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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ganze Dorf gestorben. Schauen Sie!«
    Die kinematographische Kamera holte die Bilder näher heran, und ich sah viele Schußverletzungen an den Leichnamen.
    »Sie sind ohne Passierscheine auf Delhi marschiert und wollten die Stadtgrenze überschreiten«, erzählte Shaw. »Sie wollten nicht stehenbleiben, als man ihnen den Befehl erteilte. Daraufhin wurden sie niedergeschossen.«
    »Aber das kann keine offizielle Entscheidung gewesen sein«, widersprach ich. »Ein Offizier wird durchgedreht haben. Das passiert manchmal.«
    »Hatten die Russen, Amerikaner und Japaner auch durchgedreht?«
    »Nein.«
    »So wird Macht ausgeübt, wenn sie von anderen bedroht wird, Mr. Bastable«, sagte Shaw. Ich sah ihm in die Augen. Tränen standen darin.
    Ich wußte ungefähr, was er empfand. Ich hatte ebenfalls Tränen in den Augen.
    Ich redete mir ein, die kinematographischen Aufnahmen seien gestellt - von Schauspielern gespielt, um Leute wie mich zu beeindrucken. Aber ich wußte, daß es keine Fälschungen waren.
    Ich verließ die Halle. Ich zitterte. Mir war schlecht. Und ich weinte immer noch.
    Schweigend gingen wir durch die stille Stadt des Sonnenaufgangs, keiner von uns konnte sprechen, nach dem, was wir gerade mit angesehen hatten. Wir gelangten an den Rand der Siedlung und sahen den provisorischen Aeropark vor uns. Nun befanden sich dort Menschen und arbeiteten an Strahlträgern, die offenbar einen beachtlich großen Anlegemast ergeben sollten. Wir sahen The Rover immer noch im Spinnennetz ihrer Kabel und Leinen am Boden verankert, doch das größere Schiff war verschwunden.
    »Wo ist die Loch Etive ?« Korzeniowski hatte diese Frage gestellt.
    Shaw blickte abwesend hoch und lächelte dann, als habe er sich an eine Pflicht erinnert. »Oh, die ist auf dem Rückweg. Ich hoffe, ihre zweite Mission wird ebenso erfolgreich verlaufen wie die erste.«
    »Missionen?« fragte Dutschke. »Was für Missionen?«
    »Ihre erste Mission war, das Kaiserliche Luftschiff Kanazawa abzuschießen. Wir hatten sie mit einigen Versuchswaffen ausgerüstet. Sie waren hervorragend. Keinerlei Rückstoß. Das ist ja immer das Problem mit großen Schiffsgeschützen, wie?«
    »Richtig.« Korzeniowski nahm seine Pfeife heraus und begann sie umständlich anzuzünden. »Ganz richtig.«
    »Und ihr zweiter Auftrag war, eine Teilstrecke der Transsibirischen Eisenbahn zu bombardieren und die Ladung eines Zuges in Richtung Moskau zu erbeuten. Wenn sie enthält, was ich denke, werden wir in der Lage sein, unser NFB-Projekt zu beschleunigen.«
    »Was ist denn nun dieses mysteriöse Projekt?« fragte Una Persson. - General O. T. Shaw deutete auf ein großes, fabrikähnliches Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Aeroparks. »Dort drüben. Ein sehr kostspieliges Projekt, wie ich gerne zugeben will. Aber mehr kann ich Ihnen nicht verraten, fürchte ich. Ich verstehe es selbst kaum. Die Mehrzahl unserer deutschen und ungarischen Flüchtlinge arbeitet daran. Auch ein oder zwei Amerikaner und ein Engländer - lauter politische Flüchtlinge. Aber brillante und geniale Wissenschaftler. Die Stadt des Sonnenaufgangs profitiert vom Druck, der im Westen auf die Neugier ausgeübt wird.«
    Ich konnte nicht glauben, daß er die Konsequenzen solcher Taten außer acht gelassen hatte. »Nun haben Sie sich den Zorn der Großmächte eingehandelt«, sagte ich. »Sie stahlen ein britisches Luftschiff, um ein japanisches Kriegsschiff und eine russische Eisenbahnlinie zu zerstören. Die Betroffenen werden sich zwangsläufig zusammenschließen. Die Stadt des Sonnenaufgangs kann froh sein, wenn sie noch einen Tag zu leben hat!«
    »Wir haben immer noch die Geiseln von der Loch Etive «, sagte Shaw heiter.
    »Wird das die Japaner oder die Russen abhalten, Sie in Grund und Boden zu bomben?«
    »Es wirft ein ernstes diplomatisches Problem auf. Die drei Nationen werden eine Weile darüber zu diskutieren haben. In der Zwischenzeit vervollkommnen wir unsere Abwehr.«
    »Selbst Sie können sich nicht gegen die verbündeten Luftflotten Britanniens, Japans und Rußlands verteidigen!« sagte ich.
    »Das werden wir ja sehen«, entgegnete Shaw. »Nun, Mr. Bastable, was halten Sie von meiner Laterna-Magica-Vorführung?«
    »Sie haben mich davon überzeugt, daß die Behandlung der Einheimischen strenger überwacht werden muß«, antwortete ich.
    »Und das ist alles?«
    »Es gibt andere Möglichkeiten, Ungerechtigkeiten ein Ende zu bereiten als Revolutionen und blutige Kriege«, sagte ich.
    »Nicht,

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