folgsames Hündchen.
    Als sie von der Ankunft des Königs erfuhr, lächelte sie bei dem Gedanken an den Zorn des Königs, sobald er entdeckt haben würde, daß seine Braut nicht mehr unberührt war. Hoffentlich würde er Mirana langsam töten, vielleicht würde er sie erdrosseln, oder sie seinen Männern überlassen, die sie solange vergewaltigten, bis sie verblutete. Und was würde mit Einar geschehen? War auch er in Gefahr? Wieder lächelte sie, denn sie war viel schöner als die schwarzhaarige Hexe, und sie war Jungfrau. Das Leben bot wundersame Möglichkeiten.
    Sie beschloß, dem Knaben Leila etwas Essen zu bringen. Der bedauernswerte Wurm würde vermutlich darum betteln. Sie wollte sehen, wie sehr sie sein Gesicht verunstaltet hatte. Sie wollte sehen, was der perverse, gewalttätige Krieger mit ihm angestellt hatte.
    Vorsichtig wich sie den Kuhfladen im Hof aus. Bald würde Rorik kommen, um sie zu holen. Sie wollte ihn sehen, wenn Einar ihn gefangennahm. Sie wollte ihn auspeitschen, bis sein Fleisch vom Rücken platzte. Bei dem Gedanken an seinen Verrat, seine Zurückweisung, an den Schmerz, als er sie auspeitschte, erschauerte sie.
    Mirana stand im Eingang des Langhauses und blickte zu Ivar hinüber, der ihren Blick mied. Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was geschehen war. Plötzlich stand Einar neben ihr und lächelte zu ihr herab, während er

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