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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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doch sie scherte sich nicht darum. Wenn er sie schlug, würde er sie vielleicht töten. Und das wäre gut so.
    Mühsam beherrschte er sich, nahm die Schale und probierte einen Löffel. Der Fraß schmeckte scheußlich. Noch abscheulicher als sonst. Die Frauen, die sich aufs Kochen verstanden, schienen ihre Kunst in den letzten Wochen verlernt zu haben. Es war wohl Entti, die gekocht hatte, dachte er seufzend. Er wollte aber nicht nachgeben, denn er war zu wütend. Sie war seine Gefangene, taugte weniger als eine Sklavin und erdreistete sich, Reden zu führen, als sei sie die Herrin. Sie wagte es, ihm ihren Ekel vor seiner Person und ihre Verachtung für seinen Besitz zu zeigen. Sie getraute sich, ein Essen zu beanstanden, das zugegebenermaßen nur ein Vielfraß herunterwürgen konnte. Sie beeinflußte den Hund, der ihm aufs Wort gehorchte, so daß er sie weder bedrohte noch anknurrte.
    »Du wirst diese Schüssel leer essen, sonst knurrt dein Magen. Mich kümmert's nicht. Von mir aus verhungere.«
    »Ich kann dies nicht essen«, sagte sie, wohlwissend, daß er ihr nichts anderes bringend würde. »Nein, das esse ich nicht.« Ob er sie verhungern ließ? »Das bringt kein Mensch runter.« Sie sah in sein verschlossenes Gesicht und bemerkte den Zorn in seinen Augen. Sie wollte nicht verhungern. Es wäre keine besonders angenehme Todesart.
    Ertrinken wäre besser gewesen. Sie mußte einen Fluchtversuch wagen, dann würde er sie einfangen und zur Strafe töten. Dann wäre alles überstanden.
    Sie lächelte ihn an. »Gib mir den Kamm.«
    Er warf ihr das gezähnte Horn zu und verließ wortlos die Kammer.
    Mirana wußte, daß es spät nachts sein mußte, denn das Stimmengewirr war seit geraumer Zeit verstummt. Alle Bewohner schliefen. Sie hatte den ganzen Nachmittag geschlafen, dann war sie hungrig aufgewacht und lag mit offenen Augen im Dunkeln. Ihr Magen knurrte schmerzhaft.
    Niemand war gekommen. Und sie hatte nicht das Bedürfnis, aufzustehen und den Hauptraum zu betreten.
    Wo er wohl sein mochte? Sie wußte mit ziemlicher Sicherheit, daß sie in seiner Schlafkammer lag. Wo war er?
    Als habe sie ihn herbeigewünscht, betrat er die Kammer. Seine Schulter war frisch verbunden. Er war gewaschen und trug einen sauberen, in der Mitte gegürteten Kittel. Er war groß und kraftvoll, hatte volles blondes Haar und hellblaue Augen, unverfälschtes Wikingerblut. Er war glatt rasiert. Ein herrliches, kraftvolles Tier. Sie wünschte, ihn getötet zu haben. Ihre Finger juckten nach ihrem Messer.
    Er hielt die Binsenfackel hoch und blickte auf sie herunter. »Bist du wach?«
    Sie schwieg.
    »Umso besser. Dann muß ich mir wenigstens nicht deine endlosen Klagen anhören.«
    Er hatte die Absicht, sie zu besteigen. Sie blieb still liegen und bereitete sich auf seinen Überfall vor.
    Sie würde es ihm nicht leicht machen. Sie würde sich wehren, bis er sie schlug und sie möglicherweise tötete. Ihre Muskeln spannten sich an. Wenn sie nur ihr Messer hätte!
    Er löschte die Fackel. Sie hörte, wie er sich auszog und sich aufs Bett setzte und die Stiefel auszog.
    Er erhob sich. Jetzt ging er auf die andere Seite des Bettes. Gleich würde er sich auf sie stürzen. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Rippen. Sie schmeckte die Angst, den Haß und ihre Entschlossenheit, ihm die Vergewaltigung nicht leichtzumachen. Sie wollte ihm so weh tun, wie sie nur konnte.
    Jetzt stand er neben ihr. Er beugte sich über sie, und sie spürte seinen Atem. Plötzlich packte er die Decke und wickelte sie eng um ihren Körper. Sie konnte die Arme nicht mehr bewegen. Er hob sie hoch und warf sie auf den Erdboden. Unsanft landete sie auf den Holzplanken. Er warf ihr wortlos eine zweite Decke zu. Sie hörte, wie er sich auf die Matratze legte und tief durchatmete. Es war Stille.
    Dann lachte er laut und schadenfroh.
    Wenn sie nur ein Messer hätte, dachte sie erbittert.
    »Du hast wohl gedacht, ich besteige dich«, lachte er dreist. »Ausgerechnet Dich ? Du stinkst zwar nicht mehr so wie heute morgen, aber ich hätte es kaum über mich gebracht, dich giftige, dürre Hexe zu besteigen. Da reite ich lieber ein altes Weib als dich. Du hältst doch soviel von deinem Bruder, würdest alles für deinen Einar tun, den Schweinehund, der den grausamsten Tod auf der Welt verdient. Macht er dich geil, dein eigener Bruder? Bist du deshalb unverheiratet? Sicher hast du mit ihm geschlafen. Du bist nicht mehr ganz jung. Zieht er dich seinen anderen Huren vor?«
    Merkwürdig, dachte sie

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