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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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haben sie nun davon!«
    Und die Blubberrorer bauten prächtige Schiffe, fuhren damit zur Mittelmäßigen Welt und versklavten und misshandelten die dort Ansässigen mit Ingrimm; solches Tun allerdings befreite sie lediglich ein bisschen von ihrer Unrast.
    Spätestens zu jenem Zeitpunkt war klar geworden, dass das Höchste Geschlecht der Menschen an Edelmut eingebüßt hatte. Je inbrünstiger sich die Blubberrorer amüsierten, desto inniger wünschten sie sich, dass das Amüsieren kein Ende hätte, und umso finsterer wurde ihre Gemütslage, und umso heftiger peitschten sie die Sklaven: damit sie wenigstens ein bisschen Seelenruhe erheischen konnten.
    Da hatten sich die Schläfrigen Götter was eingebrockt! Eine Suppe, namentlich, genau wie Eros dereinst den Seinen. Wiederum galt es nun für die Weltenlenker, seufzend auf ihren Thronen zu sitzen und mittels Sendboten die unzufriedenen Menschen durch halbherzige Warnungen in Schach zu halten, zum Beispiel mit jener, dass es den Blubberrorern bloß nicht in den Sinn kommen sollte, ihre Schiffe in Richtung der Unsterblichen Lande zu lenken, um dort womöglich so etwas wie Unsterblichkeit einheimsen zu trachten.
    »Falls ihr solches vorhabt«, riefen die Herolde der Götter, »so könnt ihr euch das ein für allemal abschminken! Und am besten aus dem Kopf schlagen. Das mit dem Schminken und Kopfschlagen mag in euren Ohren befremdlich klingen, es sind jedoch Redensarten bei uns im Segensreich. Wir haben da vielerlei Wortspielereien, die wir gern dem Glückseligen Alltag entnehmen, wie er bei uns zu Hause herrscht. Jedenfalls: In Valium gibt es nichts für euch zu holen, und ihr habt dort nichts zu suchen, erst recht keine Unsterblichkeit! Dass ihr euch das tüchtig hinter die Ohren schreibt!« Was eine andere Valiumorische Redensart war.
    Doch es wurden die Menschen hellhörig und misstrauisch, und sie munkelten untereinander: »Wieso reiten die Valiumorer eigentlich andauernd darauf herum, dass wir nicht in den Äußersten Osten segeln dürften, und dass es dort für uns nichts zu holen gäbe, hm? Das kann doch nur bedeuten, dass es dort was für uns zu holen gibt! Bestimmt unsterbliches Leben! Also los in den Osten!«
    Und während sie begannen, flott eine Flotte zu bauen, tauchte, in einer nett anzusehenden Gestalt, die nichts anderes als eine geschickte Verkleidung war, Saurum auf, Mordfotts miesester Vasall und dessen Nachfolger auf dem Düster-Thron. Er hatte in der Mittelmäßigen Welt inzwischen sein eigenes Schattenreich Murderor ins Unleben gerufen, wo er mittlerweile die Einen Finsterkleinodien geschmiedet hatte, und er rief: »Richtig so, Blubberrorer. Jetzt aber mal los nach Valium! Holt euch die gute alte Unsterblichkeit! Ich bleib’ solange hier und pass’ auf eure Frauen und Edelsteine auf!«
    Und umgehend sackte er einige Edelsteine ein, auf die ihrer Kostbarkeit wegen in besonderem Maße aufgepasst werden müsste, wie er ihnen erklärte, während er klammheimlich damit begann, schöne Frauen aus den Augenwinkeln heraus anzuvisieren. Und noch ehe sich die Blubberrorer verwundert fragten, ob jene Blicke Schandtaten ankündigten, war Saurum mit der Vorbereitung der Planung der Durchführung einiger Schandtaten beschäftigt.
    Mit ihrer inzwischen riesigen Flotte fuhren die Blubberrorer bald darauf in den Äußersten Osten, den Schläfrigen Göttern das immerwährende Leben zu entreißen. Aber die Sache ging schief, und das hätten sie sich eigentlich denken können: denn wessen Wesensart sich verdunkelt, der bezieht in der tollkühnen Welt am Ende seinen Düsterlohn für Finsterarbeit.
    Das mit dem Finsterlohnauszahlen erledigten aber nicht die Schläfrigen Götter selber, die lieber Eydu, den Einen anriefen, der sofort abnahm: »Oh Einer!«, so riefen sie. »Kannst du das nicht für uns übernehmen? Mit den aufmüpfigen Blubberrorern abrechnen, die Ärger machen? Dann können wir derweil in unseren Sesseln sitzen und zuschauen!«
    Der Eine überlegte zwar, ob er nicht lieber mit den Valiumorern abrechnen sollte, aber er überlegte nur einen flüchtigen Moment lang, denn es fiel ihm ein, dass es für ihn noch aufreibender wäre, neue Götter zu erschaffen und in die Welt zu schicken.
    Also riss er einfach einen Schlund inmitten der Meere, wohin sofort und ohne weiter drüber nachzudenken, Gesetzmäßigkeiten gehorchend, die Wassermassen fluteten. Und die Blubberrorer brachten es tatsächlich zuwege, dort hineinzufahren, und selbst der Ausruf des Königs:

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