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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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Frohdoof. »Irgendwie bin ich skeptisch.«
    »Wo steckt denn bloß Guelle?«, fragte Samenweis, nachdem sie zwischenzeitlich schon in einige der Pfuhle gefallen waren, in denen Leichen lagen, was übrigens für sie sehr aufwühlend war. »Müssten wir ihm nicht in dieser Abenteuerpassage begegnen?«
    Er sah in diesem Augenblick, ohne jede Rücksicht auf seinen Herrn, schonungslos schwachköpfig aus, und kündigte mit nicht einer einzigen mimischen Faser seinen glanzvollen Analogiesatz an.
    »Hier is’ Guelle schon! Genau wie Wächter im Wasser taucht er auf, als die guten Freunde sprechen von ihm! Da staunen und glotzen Dösköppe, he?«, rief Guelle und entstieg einem schlammigen Loch.
    »In der Tat! Welch aufregende, jedoch irgendwie auch beruhigende Analogie!«, stieß Samenweis hervor. Im Mondlicht sah Guelle-Shmirigh wie ein ausgemergeltes Skelett aus, das sich aus einem Tümpel geschält hatte und mit Matschornamenten überzogen war. Nicht alles an diesem Erscheinungsbild indes war überraschend: Der Skelettgleiche hatte sich ja aus einem Tümpel geschält.
    »Darf Shmirigh jetzt am Ohrring ziehen?« Guelles Augen glommen grünlich, ein in der Mittelmäßigen Welt übliches Signal für Gier und Bosheit.
    »Du kannst es ja mal versuchen«, sagte Frohdoof, »ich befürchte allerdings, er wird sich nicht lösen lassen!«
    Er ließ sich nicht lösen; und also waren sie ganz dankbar, als sich kurz darauf der zirkulierende Schatten eines Nazgulash näherte, der offenbar ebenfalls den Plan des Amläppchenziehens verfolgte. Der untote Ohrringgeist stob auf seiner Dinostute im Tiefflug heran und siehe! er verstob sich, verlor zappelnd die Balance und stürzte mitsamt seinem Flugsaurier in ein Schlammbecken, das auf den meisten Landkarten jener Jahre nicht verzeichnet war.
    »Alle Achtung, wie die ihren einst hervorragenden Ruf ramponieren! «, rief Samenweis. »Wie oft wollen sie es eigentlich noch verpatzen?«
    »Ich könnte ihnen ja mal den Ohrring auf offener Handfläche anbieten«, schlug Frohdoof vor.
    »Wahnsinn, die Idee!«, sagte Samenweis. »Vielleicht wird sie ja später in die Bewegten Bilder mit aufgenommen? Doch im Rötlichen Buch wird von solchen Handlungsweisen nichts erwähnt, und ein bisschen billig wär’s schon. Außerdem lässt er sich ja nicht lösen!«
    Später konnte er sich nicht mehr erinnern, diesen Satz ausgesprochen zu haben, so sehr Frohdoof ihn auch mit Fragen nach dem geheimnisumwitterten Wortpaar bedrängte.
    »Darf ich denn jetzt bei euch mitmachen?«, fragte Guelle, und die zwei Hobbknicks zuckten begeistert mit den Schultern.
    Am Ende eines zermürbenden Tages, und, was sie noch nicht ahnten, auch kurz vor dem Ende des Drittletzten Zeitalters, so insgesamt gesehen, erreichten sie das Schwarze Tor von Murderor. Diesmal fanden sie das Tor allerdings ohne den Ausgemergelten nach dem Weg zu fragen, da sie ihn schon wussten, was Guelle erstaunte, zumindest tat er so, denn im Rötlichen Buch hätte er etwas anderes gelesen, wie er beiläufig erwähnte. Dies überraschte die zwei Dösköppe, hätten sie doch literarisches Interesse bei Shmirigh in der Tat nicht vermutet.
    Genau im Scheitelpunkt des Winkels zwischen Aschentonnengebirge und Schattenrissgebirge dräute es, wie eh und je, und wie auf allen zeitgenössischen Karten verzeichnet. Und auf den Knien der Berge gewahrten sie ein weiteres Mal die gewaltigen Khny-Shonr.
    »Dort dräut es«, sagte Frohdoof.
    »Nie erklärt mir irgendeiner das Wort«, jammerte Samenweis.
    »So mag es sein«, sprach Frohdoof. »Vielleicht handelt es sich um einen der berüchtigten Rennenden Scherze des Blauen Buches? Doch irgendwann womöglich, unter kalten Sternen in einer Winternacht, werden dir Geheimnisse offenbart.« Samenweis staunte.
    Die drei Wanderer lagen bäuchlings auf einem Schlackeberg, lugten auf die von unzähligen Knorks bewehrten Bastionen, und Frohdoof fiel nichts Besseres ein, als aus den Überlieferungen zu zitieren: »Durch dieses Tor scheint mir ein Eintritt ins Schattenreich sozusagen und nahezu unmöglich… hm, jetzt fällt mir doch noch was ein: Wieso sind wir nicht direkt nach Gierig-Unwohl gegangen, hm? Wir sind doch inzwischen gar nicht mehr so unerfahren in diesem Abenteuer…«
    »Wegen der angepeilten Parallelität, Meister, vielleicht?«, schlug Samenweis vor.
    Da horchte Guelle auf. »Zum Geisterpass, Schätzken? Wo Sie lauert, um Euch zu fressen?«
    »Genau«, entgegnete Samenweis. »Nur dass wir uns ja nie fressen

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