Der Herr der Habichts - Insel
doch sagte er nicht warum.
Er meinte nur zu wissen, daß sie bis zum Herbst in Sicherheit sei, und daß Einar kein großes Interesse an ihr haben könne.
Und dann wollte er nicht mehr aufhören zu lachen. Vermutlich lachte er, weil Einars Blut in ihr fließt. Mehr gibt es nicht zu berichten, Herr.«
Rorik aß seinen Haferbrei in nachdenklichem Schweigen. Schließlich sagte er: »Du hast deine Sache gut gemacht, Kron. Gehst du nun zu deiner Familie zurück?«
Krons Frau und ihre drei kleinen Kinder lebten hinter den Salzsümpfen auf dem großen Gehöft von Krons Vater.
»Ja, Herr, wenn du nichts dagegen hast. Schickst du nach mir, wenn du etwas gegen Einar unternimmst?«
»Das tue ich.«
Nachdem Kron gegangen war, wandte Rorik sich Mirana zu. »Der Haferbrei schmeckt gut.«
»Ja.«
»Seltsam«, fuhr er nach einer Weile fort. »Der König oder sein fremdländischer Berater, dieser Hormuze, wird Einar töten, wenn er seiner habhaft wird. Aber, Mirana, das darf ich nicht zulassen. Verstehst du das? Ich will meine Hände in seinem Blut baden. Ich muß den Feigling zu Tode bringen. All die Lieben, die mir nahestanden, die er geschlachtet hat, fordern meine Rache an ihm.«
Sie nickte. »Hast du schon einen Plan?« Er schüttelte den Kopf. »Es hat Zeit«, setzte sie hinzu. »Der König und Hormuze werden erst gegen Ende des Sommers nach Clontarf reisen. Vielleicht stirbt der alte König auch vorher. Er ist sehr alt, Rorik. Ich habe den König und Hormuze Anfang des Jahres kennengelernt. Sie waren beide schon sehr alt. Der König widerte mich an.«
Rorik grinste. »Ich habe gehört, er ist voller List und Tücke und wird uns schon deshalb alle überleben. Aber genug von ihm. Vielleicht sollten wir einander jetzt etwas besser kennenlernen. Damit du weißt, was es bedeutet, mich zum Gemahl zu haben. Was hältst du davon?«
Ihre Stimme klang fest und klar, und ihre Augen waren auf seinen Mund gerichtet, als sie sagte: »Das würde mir gefallen, Rorik.«
»Mirana«, entgegnete er mit leiser, warnender Stimme. »Sieh mich nicht so an. Es ist früher Morgen, und es gibt viel Arbeit. Ich muß mich um die Felder und um die Jagd kümmern. Außerdem ist eines meiner Kriegsschiffe, das, welches ihr — Entti und du — gestohlen habt, beschädigt. Es muß instandgesetzt werden.«
»Es ist nur leicht beschädigt. Eine einzige Planke hat sich gelockert, als wir das Boot an Land zogen. Sieh nur, Hafter geht zu Entti. Ich frage mich, was sie wohl diesmal mit ihm anstellt.«
»Oder er mit ihr.«
»Glaubst du, Hafter ist flink genug im Kopf, um sie zu überlisten?«
»Ihr Frauen«, sagte Rorik im Aufstehen. »Man kann keiner von euch trauen.« Brummend beugte er sich über sie, küßte sie auf den Mund und verließ das Langhaus. Im Gehen rief er seine Leute zu sich.
Mirana blickte reglos den gewundenen Pfad zum Meer hinunter. Rorik stand mit einem Dutzend seiner Männer am Ende der Mole. Er begrüßte Männer, die ihr unbekannt waren. In der rechten Hand hielt er einige Seebarsche an einer Schnur, und seine linke Hand hielt die eines jungen Mädchens. Das Mädchen war schön. Ihr weißblondes Haar fiel in schweren Locken bis zu den Hüften und glänzte silbrig in der strahlenden Sonne. Sie war gertenschlank, und ihre prallen Brüste zeichneten sich deutlich unter dem knappen Leinenmieder ab.
Lachend sah sie zu ihm hoch. Hinter ihr standen ein älterer Mann, eine Frau und ein jüngerer Mann. Sie sahen einander ähnlich. Eigentlich sahen sich alle Wikinger mit ihren blonden Haaren und den blauen Augen ähnlich. Nur Mirana sah anders aus — sie kam nach ihrer irischen Mutter, klein und zierlich, mit rabenschwarzem Haar.
»Wie schön«, sagte die Alte Alna an Miranas Schulter. »Sie sind also doch noch gekommen. Ich fragte mich schon, wo sie diesen Sommer bleiben. Das ist Roriks Mutter Tora, sein Vater Harald und sein jüngerer Bruder Merrik. Er ist nicht älter als du und bereits ein großer Krieger. Er ist noch leidenschaftlicher und heißblütiger als Rorik und muß lernen, sich zu zügeln. Das Mädchen ist Sira. Wie hübsch sie geworden ist. Sie ist eine kleine Prinzessin, stolz und hochmütig.«
»Wer ist sie?«
»Roriks Cousine, die Tochter von Dorn, dem Bruder von Roriks Vater. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, ihr Vater kam bei einem Überfall auf Kiew ums Leben. Roriks Eltern haben sie zu sich genommen. Sie ist achtzehn Sommer alt. So alt wie du, stimmts? Nein, wie hübsch sie ist.«
»Sie scheint Rorik gern zu
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