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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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diesem Tölpel, dessen Ehrgefühl ihn eines Tages das Leben kosten würde.
    Leila hatte sich aufgerappelt und stand nun an Einars anderer Seite, darauf wartend, daß sein Herr sich ihm zuwandte und daß er als sein Geliebter der neuen Sklavin ins Gesicht schlug. Und er wollte derjenige sein, der sie tötete oder sie vielleicht schlug, bis sie ihn wimmernd anflehte, aufzuhören. Doch er würde gnadenlos weiter auf sie einschlagen. Das Biest hatte ihn tatsächlich gebissen, doch er blutete nicht stark. Langsam aber verkrampfte sich sein Magen aus Angst. Einar schwieg immer noch und hatte diese starren Augen, die ihm Angst machten und die er nicht zu enträtseln vermochte. Sein Blick flog zu Mirana, die neben Gunleik stand. Sie war totenbleich, und Ekel war in ihren Augen zu erkennen. Er haßte sie mehr, als er Sira haßte und fürchtete. Er zupfte an Einars Umhang.
    »Gebieter«, hauchte er mit sanfter, leiser Stimme, mit der er Einar auch all die süßen Worte zuflüsterte, wenn er ihn zum Erguß brachte, und die ihm der alte Kaufmann in Dublin beigebracht hatte. Einar beachtete Leila nicht und wandte sich ihm auch nicht zu, um ihn, wie so oft, auch vor seinen Gefolgsleuten zu küssen. Seit diese Mirana aufgetaucht war, hatte er es nicht mehr getan. Doch Einar würde ihn küssen und damit allen zeigen, daß er seine Leila immer noch liebte, auch wenn die Hexe Mirana und das Biest Sira zusahen.
    »Gebieter«, hauchte er wieder.
    Einar wandte sich ihm zu und strich ihm sanft übers Kinn. »Zieh dich aus, Leila.«
    Der Knabe wich zurück, als habe Einar ihn geschlagen.
    »Hast du gehört? Zieh dich aus, oder ich schlage dich zum Krüppel.«
    Leila streifte hastig das Kleid und das dünne Unterhemd ab. Dann stand er nackt da mit gesenktem Kopf, sein volles goldenes Haar verbarg sein Gesicht. Gedemütigt und erniedrigt vermochte er die verächtlichen, höhnischen Blicke nicht zu ertragen.
    Sira starrte den Knaben an. Dann wandte sie sich mit seitlich geneigtem Kopf Einar zu und lachte. Ihr sattes Lachen erfüllte das Langhaus. Sie verschluckte sich beinahe, als Einar sie an den Armen packte und heftig schüttelte.
    »Glaubt dieser Abschaum wirklich, daß du ihn haben willst, Herr?«
    Wieder lachte sie, ihr Mund war immer noch blutverschmiert.
    »Ja, das glaubt er«, sagte Einar nach einer Pause.
    »Er irrt. Ich bin es, die dich in den Armen halten wird, Herr.« Lächelnd stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn mitten auf den Mund, wobei er den süßlichen Metallgeschmack von Lellas Blut kostete.
    Mit einem gellenden Schrei sprang Leila Sira von hinten an. Seine Hände krallten sich um ihren Hals und drückten mit aller Kraft zu. Einar nickte einem der Männer, einem Riesen mit krausen, roten Haaren, zu. Malle hieß er, er war ein Mann, der den kleinen Päderasten zutiefst haßte. Er packte Leila am Nacken und hob ihn hoch. Dieser baumelte nun strampelnd an Malles Arm, und sein Gesicht lief erst rot, dann blau an, da ihm Malles Pranke die Luft abschnürte. Grinsend schüttelte Malle sein Opfer und fragte: »Was soll ich mit dem Köter machen, Herr?«
    »Bring ihn in die Vorratshütte. Jeder, der seine Lust an ihm stillen möchte, kann es tun, auch die Frauen. Schlagt ihn aber nicht. Ich kümmere mich später um ihn. Und gebt ihm eine Decke.«
    Sira rieb sich den Hals. Mit königlich kühler Stimme sagte sie nun: »Ich würde ihn töten lassen.«
    »Das glaube ich dir.« Er berührte ihr Gesicht, ihre glatte Wange, das seidige Haar an ihrer Schläfe.
    »Was wird mit mir, Herr?« fragte sie.
    Einars Blick wanderte über ihre Brüste und ihren Bauch. »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte er und entfernte sich.
    Mirana wußte, daß sie noch heute nacht fliehen mußte, mochte die Gefahr auch noch so groß sein. Sie wollte nicht sterben, wußte aber auch, daß sie Einar die Wahrheit ins Gesicht schreien würde, wenn er ihr noch einmal zu nahe kam. Und dann würde er sie töten. Vorher würde er sie zutiefst demütigen, würde sie gemeiner behandeln, als er Leila behandelt hatte. Der Tod war dem Wahnsinn vorzuziehen, der an diesem Ort herrschte.
    Hormuze war wütend — auf sich selbst. Er hatte geglaubt, den König zu beschwichtigen, wenn die Künste des jungen Mädchens ihn zum Erguß brachten. Hormuze hatte die Kleine auf dem Sklavenmarkt ausgesucht und sie persönlich in allen Kunstgriffen unterwiesen. Aus seinen sorgsamen Studien und genauen Berechnungen wußte er, daß der erste Tag im Herbstmond

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