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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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nicht alles von Grund auf anders geworden ist, dann wird einer, der Augen im Kopf hat und weiß, worauf zu achten ist, die Zeichen erkennen.«
    Er trat dicht an die Felswand. Genau zwischen den Schatten der beiden Bäume war eine glatte Fläche, und darauf strich er, leise Worte brummend, mit den Händen hin und her. Dann trat er zurück.
    »Da!«, sagte er. »Seht ihr jetzt etwas?«
    Der Mond schien auf die glatte graue Fläche; aber weiter sahen sie zunächst einmal nichts. Dann, nach einer Weile, erschienen langsam an den Stellen, die der Zauberer mit den Händen gestreift hatte, blasse Linien wie dünne silberne Äderchen im Gestein. Zuerst waren sie fein wie Spinnenfäden im Altweibersommer und schimmerten nur, wo das Mondlicht sie traf; aber allmählich traten sie kräftiger und deutlicher hervor, bis das ganze Bild zu erkennen war.
    Ganz oben, wo Gandalf eben noch hatte hinaufreichen können, war ein Bogen mit Schriftzeichen: eine Elbenschrift mit verbundenen Lettern. Darunter sah man, obwohl die Linien hier stellenweise verwischt oder gebrochen waren, einen Hammer und Amboss im Umriss, überdacht von einer Krone mit sieben Sternen. Zu beiden Seiten unterhalb davon stand je ein Baum mit Mondsicheln an denZweigen. Deutlicher als alles andere schimmerte in der Mitte der Tür ein einzelner Stern mit vielen Strahlen.
    »Das sind Durins Wahrzeichen!«, rief Gimli.
    »Und das ist der Hochelben Baum!«, sagte Legolas.
    »Und der Stern des Hauses Feanor«, sagte Gandalf. »Die Zeichen sind aus Ithildin, das nur Mond- und Sternenlicht spiegelt und schläft, bis einer es berührt, der Worte spricht, die in Mittelerde nun längst vergessen sind. Es ist lange her, dass ich sie zuletzt gehört habe; darum habe ich eine Weile nachdenken müssen, bis sie mir wieder einfielen.«
    »Was steht denn da?«, fragte Frodo, der die Inschrift auf dem Bogen zu entziffern versuchte. »Ich dachte, ich kenne die Elbenschrift, aber diese kann ich nicht lesen.«
    »Die Worte sind in der Elbensprache des Westens von Mittelerde in den Ältesten Tagen«, sagte Gandalf. »Aber sie besagen nichts, was für uns wichtig wäre. Da steht nur: Die Tür Durins, des Herrn von Moria. Sprich, Freund, und tritt ein. Und die kleine, blasse Schrift unten bedeutet: Ich, Narvi, baute sie. Celebrimbor von Hulsten schrieb diese Zeichen.«
    »Was soll das bedeuten, sprich, Freund, und tritt ein? «, fragte Merry.
    »Das ist doch klar«, sagte Gimli. »Wenn du ein Freund bist, dann sprich das Losungswort, und die Tür wird aufgehen, und du kannst eintreten.«
    »Ja«, sagte Gandalf. »Diese Tür wird wahrscheinlich mit Worten gehütet. Manche Zwergentüren öffnen sich nur zu bestimmten Zeiten oder für bestimmte Personen, und manche haben außerdem noch ein Schloss, zu dem man den Schlüssel braucht, auch wenn der richtige Zeitpunkt und die nötigen Worte schon bekannt sind. Diese Tür hier hat kein Schloss. Zu Durins Zeit war sie nicht geheim. Sie stand für gewöhnlich offen, und ein Türhüter saß dabei. Aber wenn sie geschlossen war, konnte jeder, der das Losungswort kannte, es aussprechen und eintreten. So heißt es jedenfalls in den Berichten, nicht wahr, Gimli?«



»Ja«, sagte der Zwerg. »Aber welches Wort es war, weiß niemand mehr. Narvi und seine Kunstfertigkeit sind mit seinem ganzen Geschlecht von der Erde verschwunden.«
    »Aber kennst du denn das Wort nicht, Gandalf?«, fragte Boromir erstaunt.
    »Nein«, sagte der Zauberer.
    Die anderen machten besorgte Mienen; nur Aragorn, der Gandalf schon länger kannte, blieb stumm und unberührt.
    »Was hatte es dann für einen Sinn, uns in diesen verfluchten Winkel zu führen?«, rief Boromir und blickte mit Schaudern auf das dunkle Wasser hinter ihnen. »Du hast uns gesagt, du seiest schon einmal durch die Minen gegangen. Wie war das möglich, wenn du nicht wusstest, wie man hineingelangt?«
    »Auf deine erste Frage, Boromir«, sagte der Zauberer, »antworte ich, dass ich das Wort nicht kenne – noch nicht! Aber wir wollen gleich mal sehn. Und«, fügte er hinzu, Boromir unter seinen borstigen Brauen hervor anfunkelnd, »was mein Tun für einen Sinn hat, kannst du mich erst fragen, wenn ganz klar ist, dass es keinen hat. Und zu deiner nächsten Frage: Glaubst du etwa meine Geschichte nicht? Oder hast du nicht genug Verstand, um zu begreifen, dass ich nicht von dieser Seite hineingekommen bin, sondern von Osten?
    Wenn ihr’s wissen wollt, kann ich euch sagen, dass diese Tür nach außen aufgeht. Von

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