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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Art von Schiff.«
    »Ich habe sie gesehen.« Ich nippte an meinem Wein. Diese Chance war das Beste, was ich mir erhoffen konnte, und ich hatte verdammtes Glück, daß sie sich mir bot. Es war logisch, daß kleine Tramp-Luftschiffe nur schwer ausgebildete Luftschiffer bekamen, wo die Gehälter auf den großen Schiffen um so vieles höher lagen. Und doch hatte ich im Augenblick nicht das rechte Interesse. Ich steckte noch so voller Bitterkeit über meine eigene Dummheit. »Aber sind Sie überzeugt, daß der Kapitän die ganze Geschichte kennt? Wissen Sie, ich bin aus gutem Grund bei der Armee gefeuert worden.«
    »Ich kenne den Grund«, entgegnete Dempsey ernst. »Und er imponiert mir.«
    »Er imponiert Ihnen? Warum das?«
    »Sagen wir einfach, ich mag Reagans Typ nicht. Und ich bewundere, was Sie für die Inder getan haben, die er angegriffen hat. Das beweist, daß Sie ein anständiger Kerl sind, der das Herz auf dem rechten Fleck hat.«
    Ich weiß nicht so recht, ob ich solches Lob aus dem Munde des jungen Mannes gern hörte. Ich zuckte die Achseln. »Ich haßte Reagan für das, was er meinem Kapitän angetan hatte.«
    Dempsey lächelte. »Drehen Sie es, wie Sie wollen, Bastable. Jedenfalls können Sie den Job haben. Wollen Sie?«
    Ich leerte mein zweites Glas Wein und runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht so recht…«
    Dempsey schenkte mir neu ein. »Ich möchte Sie zu nichts überreden, was Sie nicht wirklich wollen - aber ich darf darauf hinweisen, daß nur wenige Leute Sie zu etwas anderem als Matrose einstellen würden - zumindest für eine ganze Weile.«
    »Darüber bin ich mir im klaren.«
    Dempsey zündete sich eine lange Zigarre an. »Vielleicht haben Sie Freunde, die Ihnen einen Job an Land angeboten haben?«
    »Freunde? Nein. Ich habe keine Freunde.« Das stimmte. Kapitän Harding war von allen am ehesten mein Freund geworden.
    »Und Sie besitzen Erfahrung mit Luftschiffen. Sie könnten doch im Ernstfall mit einem umgehen?«
    »Vermutlich. Ich habe ein Examen abgelegt, das dem Patent eines Zweiten Offiziers gleichkommt. Wahrscheinlich bin ich allerdings in bezug auf die Praxis ein bißchen schwach.«
    »Das werden Sie aber schnell lernen.«
    »Wie kommen Sie denn zu der Bekanntschaft mit dem Kapitän eines Luftfrachters?« fragte ich. »Sind Sie nicht Student?«
    Dempsey senkte den Blick. »Sie meinen Erstsemester? War ich einmal. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wissen Sie, ich habe Ihren Werdegang verfolgt, seit man Sie auf dem Berggipfel gefunden hat. Ich muß schon sagen, daß Sie meine Fantasie beherrscht haben.«
    Hierauf mußte ich lachen, wenn auch ohne große Erheiterung. »Nun, wahrscheinlich ist es großzügig, daß Sie mir helfen wollen. Wann kann ich Ihren Kapitän denn kennenlernen?«
    »Heute abend?« Dempsey grinste beflissen. »Wir könnten mit meinem Wagen nach Croydon fahren. Was meinen Sie dazu?« Ich hob die Schultern. »Warum nicht?«
    5 Kapitän Korzeniowski
    Dempsey fuhr mit einiger Geschwindigkeit nach Croydon, doch ich mußte zugeben, daß er den altmodischen Mordan-Dampfwagen auf bewundernswürdige Weise beherrschte. Wir waren innerhalb einer halben Stunde in Croydon.
    Croydon ist eine typische Aeropark-Stadt. Sie verdankt ihre Existenz dem Aeropark, und wohin man auch blickt, wird man daran erinnert. Viele Hotels sind nach berühmten Luftschiffen benannt, und in den Straßen wimmelt es von Fliegern aus aller Herren Länder. Es ist eine freche, laute Stadt im Vergleich zu anderen und muß den alten Seehäfen meiner Zeit ganz ähnlich gewesen sein. (Vielleicht sollte ich für all dies das Futur benutzen und sagen, »wird sein« und so fort, aber das fällt mir schwer, denn diese Ereignisse haben sich natürlich in meiner persönlichen Vergangenheit zugetragen.)
    Dempsey steuerte uns in den Vorhof eines kleinen Hotels in einer von Croydons Nebenstraßen. Das Hotel hieß The Airman 's Rest und war offensichtlich in früheren Tagen eine Postkutschenstation gewesen. Es befand sich, was eigentlich keiner Erläuterung bedarf, im alten Teil der Stadt und bildete einen recht ausgeprägten Gegensatz zu den Stein- und Glastürmen, die den größten Teil Croydons beherrschten.
    Dempsey führte mich durch den großen Aufenthaltsraum, in dem sich Flieger der alten Generation drängten, die ganz offensichtlich die Atmosphäre im Airman's Rest der der luxuriöseren Hotels vorzogen. Wir stiegen eine hölzerne Treppenflucht hinauf und schritten einen Flur entlang, bis wir an eine Tür am

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