Der Herr der Ohrringe (German Edition)
Glückseligkeit rührte vor allem vom Baum Khannabissilion her, jenem, der in der Mitte der Insel wuchs, und dessen getrockneter Blätter Rauch die Blubberrorer gern inhalierten, um surreal anmutender Visionen habhaft zu werden, die sie jauchzen machten.
Fernab des Gejauchzes, das sich über die Weiten des Meeres fortpflanzte, in der Mittelmäßigen Welt, wohin allerdings nur noch ein fernes und kaum wahrnehmbares Echo des Jauchzens drang, war nicht viel los. Aber das, was los war, wurde von Schriftgelehrten auf mürben Blättern festgehalten, die sie wieder verlegten, woraufhin es später so schien, als wäre noch weniger los gewesen als tatsächlich los war, und das war ohnehin nicht viel, was da los war, wie schon erwähnt.
Zu Beginn dieses Zeitalters lebten noch etliche Alberne an den östlichen Küsten, in der Nähe der frisch, aber matt gestrichenen Farblosen Häfen. Sie waren versammelt unter der Herrschaft von Dyll-Saladh, der von allen als Hochkönig der Albernen angesehen wurde, als der Albernste. Nur einen Steinwurf nördlich, allerdings wäre dies ein beachtlicher Wurf gewesen, wohnte in jenen Tagen Gard Ariel, die unglaublich Beflankte, größte Verführerin der damaligen Zeitalter und aller darauffolgenden, an der Seite ihres Gemahls Tele-Porno, eines Verwandten von Bingho Graujacke. Und Tele-Porno rief andauernd, derweil er mitleiderregend bibberte vor Lust, die ihn durchschüttelte: »O Gard Ariel! Wenn doch nur deine ausschweifenden Machenschaften, vom Sexus dir eingeflüstert, festzuhalten wären, auf dass sie dem Auge und dem Sinn nicht entflöhen, sondern zu genießen und zu bewundern und zu betrachten wären, auf immerdar und überall, unverweht vom Verrinnen der Zeit!«
»Tele-Porno!«, entgegnete Gard Ariel. »Ich wünschte, dies würde Realität!«
Aber es sollte nach Jahrtausende dauern, bis ein solches möglich ward; und zu jenem Zeitpunkt war Gard Ariel schon längst entschwunden aus dieser Mittelmäßigen Welt, und ihren weniger anmutigen und minder begabten Nachfolgerinnen der Sterblichen Sippe oblag es, die Vision des Tele-Porno in die Welt einzuführen.
Im Laufe des Viertletzten Zeitalters zogen viele der Edelsten Albernen, anzüglich kichernd, wodurch sie albern wirkten, nach Erection, östlich der Dunstberge, in die Nähe des Osttores von Glorya, des sagenhaften Khamasutrn. Sie taten dies, weil ihnen zu Ohren gekommen war, dass in Glorya Mimosen-Silber gefunden worden war, woraus sie Liebesspielzeuge und Tand zu schaffen gewillt waren. Die Freundschaft zwischen jenen Albernen und den Lendhenzwergen von Glorya war die innigste, die jemals zwischen diesen zwei Völkern herrschte, mit Ausnahme der Liebe, die später die Ohrringgefährten Legospass und Pymli verband.
Kelle Bromber war der Herr von Erection, ein begnadeter Schmiedekunstmeister und Nachfahre von Fee Amor selbst. Er war es, der die magischen Ohrringe und die nicht weniger verblüffenden Armreifen anfertigte, bei deren Vollendung ihm zuweilen der Dunkle Herrscher Saurum, in eine dem Auge wohlgefällige Hülle gekleidet, wodurch ihn niemand erkannte, über die Schulter blickte und murmelte: »Mayene Vraessae, das is’ ja allerhand, Kelle! Muss ich unbedingt selber mal ausprobieren! Das mit dem Schmieden von Kleinodien, mein’ ich. Kann man sie auch mit Düstermacht belegen, eigentlich?«
Die Aufzählung der Jahre des Viertletzten Zeitalters
1 Erster Anstrich der Farblosen Häfen.
32 Die Blubberrorer, die erst in jenem Augenblick so heißen, erreichen die Insel Blubberror und pflanzen den Zu-Rauchenden-Baum.
40 Viele Lendhenzwerge wandern nach Glorya und ziehen sich dort in dunkle Nischen zurück, wodurch die Bevölkerung von Khamasutrn wächst.
442 Tod von Eros Bar-Miniatur, der daraufhin feststellt, dass dadurch, dass er nicht mehr lebt, ein Ende seiner Affären gekommen ist.
740 Die Albernen, die dorthin gezogen, gründen das Reich von Erection.
1003 Saurum, alarmiert durch das fortwährende Jauchzen der Blubberrorer, wählt Murderor als Land, darin zu leben und eigene Pflänzchen großzuziehen.
1200 Saurum bemüht sich, die Albernen zu verführen. Zu diesem Zwecke hat er eine ansehnliche Gestalt erwählt und gibt sich den Namen Annastal, den er später, da er keine hübschen Hüllen mehr annehmen kann, wieder ablegt. Die meisten Albernen weisen sein Buhlen zurück, aber an Kelle Brombers Schulter darf er sich zuweilen ausruhen; während einer solchen Gelegenheit wohnt er dem Schmieden der Kleinodien
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