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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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als Zeremonienmeister lustvoller Schwelgerei. Selbst ihn hatte Frohdoof aus dem Unleben zurückgeholt!
    Saurum, der frühere Schwarze Herrscher, gab sich vor allem dem Ulken hin und turtelte ununterbrochen mit Awon, der Schönsten Frau der Welt. Indes war sie die Gefährtin Marathorns, des wankelmütigen Dauerläufers, und also war jener der einzige, der unter dem Stachel der Eifersucht ein wenig Unglück verspürte, weswegen er zuweilen Schwerter zerknickte, die daraufhin von manchem Weisen mit mythischen Namen belegt wurden. So hatten auch die Geschichtsschreiber ein wenig Arbeit; ansonsten nämlich hatten sie wenig zu tun. Denn es ist nun einmal so, dass es von Zeiten unentwegter Heiterkeit zumeist wenig Berichtenswertes zu erwähnen gibt; jedoch von Zeiten der Gefahren und schwarzen Bedrohungen gibt es stetig Erwähnenswertes zu berichten.
    Es saßen Gard Ariel die Verführerin und Allround der Halb-Alberne dauernd beisammen, und da die Macht der Drei Ohrringe gebrochen war durch die Allmacht des Beherrschenden Einen Ohrrings, der in Frohdoofs Läppchen baumelte, und somit auch der Blaue Lethargie-Ohrring, der Allrounds Kleinod war, seine Wirkung verloren hatte, schlief der Halb-Alberne nicht mehr ganz so oft ein. Die zwei legendären Edlen hatten es sich in einer besonders behaglichen Kuschelecke von Vidas Tierlyth gemütlich gemacht, wo ihre Kniekehlen nur gelegentlich über die scharfen Kanten der Steincouch schrammten. Und sie schwelgten in ihren Erinnerungen, sofern sie sich ihrer entsannen: wie es ältere Geschöpfe, deren Glanzlichter erloschen sind, eben gern tun. Sie erzählten sich alte Geschichten aus den verschiedenen Zeitaltern der Mittelmäßigen Welt und noch ältere aus dem Entrückten Osten, da die Welt jung war. Einige dieser Erzählungen sind im »Killmarillion« gesammelt, davon es noch Kunde geben mag.
    In jenen Tagen des aus dem Moment geborenen Glückschauders suchte Ganzhalb der Graue Zauberer fortwährend nach Wurzeln oder Kräutern, vorzugsweise in den Bergregionen, die sich im Rücken der alten Stadt aufreckten, und direkt unterhalb der Schneegrenze. Doch was er dort genau zu finden hoffte, verriet er zunächst niemandem.
    Eines gleißenden Morgens jedoch führte er Marathorn, den müden Dauerläufer, zu den hochgelegenen Abhängen; und noch während Marathorn gähnend und ratlos umherblickte, wies der Zauberer lächelnd auf einen winzigen Sämling, der sich aus der Schneedecke heraus räkelte. Der Dauerläufer fühlte sich bar jeglichen Erklärungsansatzes ob dieses seltsamen Gebarens, hatte also, wie immer, Schwierigkeiten mit den Sinnzusammenhängen, und er sprach: »Was soll das Getue um den Sämling? Und bedenke: ich bin planlos und barfuß.« Worauf Ganzhalb entgegnete: »Pflücke das Pflänzchen behutsam, oh elenvahr , und bring es Awon, deiner schönen Verlobten! Und sie wird ablassen vom unsäglichen Getuschel mit Saurum, der uns schon früher genug Ärger bereitete.«
    Daraufhin ward Marathorn froh, und pflückend bückte er sich und nahm den Sämling fort von jenem hochgelegenen Ort. Doch zurückgekehrt in Vidas Tierlyth fand er das Pflänzchen nicht mehr und musste erkennen, dass die Taschen seiner Gewänder eine ärgere Zerschlissenheit aufwiesen als die Gelehrten es zuvor je erahnt hätten. Und Awon liebäugelte weiter mit Saurum.
    Legospass und Pymli verbrachten jeden einzelnen Augenblick in inniger Zweisamkeit, und sowohl die Albernen als auch die Lendhenzwerge waren darüber konsterniert und hätten diese außergewöhnliche Freundschaft mit Argwohn betrachtet, wenn die allgegenwärtige Sorglosigkeit solch Misstrauen zugelassen hätte: immer, wenn sie gerade anhuben, die zwei Unkonformen zu maßregeln, kamen lediglich Komplimente dabei heraus, und noch während sie sich darüber verärgern wollten, waren ihre Bedenken verflogen. Und Legospass und Pymli küssten einander auf der von Sonnenstrahlen überfluteten Brüstung der Feste, derweil sich ihre Haare, blond und schmutzbraun, im Wind mischten.
    Die Hobbknicks entdeckten derweil, dass das Erzählen von Geschichten, das Niederschreiben ihrer Abenteuer enorm an Farbreichtum gewann und sogar vollkommen neue Facetten gebar, indem sie öfter Bier aus größeren als aus kleineren Humpen tranken. Und obgleich die Humpengrößen alsbald gewaltig waren, blieben die Dösköppe von jeglicher Unbill verschont, die ungehemmter Trunkgenuss gemeinhin nach sich zu ziehen pflegt – und auch daran wurde allerorten erkannt, dass ein

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