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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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es eine weitere Nachricht gegeben. Ich sollte sie im Palast zum Tee aufsuchen und alle Frauen mitbringen, die mich begleiteten. Diesmal war sie deutlich geworden und sagte, es sei wichtig, es gehe um eine Prophezeiung. Ich mochte die Essera, aber nicht ihren Aberglauben. Vielleicht fand sich nachher trotzdem noch Zeit.
    Wir hatten für ein Begräbnis gespendet, aber jemand hatte mehr Einfluss besessen, als Gold und Silber kaufen konnten. Darsan erfuhr die Ehre einer Tempelbestattung.
    Eine jüngere Priesterin der Astarte trat vor und beschrieb in klaren Worten Darsans Leben. Ihre Stimme war sanft und tröstend, als sie von seiner Liebe zu den Worten sprach, davon, wie sehr er der Ordnung zugesprochen hatte und dem Wissensdurst und dem Wunsch, andere Länder kennenzulernen und anderes Denken. Ihre Stimme wurde kälter, als sie davon sprach, dass er missbraucht wurde, um eine Falle zu stellen. Sie sprach von dem Gott ohne Namen, der nur neidete, und rief die Gläubigen dazu auf, sich auf immer von ihm abzuwenden, die Liebe zu leben und nicht Neid, Missgunst und Hass.
    Es war eine schöne Rede, die mir viel über Darsan berichtete, was ich nicht gewusst hatte, und noch etwas mehr über eine Göttin, die ich nicht oft in ihrem Haus besuchte. Es mochte sogar das erste Mal sein. Astarte galt als geduldig und lieblich, als sanft und warmherzig, vermittelte Geborgenheit, sie war das Sinnbild der Mutter und sah die Menschen als ihre Kinder. Und dennoch … die Priesterin dort vorn … Wäre ein Gläubiger des Namenlosen anwesend gewesen, sie hätte ihn mit bloßen Händen zerrissen, denn der Mutter war ein Kind gemordet worden. Wenn die Diener wirklich für ihre Götter sprachen, hatte der Namenlose unter seinen Brüdern und Schwestern tatsächlich keine Freunde.
    Zum Schluss sangen die Priesterinnen im Gebet, der größte Teil der Gläubigen fiel ein, selbst Leandra schien den Text zu kennen. Ein goldenes Licht entstand um die Bahre herum, wurde gleißend hell, sodass die Bahre mit Darsans Körper darauf im Licht verging. Es ebbte ab, und die Bahre war leer. Unter den Seufzern der Versammelten sahen wir alle zu, wie ein großer Schmetterling dem Lichtstrahl folgte, der durch die Kuppe des Tempels fiel, und durch das offene Dach entschwand. Auch Leandra hatte Tränen in den Augen.
    »Was bedeutete der Schmetterling?«, fragte ich sie leise, als wir gingen. An der großen Tafel rechts neben dem Eingang war ein Steinmetz bereits dabei, Darsans Namen einzumeißeln. Es lagen so viele Blumen dort am Fuß der Tafel, dass der Mann bis zu den Hüften in den Opfergaben stand.
    Leandra war noch immer gerührt. »Die Göttin hat ihm noch eine kurze Zeit gegeben, um Schönheit zu erfahren. Der Schmetterling ist Darsans Seele auf dem Weg zu Soltar«, antwortete sie mit belegter Stimme.
    Ich sah zu dem Tempel zurück, hell, grazil, in Gold und sanften Pastelltönen gehalten. Es war unwahrscheinlich, dass man mich so bestatten würde, und wenn, dann würde ich gewiss zu einer dicken schwarzen Krähe.
    Als wir wieder nach Hause kamen, wartete Natalyia dort bereits auf uns. Sie sah erschöpft aus. »Ich habe den Tempel gefunden«, teilte sie uns müde mit. »Es war nicht besonders schwer, man braucht wirklich nur abwärts zu gehen. Ich verstehe nicht, dass er ein Geheimnis sein soll, denn er ist nicht zu verfehlen.«
    »Was erwartet mich dort unten?«, fragte ich. Auf der Schale in der Mitte des Tischs lagen diesmal Äpfel. Ich mochte auch Äpfel, aber im Moment naschte ich lieber.
    »Wie war Darsans Heimkehr?«, fragte Natalyia zuerst.
    »Friedlich«, sagte ich.
    »Wunderschön«, antwortete Leandra.
    Ich nahm mir doch einen Apfel und zog meinen Dolch heraus, um ihn zu schälen.
    »Was erwartet mich dort unten?«, fragte ich erneut.
    Natalyia sah mich fast vorwurfsvoll an. »Genug für die schwärzeste Seele. Havald, Ihr habt recht mit der Messe um Mitternacht, sie bereiten die Opfergaben für die Zeremonie gerade vor.« Natalyias Augen waren dunkel.
    »Was für Opfergaben?«, fragte Leandra neugierig.
    »Welche Blumen stehen denn für den Namenlosen?«
    »Die Nachtlilie«, antwortete ich. »Aber ich bezweifle, dass wir von Blumen sprechen, oder?«
    Natalyia nickte. »Es ist immer dasselbe, wenn es um einen dunklen Gott geht«, sagte sie leise.
    »Blumen zu verbrennen ist auch zu einfach«, sagte Zokora, und obwohl ihre Betonung wie meist unbeteiligt wirkte, glaubte ich diesmal Bitterkeit zu hören. »Mädchen kurz nach dem ersten Blut. Mit

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