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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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hier so viel gesungen, dass mir alle Gedanken wegschwimmen. Mal sehen, ob mein Freund, der Dúnadan, mir nicht helfen kann. Wo steckt er denn?«
    Elrond lachte. »Er wird zu finden sein«, sagte er. »Dann zieht ihr beide euch in einen Winkel zurück und vollendet euer Werk, und bevor dieses Fest vorüber ist, wollen wir es anhören und darüber befinden.« Boten wurden nach Bilbos Freund ausgeschickt; doch wusste niemand, wo er war oder warum er an dem Festmahl nicht teilgenommen hatte.
    Einstweilen saßen Bilbo und Frodo beisammen, und auch Sam kam rasch herbei und setzte sich zu ihnen. Sie sprachen leise miteinander, ohne auf das ausgelassene Treiben und die Musik in der Halle zu achten. Über sich selbst hatte Bilbo nicht viel zu berichten. Nach seinem Verschwinden aus Hobbingen war er zuerst ziellos umhergewandert, die Straße entlang oder durchs Land zu beiden Seiten, aber immer irgendwie in Richtung Bruchtal.
    »Ich bin ohne große Abenteuer hierher gelangt«, sagte er, »und nach einer Ruhepause bin ich mit den Zwergen weitergezogen nach Thal: meine letzte Reise; andere werde ich nicht mehr unternehmen. Der alte Balin war fort. Dann kam ich zurück nach Bruchtal, und hier bin ich immer noch. Ich hab so dies und jenes gemacht, an meinem Buch weitergeschrieben und, na ja, auch ein paar Lieder gedichtet. Die singen sie hier ab und zu – wohl nur, um mir eine Freude zu machen, denn eigentlich sind sie nicht gut genug für Bruchtal. Und ich hör mir vieles an und denke nach. Die Zeit scheint hier nicht zu vergehn, sie ist einfach. Das ist schon ein merkwürdiges Fleckchen hier!
    Ich höre allerlei Neuigkeiten aus dem Land hinter den Bergen und aus dem Süden, aber kaum etwas aus dem Auenland. Das über den Ring hab ich natürlich gehört. Gandalf war oft hier. Aber erzählt hat er mir nicht viel; er war in den letzten Jahren zugeknöpfter denn je. Der Dúnadan hat mir mehr gesagt. Stell dir vor, so eine Aufregung,und alles wegen meines Rings! Schade, dass Gandalf nicht schon früher alles herausgefunden hat. Ich hätte das Ding schon lange hierher bringen können, ohne all den Ärger. Ich hab schon einige Mal dran gedacht, noch mal nach Hobbingen zurückzugehn und ihn zu holen, aber ich werde langsam alt, und sie wollten mich nicht fortlassen – Gandalf und Elrond, mein ich. Sie glaubten anscheinend, dass der Feind überall nach mir sucht und mich in Stücke reißen würde, wenn er mich in der Wildnis erwischte.
    Und Gandalf hat mir gesagt: ›Den Ring hast du abgegeben, Bilbo. Es wäre nicht gut, weder für dich noch für andere, wenn du dich noch mal damit befassen wolltest.‹ Komische Bemerkung von ihm, sieht ihm ähnlich! Aber er hat gesagt, er werde sich um dich kümmern, darum hab ich die Sache auf sich beruhen lassen. Ich freue mich schrecklich, dich gesund und munter zu sehen.« Er hielt inne und blickte Frodo zweifelnd an.
    »Hast du ihn bei dir?«, fragte er im Flüsterton. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin einfach neugierig, klar, nicht, nach allem, was ich so gehört habe. Ich würde zu gern mal wieder kurz einen Blick drauf werfen.«
    »Ja, ich habe ihn«, sagte Frodo und spürte, wie ein seltsames Widerstreben in ihm aufkam. »Er sieht genauso aus wie immer.«
    »Schön, ich würde ihn einfach gern mal einen Moment sehen.« Beim Ankleiden hatte Frodo bemerkt, dass man ihm den Ring,während er schlief, um den Hals
     gehängt hatte, an einer neuen Kette, die leicht, aber fest war. Langsam holte er ihn hervor.
    Bilbo streckte die Hand aus. Aber Frodo zog den Ring schnell wieder zurück. Zu seinem Kummer und Befremden war ihm, als sähe er nicht mehr Bilbo vor sich: Ein Schleier schien zwischen sie gezogen zu sein, und durch den Schleier starrte er auf eine kleine, runzlige Kreatur mit gierigem Gesicht und knochigen Grabschhänden. Er hätte ihn prügeln mögen.
    Die Musik und der Gesang hörten auf, und es wurde still. Bilbo blickte rasch in Frodos Gesicht, dann strich er sich mit der Hand über die Augen. »Jetzt versteh ich«, sagte er. »Steck ihn weg! Es tutmir Leid. Entschuldige, dass ich dir diese Bürde aufgeladen habe! Entschuldige das alles! Nehmen denn die Abenteuer kein Ende? Vermutlich nicht. Immer wieder muss einer kommen und die Geschichte fortsetzen. Na, da kann man nichts machen. Ich frage mich: Lohnt es sich überhaupt, dass ich mein Buch zu Ende zu schreiben versuche? Aber grämen wir uns jetzt nicht darüber! Jetzt lass uns von wirklich Wichtigem reden – was gibt es Neues

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