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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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weil es nie erwähnt wurde. Aber wie durch einen fremden Willen bewegt, wanderte seine rechte Hand langsam zu einer der zahllosen Taschen in seiner Jacke, und siehe! da hielt er ihn hoch, den sagenhaften Umkehrer, und Krankas abscheulicher Atem knallte gegen ihn und wurde mit fürchterlicher Intensität auf sie zurückgeschleudert.
    Und sie nahm das geruchliche Spiegelbild ihrer selbst wahr, wie die Anwesenheit eines entsetzlichen Monsters direkt vor ihr; und ihre riesigen Nüstern blähten sich, die sie urkomischerweise besaß, obgleich sie zu den Marienkäferartigen gehörte. Und abrupt blieb sie stehen, denn in den Jahrtausenden ihres Daseins hatte sie nicht annähernd etwas so Widerwärtiges gewittert; und nichts anderes erfüllte ihre finsteren Gedankengänge als der Wunsch, sich umzuwenden und zu fliehen. Damit hatte es allerdings noch ein Weilchen Zeit, denn zunächst musste sie sich ausgiebig übergeben.
    Und während Frohdoof den Gestankumkehrer hoch über seinen Kopf hielt, wandten sich die Dösköppe erneut zur Flucht. Sie rannten und rannten, und am Ende rannten sie immer noch, bis sie endlich, rennend, den Ausgang aus dem stinkenden Labyrinth fanden.
    Vor sich sahen sie die tiefe Kluft des Geisterpasses Gierig-Unwohl, und links und rechts waren zwei Felsnasen, und etwas weiter nördlich drei Felsohren. Sie waren Kranka entkommen!

Achtzehntes Kapitel:
Unterhalb des Turms von Gierig-Unwohl
    Während sich Marathorn, Pymli und Legospass in ihrem heimlichen Versteck, dem einsamen Wald, der hohen Schule des Müßiggangs widmeten, während Macho und Pipifax immer noch mit den Knorks tanzten und feierten, denn nichts anderes hatten sie die ganze Zeit über getan, während Bollobier, wie schon seit längerem, tot war, und während niemand wusste, was aus dem armen Ganzhalb geworden war – allerdings vermutet werden mochte, dass ihn ein ähnlich furchtbares Schicksal wie alle anderen ereilt hatte – während all dies geschah, und zwar zeitgleich, kletterten Frohdoof und Samenweis durch die schmale unwirkliche Kluft inmitten des Schattenrissgebirges, jene enge und von Schrecknissen heimgesuchte Klamm, deren Name nur in finstersten Nachtmahren erklang: Gierig-Unwohl, der Geisterpass. Und sie wussten, sie waren vom Schicksal vergackeiert worden – wie alle, die in dunkler Enge wandeln, derweil ihre früheren Freunde nicht im schmalen Dustren wandern.
    »Bei Eydu, dem Großen Illu-Manta!«, rief Samenweis. »Unser Weg, Herr, ist der düsterste von allen! Sieh die Gespenster und die toten Köpfe!« Und er wies nach schräg links.
    Frohdoof aber bekam von all dem nichts mit, gewahrte weder Gespenster noch tote Köpfe, selbst falls welche da gewesen sein mochten, was nun niemand mehr bezeugen kann. Denn er hatte sich versehentlich den Gestankumkehrer vors Gesicht gehalten. Und nach Wochen und Monaten des einsamen und zehrenden Wanderns erschien ihm sein Atem wie die Geruchsruine, die er war; und eine Abscheu und ein Ekel ergriff ihn, dass selbst der Geisterturm, der jetzt rechts 19 über ihren Köpfen, hoch oben auf der spitzen Felsnadel, auftauchte, keinen Schrecken mehr für ihn barg. Aus jenem Turm aber strömten nun zu allem Überfluss ungezählte Knorks, die den beiden Wanderern heulend und geifernd entgegenrannten, augenscheinlich mit unfreundlichen Absichten. Wollten sie gar über die armen Hobbknicks herfallen?
    Widerlich anzusehen waren die Heranstürmenden: schuppige Haut hatten sie und fettige Haare und unebenmäßige Gesichtszüge, und ihre Arme und Beine und Hälse waren mit Pusteln, Furunkeln und Karbunkeln übersät, und ihre Kleidung bestand aus halbverrotteten Lumpen; und sie stanken.
    »Herr!«, rief da Samenweis. »Der Gestankumkehrer! Jener, der dir von Bombenstil gegeben wurde! ›Eine Hilfe soll euch dieses Gerät sein, in der Stunde der ärgsten Geruchsbedrängung!‹ – so sprach er doch damals! Und mit Bedacht sage ich ›damals‹; denn kommt es dir nicht auch so vor, als wäre es vor undenklichen Zeiten geschehen, und in einer anderen Welt, die weniger düster war als jene hier, die mich anfliegt wie ein Alptraum, wenn du weißt, was ich meine, Herr?!«
    Frohdoof war überrascht, denn selten hatte er Samenweis so wortkarg erlebt. Indessen aber drehte er den Geruchsumkehrer in Richtung der heraneilenden Knorks, und siehe! wie erstarrt erstarrten jene inmitten ihres Ansturms. Und sie wurden eines Gestankes gewahr, wie er ihnen in solcher Aufdringlichkeit noch nie begegnet war; und sie

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