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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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heiser. »Nein. Ottars Kleine. Utta war vor Morgengrauen schon auf. Ja, sie ist eine geborene Köchin. Schade, daß sie erst elf Jahre alt ist. Sie kochte noch nicht oft. Eine Meisterköchin. In ihrem Haferbrei sind keine angebrannten Klumpen. Na ja, in ein paar Jahren wird sie sich beim Kochen mit den anderen Frauen abwechseln. Oder sie heiratet und verläßt die Habichtsinsel!«
    Rorik war so hungrig, daß er die Kleine am liebsten selbst geheiratet hätte. Am Herd stehend leerte er zwei Schüsseln, füllte die Schale erneut, gab ein Stück Butter dazu und ging damit zu seiner Schlafkammer. Er hob das Bärenfell beiseite, Licht strömte in den kleinen Raum.
    Sie lag seitlich auf dem Boden, mit angezogenen Knien, die Hände unter der Wange. Er stand über ihr. Sie wirkte so wehrlos. Doch er wußte es besser. Er hatte ihr scharfes Messer an der Kehle gespürt.
    Was sollte er nur mit ihr machen?
    Er stupste sie mit dem Fuß in die Seite.
    Sie murmelte im Schlaf.
    Er stupste sie erneut. »Wach auf. Ich habe zu tun und kann nicht meine kostbare Zeit mit dir vergeuden.«
    Im nächsten Augenblick war sie hellwach, richtete sich auf, strich sich das Haar aus der Stirn und bemerkte die Kette an ihrem rechten Handgelenk.
    Sie erbleichte. Er sah, wie der Zorn in ihren Augen funkelte. »Ich habe Haferbrei für dich. Iß jetzt. Ich habe nicht viel Zeit.«
    Sie war so hungrig, daß sie ihm am liebsten die Schüssel aus der Hand gerissen hätte. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Sie zwang sich, langsam zu nicken. Sie roch den Haferbrei und die schmelzende Butter. Krampfhaft schluckte sie und verschlang den Haferbrei mit gierigen Blicken.
    Sie hob den Blick zu dem großen Mann über ihr, der ihr die Faust ins Gesicht geschlagen, sie von Clontarf entführt und ihr seine großen Füße in den Nacken gestellt hatte. »Hoffentlich schmeckt das besser als der Fraß, den du mir gestern gebracht hast.«
    Rorik kippte die Schüssel auf den Lehmboden, drehte sich auf dem Absatz um und war weg.
    Mirana starrte auf den Haferbrei mit der süßen Butter, der im festgestampften Lehmboden versickerte. Sie weinte lautlos. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht und tropften auf die Decke. Es war ihre Schuld. Warum hatte sie das gesagt? Sie wollte es nicht sagen, die Worte waren ihr einfach über die Lippen gerutscht. Warum hatte sie nicht den Mund gehalten und die Schale wortlos genommen und gegessen. Hinterher hätte sie sich über den Fraß beschweren können, den er ihr vorsetzte. Warum hatte sie ihn gereizt? Verzweifelt barg sie das Gesicht in den Händen.
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, es mochten Stunden oder Minuten gewesen sein. Plötzlich hörte sie ein Geräusch, sie glaubte, er komme zurück, und wischte sich rasch die Tränen fort. Er durfte sie nicht schwach und heulend sehen. Sie brachte es nicht über sich, den Kopf zu heben und sein schadenfrohes Feixen ob ihrer Schmach zu sehen.
    Eine helle, junge Stimme sagte: »Ich habe dir etwas Brot gebracht. Selbst gebacken. Es schmeckt gut. Herr Rorik und die Männer sind fort. Möchtest du?«
    Mirana hob den Kopf. Vor ihr kauerte ein Mädchen mit weizenblondem Haar. Sie war sehr hübsch, trug einen hellblauen Wollrock und einen dunkelblauen Umhang. Zwei Spangen aus gehämmertem Silber hielten den Umhang an den Schultern fest. In den Händen hielt sie ein Holzbrett, auf dem vier Brotfladen lagen, mit Butter und Honig bestrichen, die köstlich dufteten. Ein Gottesgeschenk. »Ich danke dir«, sagte Mirana und konnte den Blick nicht wenden. »Ich bin sehr hungrig.«
    »Das meint die Alte Alna auch. Sie sagt, Herr Rorik sei mit einem so finsteren Gesicht aus seiner Kammer gekommen, als wolle er jemand umbringen. Er war rot angelaufen, die Adern an seinem Hals schwollen. Sie meint, er hat dir nichts von dem Haferbrei gegeben. Sie sagt immer, Männer haben keine Geduld, sie lassen sich zu schnell reizen und handeln, ohne nachzudenken. Männer können sich nicht beherrschen.«
    »Die Alte Alna scheint eine weise Frau zu sein.« Mehr sagte Mirana nicht. Sie bemühte sich, das Brot nicht zu gierig hinunterzuschlingen, was ihr nicht leicht fiel. Sie konzentrierte sich darauf, sorgfältig zu kauen. Das Mädchen beobachtete sie genau.
    Sie aß das vierte Fladenbrot. Dann war das Brett leer.
    »Die Alte Alna meint, du darfst jetzt nicht zu viel essen, sonst mußt du dich übergeben. Du sollst dich ein wenig ausruhen, dann bring ich dir bald wieder zu essen. Ist dir das recht?«
    »Ja«,

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