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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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ich betonen! So können wir auch versuchen, alles anders denn zuvor zu machen.«
    »Wie wär’s mit besser?«, fragte Pipifax.
    Nach langem Hin und Her beschlossen sie, zusammenzubleiben und gemeinsam den Weg zum Schicksalsteich zu wagen. Diejenigen unter ihnen, denen das nicht genehm war, murmelten sich etwas in den Bart, oder, sofern sie keinen hatten, glatt am Kinn entlang; aber das stimmte die anderen auch nicht mehr um. Die Gefährten rollten sich ins Fahnenkraut und schliefen ein Weilchen; und nicht einmal im Traum fiel ihnen ein, dass sie vergessen hatten, Wachen aufzustellen.

    So kam es, dass die Knorks sie unvorbereitet antrafen, als sie mit ihrem Angriff auf das Lager der Ohrringgemeinschaft begannen. Eigentlich hatten die Übelriechenden keine wirklich abgründigen Pläne geschmiedet: sie beabsichtigten lediglich, den Freunden die Proviantrucksäcke zu entreißen. Die Gefährten aber schreckten hoch, wähnten sich in großer Gefahr, rannten in alle möglichen Richtungen, zogen Schwerter, sangen Lieder, und als sie einen Augenblick innehielten, bemerkten sie, also jeder für sich, dass die Gemeinschaft auseinandergebrochen war.
    Bollobier war sogar tot. Er war aus Versehen in einen Hagel Pfeilschauer gerannt, der sich aus Südost genähert hatte, womöglich von irgendjemandem losgeschossen. Frohdoof fiel in den Fluss, und Samenweis, der nahebei stand, kramte in seinem Rucksack. Marathorn, Pymli und Legospass mordeten einige Knorks, die ihnen den Blick auf die Sterne verstellten, an denen sich die Freunde zu orientieren suchten, und derer Schönheit sie in Versform zu huldigen gedachten. Pipifax und Macho hatten sich verlaufen, wie sie feststellen mussten, kehrten alsbald zurück und fragten die Knorks, ob sie bei deren Wegelagerungen mitmachen dürften.
    So war die Ohrringgemeinschaft auseinandergefallen, und wenig Hoffnung bestand für ihre Mitglieder, jemals irgendwelche weiblichen Zufallsbegegnungen zu teilen.

Neunundzwanzigstes Kapitel:
Von Quergestellten Sümpfen und Schwarzen Toren
    Nun flog alles einem sich merkwürdig schnell nähernden Ende entgegen; später geborene Gelehrte sehen in diesem Tempo einen Hinweis darauf, dass die Gefährten der etwaigen Müdigkeit zukünftiger Lebewesen vorzubeugen trachteten, die in der Retrospektive an ihrem Abenteuer teilhaben und von langatmigen Passagen rasend schnell gelangweilt werden würden. Als hätten die Kumpanen geahnt, dass ihre Geschichte später aufgeschrieben und überliefert, ja sogar Bewegten Bildern überantwortet werden würde.
    Einigermaßen rasch überquerten Frohdoof und Samenweis den Fluss ohne Namen und ohne Wiederkehr, traten auf dem jenseitigen Ufer in Glasscherben und eilten dann jammernd los in Richtung des Schattenreichs Murderor. Zwischen karstigen gezackten Hügeln trafen sie einen, der sich als die Verkörperung dieser Hügellandschaft ausgab.
    »Unsinn«, meinte Frohdoof. »Du siehst nicht sonderlich karstig aus. Und niemand würde freiwillig das Sinnbild einer Hügellandschaft sein. Wie ist dein Name?«
    »Emyl Muin«, entgegnete der Fremde.
    »Hm, vielleicht stimmt’s doch«, murmelte der Hobbknick, »das mit der Verkörperung. Man trifft ja unentwegt die seltsamsten Leute in dieser Mittelmäßigen Welt! Sodass man sich zuweilen fragt, ob sie ihren Namen zu Recht trägt.« Dem Fremden aber rief er noch zu: »Immerhin ein ungewöhnlicher Name, den du da hast!«
    Und weiter eilten die zwei fort. Sie planten, elegant einige Sümpfe zu umkurven, die sich ihnen quer in den Weg gestellt hatten, doch das gelang nicht: sie verfingen sich in ihnen.
    Und so gerieten sie in einer nebelverhangenen Mitternachtsstunde in ein Moor fahl blinkender Lichter, die außergewöhnlich flackerten, aber auf so gewöhnliche Namen wie Robherth oder Rhalf hörten – was die Dösköppe nicht wussten, ansonsten hätten sie sie angerufen.
    »Hier sieht’s ja unheimlich unheimlich aus«, murmelte Samenweis.
    »Die Szenerie ist von unglaublich atmosphärischer Dichte«, flüsterte Frohdoof. »Und falls sie dereinst in die Bewegten Bilder mit aufgenommen werden sollte, darf auf keinen Fall die Düsternis dieser mitternächtlichen Stunde vergessen werden! Und diese fahlen flackernden Lichter, die allenthalben über den schwarzen Pfuhlen aufgehen, müssen unirdisch wirken, genauso wie sie jetzt aussehen – bloß nicht wie kleine Lagerfeuerchen unter einem Nachmittagshimmel!«
    »Das wird schon hinhauen!«, meinte Samenweis.
    »Na, ich weiß nicht«, meinte

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