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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wenn das Krebsgeschwür ganz herausgebrannt werden muß«, sagte Korzeniowski. »Das habe ich nun begriffen.«
    »Aha«, sagte Shaw, den Blick zu den Bergen gerichtet. »Da kommen die Fei-chi… «
    »Die was?«
    »Die Flugmaschine.«
    »Ich kann sie nicht sehen«, erklärte Korzeniowski.
    Auch ich konnte kein Anzeichen für die Loch Etive erkennen, doch ich vernahm ein Summen wie von einer Stechmücke.
    »Sehen sie«, rief Shaw mit einem Grinsen. »Da!«
    Ein Pünktchen erschien am Horizont, und das Summen wurde zu einem schrillen Pfeifen.
    »Da!« Er kicherte aufgeregt. »Ich meine kein Luftschiff, ich meine die Fei-chi - die kleine Hornisse - da kommt sie!«
    Instinktiv duckte ich mich, als etwas über meinem Kopf hinwegschwirrte. Ich hatte einen Eindruck von langen, vogelähnlichen Schwingen, die sich mit rasender Geschwindigkeit wie Windmühlenflügel drehten, dann verschwand das Ding in der Ferne, nur das zornige, Sirren war immer noch zu vernehmen.
    »Mein Gott!« rief Korzeniowski aus, riß die Pfeife aus dem Mund und zeigte zum erstenmal, seit ich ihn kannte, so etwas wie Verblüffung. »Es ist eine Flugmaschine, die schwerer ist als Luft. Ich dachte stets - man sagte mir immer, dergleichen sei unmöglich.«
    Shaw grinste und vollführte vor Begeisterung fast einen Freudentanz. »Und ich habe davon fünfzig Stück, Kapitän! Fünfzig kleine Hornissen, die böse stechen! Verstehen Sie nun, warum ich so sicher bin, die Stadt des Sonnenaufgangs gegen alles verteidigen zu können, was die Großmächte schicken?«
    »Sie kommen mir ein bißchen empfindlich vor«, sagte ich.
    »Das sind sie auch«, gab Shaw zu. »Aber sie erreichen eine Geschwindigkeit von fast fünfhundert Meilen in der Stunde. Und darin liegt ihre Stärke. Wer sollte in der Lage sein, auch nur eine Waffe auf sie zu richten, bevor eine Fei-chi bereits mit ihren Spezialgeschossen die Hülle eines Panzerschiffs durchschlagen hat?«
    »Wie… wie bist du denn auf diese Erfindung gestoßen?« wollte Dutschke wissen.
    »Nun, die Idee stammt von einem meiner amerikanischen Exilanten«, berichtete Shaw leichthin. »Ein paar meiner französischen Ingenieure haben sie verwirklicht. Innerhalb einer Woche war die erste Maschine gebaut und flugbereit. Innerhalb eines Monats hatten wir sie auf den Stand entwickelt, wie du sie eben gesehen hast.«
    »Ich bewundere die Männer, die da hineinsteigen«, sagte Dutschke. »Werden sie bei solchen Geschwindigkeiten denn nicht zerquetscht?«
    »Sie müssen natürlich gepolsterte Spezialanzüge tragen. Und ihre Reaktionen müssen so schnell sein wie die Maschinen, wenn sie sie richtig bedienen wollen.«
    Korzeniowski schüttelte den Kopf. »Also, ich glaube, ich bleibe bei den Luftschiffen«, sagte er. »Sie sind jedenfalls vertrauenswürdiger als diese komischen Dinger. Ich habe sie gesehen - aber ich kann immer noch nicht an eine Maschine glauben, die schwerer als Luft ist und doch fliegen soll.«
    Shaw schaute mich fast verschmitzt an. »Nun, Mr. Bastable? Sind Sie immer noch der Überzeugung, daß ich verrückt bin?«
    Ich starrte immer noch in den Himmel, wo die Fei-chi verschwunden war. »Sie sind nicht auf diese Weise verrückt, wie ich zuerst glaubte«, gab ich zu. Eine fürchterliche Vorahnung überkam mich. Ich sehnte mich von ganzem Herzen in meine eigene Zeit zurück, wo Flugmaschinen schwerer als Luft drahtlose Telefone, bunte, sprechende Kinematographien, die lebendige Bilder produzierten, nur in den Fantastereien von Kindern und Irren existierten. Ich dachte dabei an Mr. H. G. Wells, drehte mich um und sah zu dem Gebäude hinüber, wo das NFB-Projekt untergebracht war. »Sie haben doch wohl nicht zufällig eine Zeitmaschine erfunden?«
    Der Kriegsherr grinste. »Noch nicht, Mr. Bastable. Aber wir machen uns auch darüber unsere Gedanken. Warum fragen Sie?«
    Ich schüttelte den Kopf und gab keine Antwort.
    Dutschke klopfte mir auf die Schulter. »Sie wollen erfahren, wo das alles hinführt, stimmt's? Sie möchten in die Zukunft reisen, um General Shaws'Utopia zu besichtigen!« Er war inzwischen völlig auf Shaws Seite übergelaufen.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich glaube, ich habe nun die Nase von allen Utopien voll«, murmelte ich.
    5 Die Ankunft der Luftflotte
    In den folgenden Tagen unternahm ich keinen Versuch, aus der Stadt des Sonnenaufgangs zu fliehen. Der Gedanke an sich wäre schon völlig sinnlos gewesen. General O. T. Shaws Leute kontrollierten alle Straßen und bewachten sowohl die

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