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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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anderen fort und stieg auf den Hügelkamm. Er stellte sich in den Schatten eines Baumes und blickte, den Kopf schräg haltend, wie wenn er auf etwas horchte, nach Süden und Westen. Dann kam er zum Rand der Mulde zurück und blickte zu den anderen herab, die lachten und schwatzten.
    »Was ist, Streicher?«, rief Merry zu ihm hinauf. »Wonach hältst du Ausschau? Vermisst du etwa den Ostwind?«
    »Den nicht«, antwortete er. »Aber etwas anderes vermisse ich. Ich bin schon zu ganz verschiedenen Jahreszeiten in Hulsten gewesen. Das Land ist unbewohnt, aber zu allen Zeiten leben hier sonst viele Tiere, besonders Vögel. Und doch ist jetzt alles still, bis auf euch. Ich spüre das. Auf Meilen im Umkreis kein Geräusch, und eure Stimmen scheinen im Boden nachzuhallen. Ich versteh das nicht.«
    Gandalf wurde gleich aufmerksam. »Aber was meinst du, was der Grund ist? Könnte es nicht einfach nur die Überraschung sein, auf einmal vier Hobbits hier zu sehen, von uns anderen gar nicht zu reden, wo so selten sonst jemand herkommt?«
    »Hoffentlich ist es das«, antwortete Aragorn. »Aber ich habe wie noch nie zuvor ein Gefühl, dass wir hier wachsam sein sollten und einiges zu befürchten haben.«
    »Dann müssen wir vorsichtiger sein«, sagte Gandalf. »Wenn man einen Waldläufer dabeihat, hört man besser auf ihn, besonders wenn er Aragorn heißt. Wir dürfen nicht mehr laut reden, legen uns still zur Ruhe und stellen eine Wache auf.«
    Die erste Wache an diesem Tag hatte Sam, aber Aragorn leistete ihm Gesellschaft. Die anderen schliefen bald. Dann wurde die Stille so still, dass selbst Sam etwas merkte. Jeder Atemzug der Schläfer war deutlich zu hören. Jedes Schweifwedeln oder die gelegentlichen Hufbewegungen des Ponys wurden zu lautem Getöse. Sam konnte die eigenen Gelenke knirschen hören, wenn er sich rührte. Totenstille herrschte ringsum, und über allem hing ein klarer blauer Himmel, an dem die Sonne von Osten aufstieg. Weit im Süden erschien ein dunkler Fleck, wurde größer und kam nach Norden getrieben wie eine Rauchfahne im Wind.
    »Was ist das, Streicher? Sieht nicht wie eine Wolke aus«, flüsterte Sam. Aragorn gab keine Antwort, er beobachtete gespannt den Himmel; aber bald konnte auch Sam sehen, was da näher kam. Vogelschwärme, die sehr schnell flogen, kreisten und kreuzten über dem Land, als ob sie etwas suchten, und kamen beständig näher.
    »Flach hinlegen und nicht rühren!« zischte Aragorn und zog Sam mit sich in den Schatten eines Hulstgebüschs, denn ein ganzes Regiment der Vögel hatte sich plötzlich vom Hauptschwarm getrennt und kam in geringer Höhe direkt auf den Kamm zugeflogen. Sam glaubte, eine Art großer Krähen zu erkennen. Als die Vögel über sie hinwegflogen, in so dichtem Haufen, dass ihr Schatten wie ein schwarzer Fleck über den Boden zog, war ein einziger rauer Krächzton zu hören.
    Bevor der Schwarm nicht nach Nordwesten verschwunden und der Himmel wieder ungetrübt war, wollte Aragorn nicht aufstehen. Dann ging er und weckte Gandalf.
    »Schwärme von schwarzen Krähen überfliegen alles Land zwischen dem Gebirge und der Grauflut«, sagte er, »und eben waren sie über Hulsten. Sie sind hier nicht heimisch; es sind crebain aus dem Fangorn und aus Dunland. Ich weiß nicht, was sie hierher treibt; möglich, dass sie vor etwas flüchten, das sie im Süden aufgescheucht hat; aber ich glaube, sie spionieren das Land aus. Ich habe auch viele hoch fliegende Falken gesehen. Ich denke, wir sollten heute Abend weitergehen. Hulsten ist nicht mehr so heimisch für uns: Es wird überwacht.«
    »Dann wird das Rothorntor auch überwacht«, sagte Gandalf, »und wie wir ungesehen hinüberkommen sollen, kann ich mir nicht vorstellen. Aber daran denken wir, wenn es soweit ist. Dass wir weitergehen sollten, wenn es dunkel wird, damit hast du leider Recht.«
    »Ein Glück, dass unser Feuer wenig Rauch gemacht hat und schon heruntergebrannt war, bevor die crebain kamen«, sagte Aragorn. »Jetzt löschen wir’s und zünden es nicht wieder an.«
    »Na, wenn das kein Schreck in der Abendstunde ist!«, sagte Pippin, bald nachdem er am späten Nachmittag aufgewacht war und man ihm die Neuigkeiten schonend beigebracht hatte: kein Feuer, und nachts geht es weiter. »Und alles wegen einem Schwarm Krähen! Und ich hab mich so auf eine warme Mahlzeit heute Abend gefreut!«
    »Freu dich noch ein bisschen länger drauf!«, sagte Gandalf. »Du erlebst vielleicht noch viele unverhoffte Gelage. Meinerseits

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